Landratsamt nimmt Abschied von Fürth
24.12.2015, 11:00 UhrVoraussichtlich ab 2018 sollen am Dienstgebäude im Pinderpark zwei Anbauten — ein Bürogebäude und ein weiteres, das Raum bietet für einen großen Sitzungssaal, der bis dato unter dem Dach des Hauses am Fürther Stresemannplatz untergebracht ist — entstehen, teilt Behördensprecher Bernd Kuch auf Nachfrage mit. Bereits ab April nächsten Jahres baut der Kreis ein Bürogebäude, das direkt an den Parkplatz hinter dem Zirndorfer Amtsgebäude angrenzt, für seine Zwecke um. Im Anschluss sollen die ersten, noch in Fürth angesiedelten Mitarbeiter dorthin wechseln.
Der Landkreis hat das Gebäude am Pinderpark 4 von der Wohnbaugesellschaft Zirndorf gekauft. Der bisherige Nutzer, Madeleine Mode, benötigt das Haus ab Frühjahr nicht mehr, weil das Modehaus seine Büros drei Hausnummern weiter ins Tipp-Gebäude, den Geschäftskomplex der Stadtentwicklungsgesellschaft Zirndorf, verlagert und damit die dortigen Leerstände in der Ladenpassage beendet.
Wie Geschäftsführer Alexander Weih auf Anfrage erklärt, will Madeleine die auf zwei Häuser verteilten 200 Zirndorfer Mitarbeiter im Tipp-Gebäude konzentrieren und auf dann 1100 Quadratmetern repräsentative Büro- und Konferenzräume einrichten. Die Boutique, mit der das Modehaus im Juni 2001 als erster Mieter in die Pinderpassage im Tipp-Gebäude einzog, wird Zirndorf ab April allerdings an Nürnberg verlieren. Sie zieht an den Lorenzer Platz der Noris und damit „deutlich näher an die Kunden“. Wie etlichen Händlern der Ladenpassage, die bereits aufgegeben haben, fehlt es dem Geschäft in der Pinderpassage an Laufkundschaft. Als Einkaufsmeile hat sich das Portal zum neuen Stadtteil in Zirndorfs Westen nicht bewährt. „Wir ziehen das Geschäft lieber um, als dass wir es aufgeben“, sagt Weih.
Dafür wird der Pinderpark jetzt alleiniger Sitz der Kreisbehörde. Und Zirndorf, das sich bereits seit dem Bezug des Landratsamts-Neubaus 2003 mit dem Titel Kreisstadt schmückt, obwohl die publikumsintensive Sozialverwaltung in Fürth zurückblieb, wird tatsächlich alleiniger Standort der Kreisverwaltung.
Das für Stadt und Landkreis zuständige staatliche Gesundheitsamt soll Kuch zufolge mit umziehen. Ob das Schulamt, das ebenfalls Stadt und Land betreut und im Landratsamt Fürth eingemietet ist, ebenfalls nach Zirndorf geht, sei noch offen. An Platz für Anbauten dürfte es auf den insgesamt 17 400 Quadratmetern Fläche, die die Bibertstadt dem Landkreis auf dem früheren Kasernenareal in Erbpacht überlassen hat, nicht fehlen.
Großes Grundstück wird frei
In Fürth wird mit dem Abschied der Kreisverwaltung vom Stresemannplatz mittelfristig ein städtebauliches Filetstück auf 6700 Quadratmetern Grund frei, das allerdings mit einem riesigen Gebäude in einem energetischen Zustand von vorgestern belastet ist. Mitte der 1960er Jahre als Amtssitz für den Landkreis gebaut, hat der Kreistag in jüngster Vergangenheit bereits wiederholt auch die Option diskutiert, den Altbau zu sanieren. Das erübrigt sich jetzt.
Vorangegangen waren Kuch zufolge aufwändige Kosten-Nutzen-Analysen. „In Fürth hätten wir viel investieren müssen. Ähnlich wie beim schräg gegenüber gelegenen Finanzamt erst geschehen, hätte der Altbau komplett ausgehöhlt werden müssen“, sagt Kuch. Grobschätzungen gingen von etwa 19 Millionen Euro aus, inklusive einer so oder so erforderlichen Erweiterung in Zirndorf. Gleichzeitig hätten an die 150 Mitarbeiter für mindestens zwei Jahre andernorts untergebracht werden müssen. Zentralisierung und Ausbau in Zirndorf für alle 380 Mitarbeiter dagegen werden auf 15 bis 18 Millionen Euro geschätzt.
Grund und Gebäude in Fürth gehören dem Landkreis, allerdings muss er bei einem Verkauf einen Ausgleichs-Anspruch des Freistaats abgelten. Den als Amtssitz genutzten Vorgängerbau in der Amalienstraße hatte das Land dem Kreis für Verwaltungszwecke überlassen. Sollte das Haus anderweitig genutzt werden, war das an eine Ablöse geknüpft. Als es mit dem Wechsel der Kreisverwaltung zum Stresemannplatz Fachoberschule wurde, wurde diese Auflage nicht abgegolten, sondern auf den damaligen Behördenneubau übertragen, erklärt Kuch. Um welche Summen es geht, sei noch offen, „das muss noch ausgehandelt werden“. Auf jeden Fall kann der Landkreis den möglichen Verkaufserlös nicht eins zu eins aufs eigene Konto buchen, um damit die Erweiterung in Zirndorf zu finanzieren.
3 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen