Lokalmatadore wehren sich vergeblich
25.7.2011, 10:34 Uhr
Ein Bier, eine Butterbreze, vielleicht ein Stücken Kuchen? Kurt Weißmann war erfreulich gut beschäftigt an diesem Sonntagnachmittag, mit einem unnachahmlichen Lächeln reichte er Bier und Brezen über die Theke. Seinen emotionalen Moment hatte er da schon erlebt, als er Bastian Doreth dort in der Reihe junger Hünen hatte stehen sehen und die Nationalhymne eingespielt wurde.
Da hatte sich Kurt Weißmann seinen „Gänsehautmoment“ gegönnt – und kurz darauf wieder Butterbrezen und Bier und Kuchen verkauft.
28 Jahre lang war Kurt Weißmann Basketballjugendtrainer, noch länger war er Sportlehrer. Und von den 500 Zuschauern, die in Nürnberg die Zukunft des deutschen Basketballs sehen wollten, hat wohl die Hälfte das Dribbeln bei Weißmann gelernt. So wie Stephan Harlander, der Nürnberg in die Bundesliga geführt hat, so wie Sajmen Hauer, der für Bonn in der Bundesliga gespielt hat, so wie eben auch Bastian Doreth, der mit Bayern München künftig die Bundeslig aufmischen will. Und natürlich hat Doreth vor dem ersten Sprungball auch Weißmann begrüßt, der im Nürnberger Basketball schon immer anpackt, wo gerade angepackt werden muss – und wenn es beim Brezenverkauf sein soll. Bescheiden und ehrlich erfreut ihn zu sehen, sei Doreth gewesen. 40 unerfreuliche Spielminuten später sollte sich das grundlegend ändern.
„Meine Mitmenschen, die mit mir heute den Abend verbringen müssen“, sagte Doreth da grimmig, „werden leider keine schöne Zeit haben.“ Die deutsche A2-Nationalmannschaft hatte gegen die A2-Nationalmannschaft Großbritanniens verloren. Und obwohl es nur ein Testspiel für die Universiade in China war, blickte Doreth drein, als wäre seinen Bayern der Aufstieg doch noch versagt worden. „Wir konnten nicht die nötigen Emotionen mobilisieren“, fügte er noch eine Erklärung hinzu – und mehr muss man über dieses eigenartig verkrampfte 66:72 eigentlich nicht wissen. Deutschland wirkte nach einer harten Trainingswoche beim dritten Test in drei Tagen müde. Doreth auch.
Eigentlich hatte er sich vor dem Heimspiel „gar nicht so viel Druck“ gemacht, tatsächlich aber schien Doreth ein wenig übermotiviert zu sein – seine Distanzwürfe, eigentlich eine Stärke des 21-Jährigen, gerieten allesamt zu kurz. Stefan Schmidt hingegen, jener bärige Center, der einst bei Tuspo Nürnberg seine ersten Würfe verwwandelt hatte und mittlerweile für Bayreuth in der Bundesliga spielt, wirkte vor, während und auch nach der Partie entspannt – obwohl auch er „wahrscheinlich alle Zuschauer“ kannte und „10 bis 20 Leute“ nur gekommen waren, um zu sehen, was er in der Eliteliga gelernt hatte.
Entspannt zu elf Punkten
Sie sahen, dass aus den Begegnungen mit Bambergs Pleiß und Bonns Ensminger gelernt hat, sich zur Wehr zu setzen. Schmidt ließ sich von den oftmals technisch eher unfertig wirkenden Briten jedenfalls nicht beeindrucken, erzielte elf Punkte und gab sich danach ebenfalls unaufgeregt: „Basketball bleibt Basketball, egal gegen wen du spielst und egal, ob davor die Hymne gespielt wird.“
Kurt Weißmann stand da noch am Eck des Gevierts und dachte an die Zeit zurück, als er es mit der Auswahlmannschaft der Bertolt-Brecht-Schule nach Berlin zum Bundesfinale geschafft hatte. Doreth war damals 15 Jahre alt und Weißmann hatte längst bemerkt, dass dieser „ganz zuverlässige und stets fleißige Junge“ zu Höherem bestimmt war. „Nicht, weil er einmal 30 Punkte gemacht hat, sondern weil er immer konzentriert war und weil er immer gewinnen wollte.“ Genau deshalb war es für Bastian Doreth keine schöne Heimkehr an diesem Sonntagnachmittag.
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