Namenswahl-Qual

5.2.2016, 10:47 Uhr

Das Senden von Urlaubsgrüßen an die Daheimgebliebenen. An den freien Tagen setzten sich die Reisenden hin, nahmen einen echten Stift zur Hand und schrieben: „Schöne Grüße vom Strand. Das Wetter ist herrlich, das Essen schmeckt. Bis bald.“

Statt stündlich Fotos auf Facebook zu posten, haben sich Menschen früher auf diese umständliche, fast schon primitive Weise aus der Ferne bei ihren Lieben gemeldet.

Das Aufwändigste daran war das Schreiben der Adresse. Hat Vincenzenbronn die gleiche Postleitzahl wie Großhabersdorf? Das war nur eine der Fragen, die es dabei zu beantworten galt. Manchmal hatten die Schreiber sogar die Straße vergessen. Das war in kleineren Orten jedoch völlig egal, da der Postbote ohnehin jede Postkarte persönlich prüfte und alle Anwohner selbstverständlich beim Namen kannte:

Wer also Am Krötenpfuhl 7 auf die Postkarte aus Palma de Mallorca schrieb, konnte sicher sein, in Retzelfembach würde sie dennoch korrekt im Briefkasten bei der Schwiegermutter in der Hardstraße 2 landen.

Und damit sind wir bei der Namensfindung für Straßen in Neubaugebieten. Schön sollen die Adressen klingen.

Keiner möchte gerne Beim Galgen wohnen, auch wenn dort, wo jetzt hübsche Doppelhaushälften gebaut werden, mutmaßlich einst ein Galgen stand. Genauso ist es mit der Henkerstraße. Henker war zwar einst ein ganz normaler Lehrberuf, aber das ist doch schon ein Weilchen her.

Bei Trudenacker und Laimerweg mögen vielleicht die alten Flurbezeichnungen mitklingen, aber hier kommt das Rechtschreibprogramm gewaltig ins Schleudern: Es macht hartnäckig Rübenacker und Leimweg daraus.

Es ist also nicht einfach, das Passende zu finden. Auch die Roßtaler Räte stehen vor dem Problem im Baugebiet „Im Roßtaler Süden“. Vielleicht sollten sie mal an die Unter-25-jährigen denken: Facebookweg, Smartphonestraße, WhatsApp-Platz, Apple-Allee wirft das Glabdersnaa mal so in die Namensdiskussion.

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