Christliche Taufe für acht Asylbewerber
30.7.2014, 11:00 UhrBegonnen hat alles im Dezember 2011. Die evangelische Freikirche Ecclesia erfuhr aus der Zeitung von 20 Asylbewerbern in Neuhaus. Die Neuankömmlinge waren isoliert und hatten Schwierigkeiten, in Neuhaus Fuß zu fassen. Spontan nahm die Ecclesia mit ihnen Kontakt auf. Die Gemeinde lud die Asylbewerber zu einem Weihnachtsgottesdienst und zum Essen ein. Daraus entwickelte sich eine tragfähige Beziehung zwischen der Ecclesia und den 20 Asylbewerbern aus dem Iran und dem Irak.
Die Freikirche unterrichtete die Asylbewerber jeden Samstag in deutscher Sprache, organisierte einen Fahrdienst zu den Gottesdiensten und den gemeinsamen Mittagessen. Vor allem die Integration der einzelnen Asylbewerber wurde gefördert. So wurden ihnen Wohnplätze sowie Jobs geboten. Behördengänge, Grillfeste, Ausflüge sowie deutsche Kochkurse bot die Freikirche an. Schnell entwickelten sich Freundschaften. Bald schon waren die Asylbewerber gern gesehene, regelmäßige Besucher der Freien Christengemeinde.
„Von Liebe überwältigt“
Ende 2013 erweiterte die Ecclesia die Migrantenarbeit. Zu etwa 30 Asylbewerbern aus Neuhaus, Neumarkt, Parsberg und Seligenporten pflegt die Gemeinde heute engen Kontakt. „Wir sind von der Liebe, die uns von der Ecclesia entgegengebracht wird, überwältigt“, sagt ein Iraner und spricht auch den anderen aus dem Herzen.
Dann baten einige Asylbewerber die Ecclesia darum, getauft zu werden. Die Freikirchen weltweit praktizieren die Erwachsenentaufe. Florian Fürst, angehender Pastor in der Ecclesia, erklärt es so: „Einer vorangehenden bewussten Entscheidung für Jesus folgt ein äußerliches Bekenntnis. Das ist die Erwachsenentaufe.“ Auch Martin Luther sprach sich für die Erwachsenentaufe aus.
Für die Täuflinge wurde eigens ein Taufunterricht organisiert. Acht Wochen lang trafen sie sich für eine Stunde am Sonntag. Dort lernten sie die Grundlagen des christlichen Glaubens und stellten ihre Ernsthaftigkeit unter Beweis.
Am vergangenen Sonntag war es dann soweit. Insgesamt zwölf Täuflinge freuten sich auf einen besonderen Tag, darunter auch acht aus dem Iran. Die Zeremonie am Freystädter See begann morgens. „Wir taufen draußen am See, denn da ist es am schönsten im Sommer“, so Florian Fürst. Jeder Täufling bezeugte, dass er Jesus Christus als persönlichen Erlöser angenommen hat. Dann wurden sie mit einem persönlichen Bibelvers getauft. Es folgte ein Gottesdienst in der Freikirche. Danach wurde zum gemeinsamen Grillfest eingeladen.
Stets dabei sind die Zwillinge Mansureh und Marzieh Schodjaie. Die zwei Frauen kommen ursprünglich aus Teheran, Iran. Dort studierten sie sechs Jahre Deutsch an der Assad-Universität. Die zwei Akademikerinnen sind seit sechs Monaten Asylbewerber. Da die meisten von ihnen wenig bis kaum Deutsch sprechen, sind die Schwestern als Übersetzerinnen unverzichtbar. Das Übersetzen macht ihnen „sehr viel Spaß.“ Jeder Asylbewerber hat seine eigene Geschichte. Abas Asasi, seit sieben Monaten hier, erzählt seine: 1980 in der Stadt Ahvaz geboren, wird er, wie im Iran üblich, als Muslim erzogen. Von der Ecclesia wurde er herzlich aufgenommen. Als seine Landsleute sich taufen lassen wollten, war er zunächst abgeneigt. In der darauffolgenden Nacht, so berichtet er, sei ihm Jesus in einem Traum begegnet und habe ihn eingeladen. Überzeugt von der Existenz Jesu, meldet er sich am nächsten Tag doch zur Taufe.
Christentum oder Islam?
Etwas anders klingt die Geschichte von Saleh Bidar: Geboren 1987 in Ardabil, flieht er als junger Erwachsener aus dem Iran. Auf seiner Flucht sieht er sich einen Jesus-Film an, der ihn tief berührt. Als er auf einem Schlauchboot in Rumänien die Donau überquert, gerät das Boot in einen Strudel. Das Boot ist kurz vorm Sinken, da schreit Saleh zu diesem Jesus laut um Hilfe. Er könne sich nicht erklären wie, doch das Boot habe es heil zum anderen Ufer geschafft.
Nun wägte er ab zwischen Christentum oder Islam. Die Liebe, die er im Christentum erfahre, sei ihm von größerer Bedeutung als seine Verwurzelung im Islam. So entschied er sich für die Taufe. Er spricht von sehr guten Tagen, die er hier in Freiheit erlebt. Voller Freude bedankte er sich bei den Helfern aus der Neumarkter Ecclesia-Gemeinde.
Ziel der Ecclesia sei es, den Aslybewerbern zu einer nachhaltigen Integration zu verhelfen, sagt Florian Fürst. Die Gemeinde selbst sei reich beschenkt worden durch das Kennenlernen von Menschen aus anderen Nationen und durch ihre Dankbarkeit für die Hilfe. „Angelehnt an das Matthäuswort ,Ich war Fremdling und ihr nahmt mich auf‘ will die Ecclesia den Menschen praktisch dienen und Gottes Liebe dadurch weitergeben“, sagt der angehende Pastor.
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