ZDF zeigt Doku über Nürnberger Prozesse

29.9.2016, 16:15 Uhr
Arte und das ZDF zeigen eine Dokumentation über die Nürnberger Prozesse, die auch selten gesehene Farbaufnahmen aus dem Nachkriegs-Nürnberg enthält.

© Stadtarchiv Nürnberg/Ray d'Addario Arte und das ZDF zeigen eine Dokumentation über die Nürnberger Prozesse, die auch selten gesehene Farbaufnahmen aus dem Nachkriegs-Nürnberg enthält.

Manche kamen nach Jahren des Schreibverbots ins zerstörte Nürnberg, um über die Prozesse zu berichten, die den Blick auf die Welt und ihre Kriege verändern sollten. Erich Kästner war dabei, John Dos Passos und Erika Mann, alles längst etablierte Schriftsteller, die gerade deshalb einen anderen, grundsätzlicheren Blick auf die Vorgänge hatten.

Andere waren noch No-Names, die den Krieg jung überstanden hatten, sich in ganz unterschiedlichen Widerstandsgruppen engagiert oder sogar im KZ überlebt hatten. Etwa Willy Brandt, der aus seinem norwegischen Exil kam, Markus Wolf, der einen russischen Pass hatte und für Berliner Zeitungen berichtete, oder der Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der sich als Journalist im Gerichtssaal an der Fürther Straße die Filmaufnahmen aus dem KZ gemeinsam mit Göring und Co. ansehen musste.

Sie alle wollten sehen und berichten, wie ein internationales Gericht auf der Basis allgemeiner moralischer und völkerrechtlicher Grundsätze, die dazu oft erst formuliert werden mussten, über die deutschen Befehlshaber und Nazi-Täter urteilte.

Peter Hartl hat zum 70. Jahrestag der Urteilsverkündung eine Dokumentation gedreht, die ganz nah dran ist an den Menschen, die den Prozess als Berichterstatter erlebten. Ein großer Teil des Films basiert auf den Recherchen von Steffen Radlmaier, Leiter des Kultur-Ressorts der Nürnberger Nachrichten, der ebenfalls zu Wort kommt. Er hat 2001 den Band "Der Nürnberger Lernprozess. Von Kriegsverbrechern und Starreportern" herausgegeben und an einem Film über das Pressecamp im Faber-Castell-Schloss mitgearbeitet.

Im "Bleistiftschloss" in Stein war nämlich die Elite der zeitgenössischen Reporter versammelt, kampierte unter Stuckdecken auf Feldbetten und tauschte sich abends über den Prozess auf englisch, deutsch und russisch aus.

Die aufwändig produzierte Dokumentation von Peter Hartl lässt nicht nur viele Zeitzeugen erzählen, sie zeigt auch historische Filmszenen aus dem Gerichtssaal selbst und selten gesehene Farbaufnahmen aus dem Nachkriegs-Nürnberg.

Sendetermine:  "History: Der Nürnberger Prozess. Prominente berichten" im ZDF, am 2. Oktober,  23.30 Uhr, und in ZDFInfo am 8. Oktober, 8Uhr.
 

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