Steffen Radlmeier im G6

"Billy-Joel-Story": Weltstar mit fränkischen Wurzeln

4.10.2021, 13:10 Uhr
Steffen Radlmaier und seine Mitstreiter haben am Samstag das Neumarkter Publikum im G6 begeistert.

© Martin Herbaty, NNZ Steffen Radlmaier und seine Mitstreiter haben am Samstag das Neumarkter Publikum im G6 begeistert.

Mit der „Billy-Joel-Story“ haben Steffen Radlmaier und seine Mitstreiter um Sänger Stefan Angele am Samstag das Neumarkter Publikum im G6 begeistert. Der Autor erzählte aus dem Leben und der mit Franken verbundenen Familiengeschichte des Weltstars, während die Band einige der schönsten Songs von Billy Joel spielte, abgestimmt auf die biographischen Stationen.

„Man sucht nicht die Geschichten, sondern die Geschichten suchen einen“, beschrieb Steffen Radlmaier seinen Weg zum Thema Billy Joel. In den 1980ern konnte er zufällig ein für US-Soldaten in Nürnberg veranstaltetes Konzert besuchen und hörte da erstmals, dass Billy Joels Familie aus Franken stammte und sein Vater in Nürnberg und Wien lebte. Als Lokalredakteur auf der Suche nach prominenten Nürnbergern, über die er schreiben konnte, fing er an zu recherchieren.

Klassenkamerad von Joels Vater

Nach dem ersten Artikel kam er in Kontakt mit Arno Hamburger, der nicht nur Stadtrat und Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde war, sondern auch ein Klassenkamerad von Billy Joels Vater Helmut. Hamburger holte Billy Joel 1995 für zwei Konzerte in die Meistersingerhalle, Radlmaier lernte Helmut Joel und Billy Joels Halbbruder Alexander kennen und merkte schnell: „Da steckt mehr drin als nur ein Artikel“. In Prä-Internet-Zeiten war die Recherche für sein geplantes Buch noch schwierig. Doch Radlmaier hatte das Glück, dass Billy Joels Großvater Karl Amson Johl als Gründer eines großen Versandhauses im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bekannt war, an den und sich viele Nürnberger erinnerten und sich bei Radlmaier meldeten. So wurde aus dem Buch über Billy Joel eine Familienbiographie, die das 20. Jahrhundert umspannt und die dramatischen Ereignisse der Weltgeschichte in Beziehungen zu Werdegang und Werk des Künstlers stellt.

Die einzelnen Stationen untermalte am Samstag eine große Besetzung: Stefan Angele (voc), John Marshall (voc), Werner Kandzora (key), Marin Alic (b), Roli Müller (git), Markus Rießbeck (sax) und Markus Grill (dr) interpretierten zwischen den Vortragsteilen Lieder des großen Songwriters. Die Songauswahl orientierte sich dabei an den von Radlmaier im Dialog mit Stefan Angele berichteten Ereignissen.

So passten „Souvenirs“ und „Vienna“ zu den ersten Kontakten mit Joels Familiengeschichte. „New York State of Mind“, Rosalindas Eyes“, „Honesty“ und „Lullaby“ hingegen lieferten die Tonspur zu den dramatischsten und prägendsten Ereignissen: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog Karl Amson Joels Familie wegen ständiger Angriffe des Gauleiters Julius Streicher erst nach Berlin. Doch auch dort wurde der Druck zu stark, und nach dem erzwungenen Verkauf des Unternehmens weit unter Wert an Josef Neckermann versuchten die Joels 1938, nach New York zu kommen. Während sie es in einer langen Odyssee über die Schweiz, Frankreich, England und Kuba schließlich 1942 nahezu mittellos nach New York schafften, scheiterte die Flucht von Karls Bruder Leon und dessen Familie – sie wurden in Auschwitz ermordet.

Größter Hit stammt aus dem Jahr 1971

Billy Joel wird 1949 als Sohn von Helmut und Rosalind Joel geboren. Die Ehe der Eltern scheitert, und Helmut Joel verlässt die Familie, als Billy zehn ist. Dieses Trauma und das Aufwachsen in relativer Armut kompensiert er mit Musik und spielt schon als Jugendlicher in Bands und Studiosessions. Sein erster großer Hit „Just the Way You Are“ von 1971 – der am Samstag natürlich auch zu hören war – ist nicht nur seiner damaligen Frau gewidmet, sondern führt auch zum ersten Kontakt nach Jahrzehnten mit seinem Vater, der inzwischen wieder in Europa lebt.

Radlmaier und die Musiker zeichneten den Weg Joels nach, der sich nach dem Scheitern seiner ersten Platte als Barpianist durschlägt, im zweiten Anlauf den Durchbruch schafft und bis heute der erfolgreichste Solokünstler der Welt ist. Joel ist Nationalheld und Identifikationsfigur einer Generation auf Augenhöhe mit Bruce Springsteen, und der erste westliche Star, der vor dem Fall des Eisernen Vorhangs in der Sowjetunion aufgetreten ist. Und obwohl sein letztes Studioalbum 1993 erschien, füllt er auch heute noch mühelos Konzertsäle.

Dass das nicht nur seiner enormen Bühnenpräsenz zu verdanken ist, sondern auch seiner klassischen Ausbildung und seiner musikalischen Bandbreite, zeigte die Band mit ihrer Liedauswahl von „Leningrad“ über „Miami 2017“, „She's Always a Woman to Me“ und „All About Soul“ bis zu „I Go to „Extremes“. Als Zugabe durften natürlich „My Life“ und „Piano Man“ nicht fehlen.

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