Nach der Trauung ab ins Wasser

25.8.2010, 07:58 Uhr
Nach der Trauung ab ins Wasser

© Weixler

Seit Mai dieses Jahres können Paare an Bord der „MS Altmühlsee“ den Bund fürs Leben eingehen. Bisher nahmen dieses Angebot lediglich Brautpaare von weiter her, aus Neumarkt, Augsburg, Erlangen und sogar Ludwigshafen, wahr. Am vergangenen Samstag gaben sich nun mit Michaela Bischoff, geborene Heigl, und Thomas Bischoff aus Leidendorf zum ersten Mal zwei Verliebte aus der Region das Ja-Wort.

Die Idee zu der außergewöhnlichen und in Bayern so zum ersten Mal praktizierten Form der Vermählung auf einem Schiff hatte Siegfried Kipfmüller, Geschäftsführer des Zweckverbands Altmühlsee. Er vereint in seiner Person eine einzigartige Kombination: Er ist gleichzeitig Kapitän und Standesbeamter. Sieben Brautpaare hat Kipfmüller nun schon verheiratet und dafür bisher nur Lob geerntet.

Besonders sein Vergleich der Ehe mit einer Schifffahrt kommt bei den Gästen des Brautpaars Bischoff gut an. Darüber hinaus schätzen sie die familiäre Atmosphäre auf dem Schiff. „Der See wirkt beruhigend auf die gestressten Nerven“, freut sich Kunigunda Messerer, die Großmutter des Bräutigams. Vier Generationen haben sich zur Zeremonie auf der „MS Altmühlsee“ versammelt und genießen die „maritime Stimmung“, mit der der Zweckverband Altmühlsee auf dem Flyer für seine Schiffstrauung wirbt.

Hochzeitsgesellschaft im Bikini

In der kurzen Zeit, die Kipfmüller bisher als Standesbeamter in Kapitänskluft tätig ist, hat er schon so einiges erlebt. Herausragend war dabei sicher die Hochzeitsgesellschaft an einem heißen Julitag. Kurz nach dem offiziellen Akt entledigten sich die Gäste schnell ihrer festlichen Kleidung und genossen in Bikini und Badehose das erfrischende Bad im See. Späße wie dieser sind bei einer herkömmlichen Trauung natürlich undenkbar.

Auf eine zusätzliche kirchliche Trauung haben bisher alle Paare, die Kipfmüllers Dienst in Anspruch genommen haben, verzichtet. Auch Martin Bischoff, Vater des Bräutigams, empfand die Schiffshochzeit seines Sohnes als„sehr bewegend“ und betonte, den kirchlichen Rahmen überhaupt nicht vermisst zu haben.

Auch für Marianne Meiszus, eine Bekannte des Brautpaars, war die Vermählung ihrer Freunde „außergewöhnlich“. „Die Möglichkeit, auf dem Schiff zu heiraten gibt es noch nicht lange, da ist es schon etwas besonders, das mitzuerleben“, betonte sie. Das gesamte Ambiente sei nicht zu vergleichen mit einer Trauung auf dem Standesamt, stimmte auch Markus Bischoff, der Bruder des Bräutigams zu.

Von der Möglichkeit, auf dem Schiff zu heiraten, hat das Brautpaar Bischoff durch einen Zeitungsbericht erfahren und war sofort begeistert. Ein anderes Paar, das Kipfmüller vermählt hat, macht seit Jahren Urlaub am Altmühlsee. Als es von dem ungewöhnlichen Angebot erfuhr, ließ es sich spontan an seinem langjährigen Urlaubsort trauen. Andere Paare haben über das Fernsehen oder Radio von der Schiffshochzeit erfahren.

Auf dem Schiff kann keiner flüchten

Bis zum Ende des Sommers hat Kipfmüller noch einiges zu tun und wird jedes Wochenende Brautpaare auf der „MS Altmühlsee“ empfangen. Weil das Angebot so gut ankommt, soll es auch in Zukunft weitergeführt werden. Einen Wermutstropfen müssen die Heiratswilligen in der nächsten Saison allerdings in Kauf nehmen: Es wird nicht mehr der Kapitän sein, der die Zeremonie leitet. Denn Kipfmüller wird nächstes Jahr in Rente gehen, die Paare müssen sich also mit einem normalen Standesbeamten zufrieden geben. Ob der Andrang dann noch so groß sein wird, bleibt abzuwarten, denn bisher stellten alle Brautpaare die Bedingung, dass der Schiffskapitän sie verheiraten müsse.

Bis jetzt ist Siegfried Kipfmüller jedoch noch „mit Leib und Seele“, wie er sagt, als vermählender Kapitän tätig. Das Schiff stellt für ihn eine schöne Alternative zum eintönigen Verwaltungsgebäude als Trauungsort dar. „Außerdem kann auf dem Schiff keiner mehr abhauen“, scherzt Kipfmüller, der die Trauungen generell sehr humorvoll gestaltet.