Mauern des Alten Kanals Dörlbach noch immer kaputt
14.5.2015, 12:55 UhrÜber drei Millionen Euro hat die Sanierung des Dörlbacher Einschnitts gekostet. Mit einer gigantischen Baumaßnahme gelang es, den rutschenden Hang oberhalb des Ludwig-Donau-Main-Kanals zu stabilisieren. Zwei Jahre lang waren die Bagger an der historischen Wasserstraße im Einsatz, von 2010 bis 2012, dann weihte man das Bauwerk ein. Der Böschungshang war saniert, die Schäden an den Ufermauern des Alten Kanals sind bis heute nicht behoben. Sie entstanden nicht durch Bauarbeiten, betont Ulrich Fitzthum, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg, sondern durch abgerutschtes Hangmaterial.
"An der Sache dran"
Der Burgthanner Kanal-Experte Manfred Kimmig, hat schon mehrfach auf die Schäden am Dörlbacher Einschnitt hingewiesen: „Ich bin davon ausgegangen, dass man die Zerstörungen bis 2013 repariert.“ Bis heute ist freilich nichts geschehen. „Und das nach einer Baumaßnahme, für die über drei Millionen Euro flossen“, kritisiert der Burgthanner, der auch den Verdacht äußert, dass Teile der Mauer sehr wohl bei den Sanierungsarbeiten zu Bruch gingen. Ulrich Fitzthum versichert auf Nachfrage des Boten, dass das Wasserwirtschaftsamt an der Sache dran sei, um die Sandsteineinfassung des Kanalbetts so schnell wie möglich wieder herzustellen.
Die denkmalrechtlichen Genehmigungen liegen zwischenzeitlich vor. Auf die lange Bank jedenfalls soll die Reparatur der Kanalmauern nicht geschoben werden. Das Wasserwirtschaftsamt ließ vor Beginn der Sanierungsarbeiten eine ganze Reihe der durch die Hangrutschungen verschobenen Kanal-Mauer-Quadern bergen. Die lagern derzeit in der Flussmeisterstelle in Moorenbrunn und sollen bei der Reparatur wieder mit eingebaut werden.
Ins Rutschen gekommen ist der Steilhang am Kanal bei Dörlbach in den Wintern 2004/05 und 2005/06. Im März 2008 brachen dann Teile des Hangs ab und machten den Fünf-Flüsse-Radweg unpassierbar. Als das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg die Ergebnisse eines geologischen Gutachtens für den Rutschhang bekam, schrillten die Alarmglocken. Es musste sofort etwas geschehen, um das Technik-Denkmal zu erhalten. Der Hang musste unbedingt stabilisiert werden. 2010 begann man mit den Arbeiten. Finanziert wurde das ganze mit Landesmitteln und aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für den Erhalt des ländlichen Raums.
Für die Hangrutschungen gibt es mehrere Gründe. Zum einen historische, zum anderen aber auch aktuellere, sagt Manfred Kimmig. Als die Arbeiter 1840 den Dörlbacher Einschnitt bauten, war für den gesamten Kanalbau bereits eine Sparkommission eingesetzt, die eine Billiglösung für die Bauarbeiten durchdrückte. Mit Hacke und Schaufel durchschnitten die Arbeiter damals einen 20 Meter hohen Bergrücken. Statt das ausgehobene Material abzutransportieren, türmten sie es neben der Wasserstraße in einer steilen Böschung auf. Dabei handelte es sich um eine Mischung aus Ton, Tonstein und Schiefer, die im Laufe der Jahrzehnte instabil wurde. Dazu aber, das sagt Manfred Kimmig, trug der seinerzeitige Radwegebau oberhalb der Böschung bei. Weil hier nicht ordentlich drainiert worden sei, habe das abfließende Regenwasser die Böschungsschichten durchtränkt, dann sei es zu den Rutschungen gekommen.
Die Neumarkter Tiefbaufirma Bögl hat von 2010 bis 2012 den Hang auf einer Länge von 550 Metern abgeflacht und mit einer Stützwand stabilisiert. 2,50 Meter tief musste die Wand in die Erde versenkt werden. Ganz wichtig für die Wiederherstellung der Stabilität: Eine die Tonschichten durchlaufende Schieferbank musste entwässert werden, dazu baute man einen Sickerstrang in den sanierten Hang ein.
Was die Arbeiter vor 150 Jahren mit Hacke und Schaufel und mit Hilfe eines dampfgetriebenen Schaufelbaggers am Dörlbacher Einschnitt aufgehäuft hatten, transportierten die Muldenkipper von Bögl wieder ab. Insgesamt 80.000 Tonnen Material wurde abgefahren, das sind 8000 Muldenkipperladungen voller Ton, Tonstein und Schiefer.
Der Dörlbacher Einschnitt ist Teil der bautechnisch anspruchsvollsten Strecke des Alten Kanals zwischen Burgthann und Schwarzenbruck. Hier wird die Europäische Wasserscheide überquert. Heute gehört der Ludwig-Donau-Main-Kanal zu den beeindruckendsten Zeugnissen Deutscher Industriekultur.
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