Bögls Turmsystem bringt Hunderte neuer Jobs
27.7.2011, 00:00 UhrDas hat Gesellschafter Johann Bögl bei einem Besuch von Umweltminister Markus Söder (CSU) im Unternehmen angekündigt. Bögl erwartet sich auf dem Geschäftsfeld innovativer Hybridtürme aus Beton und Stahl einen zusätzlichen jährlichen Umsatz von „einigen 100 Millionen Euro“.
Erst Anfang Juni ist eine 200 mal 32 Meter große Produktionsstraße für die Herstellung von Betonsegment-Ringen für Windkrafttürme in Betrieb gegangen. Bögl verfügt dort nun über eine Kapazität von 120 Türmen pro Jahr. Das Unternehmen stellt die Träger von großen Windkraftanlagen nicht nur her, sondern liefert sie auch europaweit aus und stellt die Anlagen mit einem Auftragswert von jeweils etwa einer Million Euro innerhalb weniger Tage auf.
3000 Schwertransporte
„Unser Ziel ist es, das Zentrum für alle hohen Türme zu werden“, sagte Johann Bögl. Zahlreiche Anfragen für solche Hybrid-Türme lägen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Österreich und der Schweiz vor. Rund 3000 Schwertransporte seien nötig, um die Turmsegmente von Sengenthal an die Baustellen zu bringen. Außerdem plane Bögl, die Verschiffung auf dem Main-Donau-Kanal von der etwa zehn Kilometer entfernten Anlegestelle aus zu intensivieren.
Umweltminister Söder hat bei seiner Visite in Sengenthal angekündigt, dass Neumarkt zum „Pilotlandkreis“ für die Erprobung einer optimalen Vernetzung von Windkraftanlagen werden soll. Zur Ausarbeitung einer einschlägigen Studie werde das Ministerium 150000 Euro zur Verfügung stellen. Der Landkreis Neumarkt und die Firmengruppe Bögl träten den Beweis dafür an, dass die Energiewende Arbeitsplätze schaffen, einen Konjunkturschub auslösen und „Exportschlager“ liefern werde.
Das Kabinettsmitglied kündigte für den Herbst eine „neue Windstrategie“ des Freistaates an und verriet bei dem Bögl-Besuch nur so viel, dass künftig die Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen an optimalen Standorten vereinfacht werden sollen. Ein „Winderlass“ der Staatsregierung werde dem Konzept folgen, dass größere Einheiten von Windrad-Parks geschaffen und schließlich vernetzt werden, kündigte Minister Söder an.
Auf Zehntelmillimeter genau
Johann und Stefan Bögl, letzterer Leiter der Forschung und Entwicklung des Unternehmens, stellten die neue Hybridtechnik vor. Dabei werden Beton-Fertigteilringe im unteren Bereich und Stahlrohrsegmente an der Spitze zu 100 bis 140 Meter hohen Türmen zusammengefügt. Diese Dimensionen machen Rotordurchmesser von 100 bis 120 Meter und damit einen zusätzlichen Stromertrag von bis zu 40 Prozent möglich. Mit speziellen Bearbeitungsmaschinen werden die Fugen der Betonteile in Sengenthal mit höchster Präzision auf den Zehntelmillimeter genau geschliffen.
Auch bei der Montagetechnik tut sich Bögl mit innovativen Ideen hervor: Das Sengenthaler Unternehmen hat ein Patent auf ein Kransystem, das es zusammen mit dem Baumaschinenhersteller Liebherr entwickelt hat. Die Kräne wachsen mit dem aufzubauenden Windkraftturm in die Höhe und nutzen als Standplatz das Betonfundament der Anlage. Vorteil: Auf Bauplätzen etwa in Waldgebieten müssen viel weniger Bäume gefällt werden als beim Einsatz von herkömmlichen Kränen. Johann Bögl: „Das Interesse der einzelnen Hersteller an dieser Technik ist riesengroß.“
Firma wird Selbstversorger
Der Ausbau regenerativer Energieerzeugungsanlagen schafft auch für Großunternehmen wie Bögl ganz neue Perspektiven: Die Firma plant eine weitere, noch größere Windkraft-Pilotanlage, wobei der dort erzeugte Strom nach Angaben von Bögl-Gesellschafter Johann Bögl nicht ins öffentliche Netz eingespeist werden soll.
Die Firma will die selbst erzeugte Energie zur Deckung des Eigenbedarfs verwenden. Rund 60 bis 65 Prozent des benötigten Bögl-Stroms wird dann von eigenen Windrädern erzeugt werden.