Innerhalb eines Jahres
Millionen Hobbygärtner betroffen: Beliebte Blumenerde soll verboten werden - schon ab 2026?
10.03.2025, 13:07 Uhr
Spätestens im März startet auch für Hobbygärtner die Gartensaison, Samen wollen eingepflanzt, Rosen geschnitten und der Garten wieder auf Vordermann gebracht werden. Eines darf dabei niemals fehlen: Frische Erde. Wer keinen eigenen Kompost hat, wird in der Regel im Baumarkt fündig.
Doch hier müssen sich Kunden bald auf eine große Umstellung gefasst machen. Wenn es nach dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geht, soll ab Januar 2026 für den privaten Gebrauch nur noch torffreie Erde verkauft werden.
Was ist das Problem mit Torferde?
Torf ist eine organische Ablagerung, die meist in Mooren aus abgestorbenen, aber noch nicht vollständig abgebauten Pflanzen entsteht. Viele Blumenerden enthalten Torf, weil er die Erde nicht nur auflockert, sondern auch extrem viel Wasser speichern kann. So muss weniger gegossen werden, allerdings nur, solange es im Topf feucht bleibt. Ist die Erde einmal ausgetrocknet, nimmt sie Feuchtigkeit später nur noch sehr schlecht auf. Außerdem hat Torf einen recht hohen Säuregrad, der für viele Pflanzen keine guten Bedingungen bietet.
Torferde bietet einige Vorteile, notwendig ist sie allerdings nicht. Das Problem ist auch nicht der Torf an sich, sondern viel eher dessen Herkunft. Ein großer Teil wird aus Hochmooren gewonnen, die sich davon aber kaum erholen. Stattdessen zerstört der Abbau von Torf die teils jahrtausendealten Moore und damit auch Lebensraum für jede Menge Pflanzen und Tiere.
Moore helfen bei Extremwetter
Doch Moore sind auch für Menschen wichtig. Moorböden binden enorm viel CO2 im Torf, allerdings nur solange, bis Sauerstoff an ihn gelangt - beispielsweise beim Trockenlegen für den Torfabbau. 2020 wurden durch trockengelegte Moore in Deutschland 53 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt, rund sieben Prozent der Gesamtemissionen der BRD in diesem Jahr.
Darüber hinaus sind Moore ein guter Schutz gegen Extremwetter. Bei Überschwemmungen können sie enorme Mengen Wasser aufnehmen und fungieren damit wie eine Art Schwamm.
Viele Erden enthalten noch immer Torf
Deshalb will das BMEL Torf in absehbarer Zukunft aus dem Gartenbau verbannen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Einer Branchenumfrage der Gütergemeinschaft Substrate für Pflanzen und des Industrieverbandes Garten (IVG) unter Herstellern ergab, dass Torf noch immer 41 Prozent der produzierten Gesamtmenge ausmacht.
Während das BMEL im privaten Bereich Torferde gerne bereits ab 2026 streichen will, bleibt dem Erwerbsgartenbau mehr Zeit für die Umstellung. "Im Erwerbsgartenbau wird voraussichtlich kein vollständiger, aber ein weitgehender Ersatz möglich sein, der sich mithilfe dieser Strategie bis 2030 erreichen lassen sollte," heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums.
Klar ist damit auch, dass die Pläne bisher mehr eine Zielsetzung als ein tatsächliches Verbot darstellen. Um strenge zeitliche Forderungen zu stellen, bedarf es laut BMEL zuerst einer Ökobilanzierung für Ersatzstoffe. Alternativen zu Torf gibt es mit Holzfasern, Kompost, Kokosfasern oder Perliten bereits mehr als genug, nur sind deren Ökobilanzen für eine verbindliche Zielsetzung noch nicht ausreichend erforscht.
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