Die Äthiopienreise beflügelt die Sambesianer

08.12.2008, 00:00 Uhr
Die Äthiopienreise beflügelt die Sambesianer

© Privat

Seit über 20 Jahren tourt der Circus Sambesi alljährlich durch die Oberpfalz und das angrenzende Mittelfranken. Die Spenden, die nach den Vorstellungen gesammelt werden, gehen abzugslos an MfM. Mehr als eine halbe Million Euro ist mittlerweile zusammengekommen.

Das ist für Karl Nidermayer nach den Tagen in Äthiopien, in denen die Gäste aus der Oberpfalz tiefe Einblicke in die Arbeit von MfM bekamen, sicher. «Wir machen weiter, sagt der 59-Jährige, «solange es geht. Diese Reise war eine starke Motivation.»

Anstrengende Tour

Rita und Jürgen Biehler, Sambesianer seit der ersten Stunde, Sigi Bombik, Alex Radeck und der bärtige Circus-Chef wurden schon am Morgen nach der Ankunft von einer MfM-Mitarbeiterin in Empfang genommen. Und dann begann schon die erste anstrengende Phase der Besichtigungstour. 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abbeba steuerte die Gruppe ein Gästehaus der Hilfsorganisation an. Das sollte für die nächsten Tage Basislager für die Ausflüge in die Region Meta sein.

An einem Posten von MfM trafen die Neumarkter Almaz Böhm, die Ehefrau des MfM-Gründers Karlheinz Böhm, der, wie berichtet, zu diesem Zeitpunkt in Vilseck las und in Amberg empfangen wurde. Über Stock und Stein ging es in das Tal, in dem MfM die Sambesi-Grundschule gebaut hatte: Zwei Trakte mit je drei Klassenzimmern, Toiletten und eine Wasserstelle. Sauberkeit ist eines der ersten Erziehungsziele, denn viele Krankheiten, an denen Kinder und Erwachsene leiden, haben ihre Ursache in mangelnder Hygiene.

Überwältigender Empfang

«Der Empfang an der Schule war überwältigend», sagt Karl Nidermayer; Rita Biehler gesteht, dass sie zu Tränen gerührt war. Natürlich waren alle rund 400 Mädchen und Buben gekommen, die in dieser Grundschule in vier Jahrgangsstufen von gerade mal fünf Lehrern unterrichtet werden. Aber auch die Dorfältesten waren da und aus dem ganzen Tal waren die übrigen Mitglieder der etwa 100 Familien zusammengeströmt, die ihren Nachwuchs in diese Schule schicken.

«Wir haben uns vor sie auf Stühle setzen müssen», lacht Rita Biehler, «wie die Hühner auf‘m Stangerl.» Die Kinder hatten Gedichte gelernt, rührend anzuhören, auch wenn die Gäste aus Deutschland kein Wort verstanden. Umgekehrt dürfte es ähnlich gewesen sein, als Karl Nidermayer ein paar Sätze sprach. Unbeschenkt durften die Sambesianer nicht ziehen. Sie bekamen Töpfe mit Honig aus eigener Ernte der Imker in dem dicht besiedelten Tal und Tücher, die hier gewebt worden waren.

Der ganzheitliche Ansatz, mit dem MfM in seiner Arbeit in Äthiopien, einem der ärmsten Länder der Welt vorgeht, habe ihn in Erstaunen versetzt, gestand Nidermayer. Bei den strapaziösen Tagesausflügen, elf Stunden holterdiepolter über abenteuerliche Pisten, besuchten die Neumarkter einige Krankenstationen, in denen einfache Operationen von medizinischem Pflegepersonal durchgeführt werden.

Sie besichtigten ein Krankenhaus, in dem gerade ein Bub verarztet wurde, den ein Krokodil gebissen hatte. Auf einer anderen Station werden unterernährte Kinder hochgepäppelt, nebenan bekam ein an Aids erkrankter Bub die Chance, doch noch etwas länger zu leben. Trotz der traurigen Bilder fühlten die Besucher die Hoffnung, die Menschen für Menschen hier verbreitet.

Weitere Ausflüge führten sie zu einer Schule, die schon länger in Betrieb ist, sie kamen an Dörfern vorbei, in denen die Menschen dank MfM neue Öfen betreiben, die holzsparend befeuert werden und die Hütten nicht in Räucherkammern verwandeln.

Sie besuchten Musterbauernhöfe, auf denen den Einheimischen gezeigt wird, eine größere Bandbreite an Gemüsen anzubauen, wie sie durch Koppelhaltung Überweidung durch das Vieh vermeiden und durch Quellfassungen sauberes Wasser bekommen. In Schulungen versuchen Mitarbeiter, die Menschen von überkommenen Traditionen wie Mädchenbeschneidung und Frühverheiratung abzubringen, sie sprechen bei Dorfversammlungen Tacheles über Geburtenkontrolle und HIV-Vorsorge.

Arbeit beginnt erst

Am letzten Tag ihrer Reise sahen sich die Gäste aus Neumarkt eine Station in einem Gebiet an, wo MfM erst mit der Arbeit beginnt. Am Ende der ausgebauten Straße entstehen aus leeren 20-Fuß-Containern provisorische Gebäude, die zunächst das Material aufnehmen, bis der 700 000 Euro teure Caterpillar ein weiteres Stück Straße freigeschoben hat. Das gute Stück, das die Firma Liebherr bei der Gala anlässlich des Jubiläums «25 Jahre Menschen für Menschen» gestiftet hatte, leistet in den unzugänglichen Bergen Äthiopiens wertvolle Dienste.