Einzigartige Dokumentation
Luftangriff auf Schwabach 1941: Historische Bilder als Mahnung
7.8.2021, 17:00 Uhr260 Bilder auf 104 Seiten: Warum dieses Heft? Da ist zum einen das Datum. Der Luftangriff jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Doch es gibt noch einen Grund: "Viele denken ja, dass da nur zwei oder drei Bomben gefallen sind", sagt Hans Schmitt. Die Bilder beweisen das Gegenteil.
Bombentrichter in der Maisenlach, zerstörte Häuser in der Innenstadt, die Luitpoldschule mit dem niedergebrannten Dach, die Treffer in der Spitalkirche, das in sich zusammengefallene Pfarrhaus am Martin-Luther-Platz: Das sind nur einige Beispiele. Kein Zweifel, Schwabach hatte es heftig getroffen.
Acht Minuten nach Mitternacht warfen britische Bomber die ersten Spreng- und Stabbrandbomben, gegen ein Uhr standen 83 Gebäude in Flammen. 57 wurden völlig vernichtet. Und das waren nur die baulichen Schäden.
Elf Tote, 95 Verletzte
Elf Menschen kamen in dieser Nacht ums Leben: drei Männer, fünf Frauen, drei Kinder. Zwei der Kinder waren die Söhne des evangelischen Pfarrersehepaar Siebenbürgen. 95 Personen wurden verletzt, viele davon erlitten Verbrennungen durch die Phosphorbomben. Rund 500 wurden obdachlos.
Der Luftangriff war für die Stadt auch deshalb so bitter, weil Schwabach nach allem, was man weiß, nur durch einen Irrtum zu Ziel geworden war. "Eigentlich wollten die Engländer das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg angreifen, verwechselten aber die Autobahnausfahrten", sagt Hans Schmitt, der früher auch Vorträge über die Bombennacht gehalten hat.
Riesiges Archiv
Der Unterreichenbacher hat zuhause eine riesige Sammlung mit unglaublichen 300 000 Bilder von Schwabach. Die historischen Fotos vom Angriff und den Zerstörungen hat ihm das Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Gemacht wurden sie damals im Auftrag der Stadt von der Schwabacher Fotografin Käthe Schönberger und dem Fürther Atelier Fritz Wolkenstörfer.
"Mit den Fotos wollte man nach Kriegsende die damaligen Feinde regresspflichtig machen", heißt es im Vorwort weiter. Im Oktober 1941 herrschte in Hitlers Reich also noch Siegeszuversicht. Der Angriff traf Schwabach völlig überraschend.
Christoph Haags Augenzeugenbericht
Ergänzt und eingeordnet werden die historischen Bilder durch Katasterauszüge und Stadtpläne, die die Ziele zeigen. Die Texte geben einen Abriss über Schwabach im Nationalsozialismus und zeichnen detailliert die Nacht des Angriffs nach. Eine wichtige Grundlage waren die Erinnerungen des Schwabacher Oberlehrers Christoph Haag, die er 1967 in Form seiner "Schwabacher Unterrichtshilfen" veröffentlichte.
Ulrich Distler hat diesen Text überarbeitet. Als weitere Quelle eingeflossen sind die Schilderungen von Wilhelm Eichhorn, die Klaus Huber aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt hat. Hans Schmitt und Ulrich Distler ist es wichtig, die Erinnerung auch an dieses düstere Kapitel Zeitgeschichte wachzuhalten. Im Vorwort betonen sie: "Diese Schrift soll eine Mahnung sein."
Erhältlich ist das Heft zum Preis von 15 Euro bei der Buchhandlung Kreutzer, im Modehaus Frenzel sowie in Unterreichenbach bei den Bäckereien Distler und Sproßmann.
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