Höchste Zeit für eine Entscheidung
Nürnberg: Wie geht es mit dem Opernhaus-Interim weiter?
13.10.2021, 05:58 Uhr
CSU und Grüne haben sich auf die Kongresshalle als Interimsstandort festgelegt, auch wenn es noch keinen offiziellen Beschluss des Stadtrats gibt. Die SPD-Stadtratsfraktion zögert noch. Sie hat sich aber auch nicht gegen den schwierigen Standort, in dessen Umgebung die Reichsparteitage stattgefunden haben, ausgesprochen. "Nur weil es schnell gehen soll, dürfen aber keinen offenen Fragen ausgeblendet werden", sagt SPD-Stadtrat Ulrich Blaschke.
Bürgerschaft soll mitreden
Die Spielzeit 2024/2025 wird vorerst die letzte sein, in der es Aufführungen im Opernhaus gibt. Angesichts der hohen Kosten, im Gespräch sind 700 Millionen Euro für Sanierung und Erweiterung des Opernhauses und 200 Millionen Euro für das Interimsquartier, hat die SPD noch noch erheblichen Gesprächsbedarf. "Dieser besondere Ort braucht eine Rückkoppelung mit der Bürgerschaft", fordert SPD-Stadträtin und Bauexpertin Christine Kayser.
Einen unverkrampften Umgang mit dem Gelände könne es nicht geben. Angesichts des Zeitdrucks müsse der Dialog schnell begonnen werden. Die SPD befürchtet, dass der Widerstand wächst, wenn das Vorhaben nicht ausreichend erklärt und begründet wird. Immerhin ist das das größte Investitionsprojekt der Stadt Nürnberg in den nächsten zehn Jahren.
Viele offene Fragen
Kayser und Blaschke möchten folgende Fragen geklärt wissen: Warum kommt der Standort Messe nicht in Frage? Welche Vor- und Nachteile haben private Anbieter für eine Interimsoper? Wie geht es mit der Erinnerungsarbeit auf dem Gelände weiter, wenn es zu einem Opernhaus-Interim zusammen mit der Kongresshalle kommt?
Wie kann eine Zusammenarbeit zwischen der Nutzung als Opernhaus-Interim und den Künstler-Ateliers aussehen? Wie kann die Nachnutzung in den zehn Jahren aussehen, wenn das Opernhaus saniert ist? Wo genau soll die Interimsspielstätte mit 800 Plätzen an die Kongresshalle angeschlossen werden? Neu gebaut wird nur der eigentlich Opernsaal. Foyer, Büros, Werkstätten, Probebühne und Fundus sollen im Kongresshallen-Torso untergebracht werden.
Eine nachhaltige Investition
"Das Opernhaus-Interim darf nicht scheitern, aber es muss eine nachhaltige Investition sein", sagt Blaschke. Wenn 2025 kein Interimsquartier zur Verfügung steht, dann müsste der Opernbetrieb eingestellt werden. Betroffen wären 600 Beschäftigte.
Welche Nutzungen sind möglich?
Oberbürgermeister Marcus König drängt darauf, dass noch in diesem Jahr ein Grundsatzbeschluss gefasst wird, wohin das Interimsquartier kommen soll. Die Stadtverwaltung muss wissen, in welche Richtung sich das Vorhaben entwickelt, um weiterarbeiten zu können. Die SPD geht davon aus, dass der Grundsatzbeschluss erst im Frühjahr getroffen werden kann. Blaschke und Kayser möchten die Vorarbeiten für den Interimsbau zügig, aber Schritt für Schritt realisieren.
Kostenprognose ist möglich
Schließlich das Geld: Die beiden SPD-Stadtratsmitglieder wissen, dass es in diesem Stadium des Projekts keine genauen Kostenvorhersagen geben kann. Auf der Basis der Quadratmeter, die benötigt werden, kann aber eine Kostenprognose erstellt werden. "Die Stadtverwaltung hat umfangreiche Vorarbeiten gemacht und ein genaues Raumprogramm mit den benötigten Flächen zusammengestellt", sagt Kayser. Es gebe Vergleichszahlen und auch die Fördermöglichkeiten müssen noch geprüft werden.
Nachdem in München mit der Isarphilharmonie ein Interimskonzertsaal für 41 Millionen Euro mit einer sehr guten Akustik realisiert werden konnte, hat das Thema Finanzen wieder an Fahrt aufgenommen und die Fragen werden immer lauter, warum in Nürnberg insgesamt 900 Millionen Euro im Gespräch sind und ob ein Neubau nicht günstiger käme. Schließlich: Genügt die Interimslösung in München nicht auch für Nürnberg?
Es gibt kein freies Grundstück
"Ein Grundstück für ein neues Opernhaus gibt es in Nürnberg nicht und die Kostenprognose wird zeigen, dass ein Neubau nicht günstiger kommt", ist Kayser überzeugt, Die Isarphilharmonie in München hat als Vorbild den Interimskonzertsaal in Genf und auch Nürnberg hat diesen Saaltypus schon einmal gerechnet. In München werden keine Seiten- und Hinterbühnen benötigt, weil es ein Interimskonzertsaal ist und kein Interims-Opernhaus. Außerdem konnte die Isarphilharmonie an ein bestehendes Gebäude, das als Foyer genutzt wird, ohne große Umbauarbeiten angeschlossen werden.
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