Elvis rollte im Jeep durch den Kreis Neumarkt
8.1.2015, 07:20 Uhr„Ist das da drüben der Elvis?“ Dieter Schulz, 21 Jahre alt, ist an jenem Morgen im Spätherbst 1958 auf dem Weg zu seiner Lehrstelle. Bei der Rengnathbrücke, die südöstlich der Dietfurter Altstadt über die Laber führt, bremst er sein Fahrrad ab. Das sieht man in dem kleinen Städtchen nicht aller Tage: Ein Militärjeep der US-Armee mit drei Farbigen. Die drei Soldaten tragen Helme, der vierte Insasse, ein Weißer, jedoch nur eine Mütze.
Und eben dieser Typ, der da so lässig mit hochgelegten Beinen im stehenden Jeep lümmelt, kommt Dieter Schulz irgendwie bekannt vor. „Wir haben den Elvis damals aus der Presse und aus dem Kino ja gekannt.“ Also fragt der Jungspund einfach einen der farbigen GIs, der neben ihm steht. Der antwortet nur: „Yes.“
Etwa eine Minute betrachtet der Lehrling den „King“, der damals schon eine ganz große Nummer im Musikzirkus war. Und fragt noch einmal nach. Ja, er ist es. „Dann bin ich weiter, ich musste ja zur Arbeit“, erzählt Schulz. „Groß herumerzählt hab ich das danach gar nicht. Ich fand das damals nicht so aufregend.“
Fürchterlich aufregend fand seine Geschichte hingegen der Dietfurter Rudi Rengnath viele Jahre später. Nicht nur, weil er ein Elvis-Fan ist. Auch, weil gleich neben besagter Brücke die Rengnathmühle steht. „Das ist mein Geburtshaus“, sagt er. „Als der Elvis hier vorbeikam, bin ich aber erst drei Jahre alt gewesen.“
In der Mühle hat Rudi Rengnath das „Altmühltaler Mühlenmuseum“ eingerichtet. Und dort, 50 Jahre nach Presleys Stippvisite als Brückenwächter für die folgende Panzerkolonne, eine kleine Elvis-Ausstellung eingerichtet.
Wo einst im zweiten Stockwerk die Mehlsäcke hingen, zeigen nun 50 Fotos den jungen US-Sänger in Uniform, meist umringt von Autogrammjägern aus der Oberpfalz.
Die Bilder stammen allesamt aus dem Kultur- und Militärmuseum in Grafenwöhr. Auf dem dortigen Truppenübungsplatz nahm Elvis, der im hessischen Friedberg stationiert war, Ende 1958 und dann nochmal im Februar 1960 an Manövern teil. Fotos, deren Hintergrund auf Dietfurt, Neumarkt oder Beilngries schließen lassen, gibt es indessen kein einziges. In diesen drei Städten wollen Passanten ihn 1958 gesehen haben.
Schlüssig ist Dieter Schulz’ Augenzeugenbericht von der Wacht an der Laber dennoch. Als Panzerspäher sollte Elvis im Manöver „Wintershield“ nämlich die Aktivitäten hinter den imaginären Kampflinien erkunden.
Im Amberger Raum hatte der 23-Jährige für einen wahren Hype gesorgt. Auch wenn er nur ein einziges richtiges Konzert gab: in der legendären „Micky Bar“ der Familie Rodler in Grafenwöhr, wo Presley bei seinem zweiten Aufenthalt 1960 seine Eltern einquartierte. Bei diesem heimlichen Konzert „for friends“ – eine geschlossene Veranstaltung, weil er laut Verträgen während der Wehrdienstzeit nicht auftreten durfte — spielte Elvis an einem Flügel, der sich noch im Besitz der Rodlers befindet. Das Klavier bestaunen Elvis-Fans heute im Foyer des Hotels Rußweiher in Großkotzenreuth bei Eschenbach.
Elvis-Ausstellungen: www.altmuehltalermuehle.de und www.museum-grafenwoehr.de („Elvis-Station“ ist hier derzeit wegen Umbaus nicht zu besichtigen).
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