Nürnberg: Die langweiligste Großstadt Deutschlands?
4.8.2011, 16:00 Uhr "Dem Rest der Republik gilt die Halbmillionenstadt als 'beschaulich', 'provinziell' und ziemlich 'spießig'", schrieb das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" damals in der Ausgabe 31/1992.
Vom "eigenwilligen Charme der Kleinmetropoliten - selbstzweiflerisch, grüblerisch und nach innen gekehrt" ist die Rede und vom "Nürnberg-Komplex, einer an Gemütskrankheit grenzenden Melancholie".
An der Pegnitz soll es Tradition haben, "großen Aufwand zu treiben mit kleinstmöglichem Erfolg". Kurzum: Das Nachrichtenmagazin stellte Nürnberg wie das letzte Provinzkaff dar.
Zum Artikel auf spiegel.de
Aktuelle Beispiele scheinen dieses Image zu bestärken:
- OB Maly spricht sich für eine Verlängerung der Sperrzeit aus. Hier geht es zu Malys Erklärung dazu im Video.
- Es gibt Diskussionen darüber, dass die bereits etablierte Skaterszene am Kornmarkt den Platz räumen soll. SÖR beschwert sich über das abgenutzte Mobiliar, die Mitarbeiter des angrenzenden Germanischen Nationalmuseums über den Lärm. Die Skater sind sauer.
- Im Zuge der Umgestaltung des Wöhrder Sees wünscht sich die Initiative "Nürnberger Dauerwelle" eine stehende Welle für Surfer nach dem Vorbild des Eisbachs in München. Bei einer Infoveranstaltung stieß diese Idee auf wenig Gegenliebe bei den Älteren im Publikum. Eine solche Welle soll nun zwar realisiert werden, jedoch in der Nähe der Theodor-Heuss-Brücke. Entwickelt sich der Wöhrder See zu einem Rentnerparadies?
- Im Allgemeinen scheint das Ruhebedürfnis der Nürnberger unverhältnismäßig groß zu sein: Im Rosenau-Park wurden die Boule-Spieler nach mehr als 40 Jahren wegen Beschwerden der Anwohner über den Lärm zeitweise vertrieben, ebenso schlagen sich viele Kneipen und Veranstaltungsorte im Stadtgebiet mit nörgelnden Anwohnern herum (zum Beispiel MUZClub, Balazzo Brozzi, Kloster, Stereo) - von den alljährlichen Klagen über die Lautstärke des Musikfestivals Rock im Park auf dem Zeppelinfeld ganz zu schweigen.
nordbayern.de hat Menschen zum Thema befragt, die das kulturelle Leben in Nürnberg maßgeblich mitgestalten, darunter der ehemaligen Leiter des Kulturamts, Siegfried Kett. Der inzwischen 72-Jährige wird in dem Spiegel-Artikel von 1992 als "Nürnberg-Werber" bezeichnet. Er war zu dieser Zeit Mitglied einer achtköpfigen Arbeitsgruppe "Nürnberg-Image", die vom Stadtrat eingesetzt worden war, um Nürnberg vorteilhafter zu präsentieren. "Dass die Stadt langweilig ist, hat damals schon nicht gestimmt. Und seitdem hat sich Nürnberg noch positiver entwickelt, vor allem von der Offenheit und Lebendigkeit her."
Mehr von Kett und was OB Maly und Kulturreferentin Lehner zum Thema sagen, lesen Sie hier in folgender Bilderstrecke:
Hier geht es zur Umfrage unter Nürnbergs Feiernden vom 15. Juli:
Hier geht es zur Umfrage Thema Skaten am Kornmarkt vom 19. Juli:
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