"Mathe-Magie" am Gymnasium Gunzenhausen
26.1.2016, 08:00 UhrAbsolute Dilettanten, frischgebackene Novizen und berühmte Meister der Magie tummelten sich gut zwei Stunden lang auf der Bühne in der Aula des SMG und beeindruckten mit vorgeblichen telepathischen Fähigkeiten und metaphysischen Kräften. Da behauptete etwa Daniel Schmitz, die Geburtsdaten von Menschen spüren zu können, und verriet dem verblüfften Publikum am Ende tatsächlich, wann Laura, die sich freiwillig gemeldet hatte, ihren nächsten Geburtstag feiern kann. Matthias Knoch wiederum wollte per Gedankenkraft herausfinden, welche Zahlen beim Würfeln kommen. Und nachdem Moni aus dem Publikum die überdimensionalen Würfel in Bewegung gesetzt hatte und Till Ochtendung seinem Kompagnon vermelden konnte: „Die Würfel sind gefallen“, hatte Matthias tatsächlich keine Probleme, die richtige Augenzahl zu verkünden.
Dass nicht alles auf Anhieb klappt, gehört ebenfalls zur Show: Ein bisschen enttäuscht war der kleine Matthias aus dem Publikum schon, dass der „ganz heiße Trick“ von Till Ochtendung offenbar nicht funktioniert hat. Denn die Kreuz 8, die Till als vermeintliche Lösung auf einen Karton aufgemalt hat, ist nicht die Karte, die Matthias gezogen hatte. Kein Problem für Till, er braucht nur etwas Hilfe von einem Kollegen aus dem P-Seminar: Der bearbeitet den Karton mit dem Bunsenbrenner und schon wird aus der 8 eine 3, aus dem Kreuz Pik und somit steht dort am Ende doch noch die richtige Karte.
Auf dem Satz „Suchen Sie sich eine Karte aus und merken Sie sich diese“ fußen die meisten Kartentricks, und auch die angehenden Abiturienten hatten davon mehrere auf Lager. Moritz Frey etwa zeigte, assistiert von Ernst Wittmann, gleich fünfmal auf die richtige Karte, und Fabian Danner hatte bei seinem Auftritt ebenfalls keine Probleme, dass am Ende von zahlreichen undurchschaubaren Mischvorgängen der Eichelober, den sich der Freiwillige aus dem Publikum ausgesucht hatte, übrig blieb.
Leicht verächtlich blickte derweil Moderatorin Emilia Natalis auf die laienhaften Würfelspiele und Kartentricks ihrer Kollegen aus der Q 12 und zeigte stattdessen ihre ganz persönliche – natürlich nicht ernst gemeinte – Auslegung von Magie: Durch Schummeln und Spicken kam sie in Rekordzeit ans Ziel.
Zauberei beruht vor allem auf Illusion und Ablenkung, und das funktionierte auch in der SMG-Aula hervorragend. Etwa bei Anna Scheibner, die mithilfe ihrer „Crazy Clock“ das Geburtsdatum von Freiwilligen aus dem Publikum herausfinden wollte. Sie beharrte darauf, dass es Ehepartner sein müssten, und suchte sich zielsicher das Lehrerpaar Maria und Walter Lenk aus. Mit großen Gesten und frechen Sprüchen lenkte sie anschließend die Aufmerksamkeit des Publikums davon ab, wie simpel ihr Trick im Grunde ist.
Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und am Ende erhielten die Akteure nicht nur den verdienten Beifall, sondern sind auch dem Abitur einen Schritt näher gekommen. Sind diese Projekt-Seminare doch Teil der gymnasialen Oberstufe in Bayern und damit Pflichtprogramm auf dem Weg zur Hochschulreife. Die Schüler sollen im Rahmen der Seminare methodische und soziale Kompetenzen entwickeln, die ihnen im späteren Berufsleben weiterhelfen. Die Ideen, die dabei entwickelt werden, sind vielfältig. So wurden bereits von selbstgezimmerten Vogelhäuschen bis zur eigenen Kosmetiklinie zahlreiche Produkte am SMG vermarktet. Aber eben auch der ungezwungene Auftritt vor großem Publikum ist eine Kunst, die im späteren Leben weiterhelfen kann.
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