Ex-US-General Hodges lobt die Hohenfelser und den Übungsplatz

16.1.2021, 12:12 Uhr
Ex-US-General Hodges lobt die Hohenfelser und den Übungsplatz

Mehrere Gesprächspartner hat Andreas Otterbein aus Kastl online versammelt. General Ben Hodges war von 2014 bis Dezember 2017 Commanding General der US Army Europe, kennt sich in Grafenwöhr und Hohenfels bestens aus – und ist voll des Lobes über die Ausstattung und den Kontakt mit den Menschen, die dort leben.

Seine Perspektiven auf die transatlantischen Beziehungen unter Joe Biden waren Thema. Aus Berlin war MdB Thomas Erndl zugeschaltet, Leiter des Fachausschusses Außenpolitik im Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreis (ASP) der CSU. Insgesamt nahmen rund 60 Zuhörer an der Online-Runde teil.

Sorgen der Anrainer-Kommunen

Andreas Otterbein ist Bezirksvorsitzender des CSU-Arbeitskreises ASP und als Berufssoldat mit militärischen Themen eng vertraut. Als zweiter Bürgermeister von Kastl kennt er auch die Sicht der Oberpfälzer Kommunen, die im Umkreis der Truppenübungsplätze liegen. Die Ankündigung Donald Trumps, er werde die Zahl der in Deutschland stationierten US-Soldaten drastisch reduzieren, hat heftig eingeschlagen in der Region – auch die Oberpfälzer Truppenübungsplätze und Standorte wären betroffen.

General Hodges machte Hoffnung: "Ich gehe fest davon aus, dass der Truppenabzug gar nicht oder nur in wesentlich geringerem Umfang stattfindet", sagte Hodges. Zumal er die Übungsplätze in Grafenwöhr und Hohenfels als "ohne Zweifel die am besten ausgestatteten weltweit" bezeichnet. Er wisse, dass die Bevölkerung Lärm von Hubschraubern und Artillerie ertragen müsse. "Trotzdem heißen sie uns freundlich willkommen."

Explosive Anekdote

Ex-US-General Hodges lobt die Hohenfelser und den Übungsplatz

© Foto: Otterbein

Er erinnerte sich an eine Anekdote: Als er mit seiner Truppe in Hohenfels Handgranatenwerfen übte, hatte er noch eine Kiste mit etwa 30 Granaten da, die er ungern wieder mit zurücktransportieren wollte. Der Schießbahnmeister hatte aber schon "Schluss" befohlen. "Ich fragte ihn, wenn er ein paar schmeißt und ich ein paar, ob das geht?" Der Schießbahnmeister, selbst früherer Soldat, willigte ein, und zusammen warfen sie die restlichen Granaten. "Eine funktionierende Partnerschaft, das sieht man auch hier", sagte Hodges.

Auf die Frage des Vilsecker Bürgermeisters Hans-Martin Schertl nach der Zukunft des dort stationierten Kavallerie-Regiments sagte der General a.D., er glaube, der Abzug werde nicht oder nur in geringerem Maße kommen. Das nahm auch Otterbein erleichtert auf. "Ein Abzug hätte Auswirkungen auf Gemeinden, Zulieferer, die wirtschaftliche Kaufkraft."

Auch Biden und viele Kongress-Abgeordnete wollten den radikalen Abzug nicht, sagte Hodges. "Jeder US-Soldat, der hier war, weiß, wie wertvoll die Möglichkeiten sind."

Deutschland sei der wichtigste und der stärkste Verbündete der USA, so Hodges. Daher werde sich auch der Umgangston ändern – keine Drohungen mehr. Auf der anderen Seite definiert Hodges klare Erwartungen: "Die Biden-Regierung wird mehr Engagement einfordern. Deutschland hat eine Führungsrolle in der EU: Wenn Deutschland vorangeht, werden die anderen Länder folgen. 75 Jahre nach dem Krieg ist Deutschland nicht nur eine Wirtschaftsmacht, sondern eine moralische Autorität."

Deutschland als Autorität

Dies solle Deutschland stärker in die Waagschale werfen, vor allem im Umgang mit dem Kreml und mit China. Er sehe eine größere diplomatische Rolle für Deutschland bei internationalen Krisen wie in der Ukraine. Kritisch merkte Hodges an, bei den Beziehungen zu China würde Berlin Menschenrechtsfragen oft wirtschaftlichen Interessen unterordnen – das müsse sich ändern. Auch die USA müssten da massiver auftreten.

Was die berühmten zwei Prozent Anteil der Verteidigungsausgaben am BIP angeht, sprach Hodges von einem differenzierteren Ansatz. Wichtig sei, dass die deutschen Einheiten alle besetzt, aktiv und funktionsfähig seien.

"Es geht nicht um mehr deutsche Panzer, sondern um mehr Züge, mehr Transportmöglichkeiten", nannte er als Beispiel. Deutschland sei ein Verkehrsknoten "für quasi alles, was die NATO tut, von Estland bis Bulgarien". Auch Investitionen in Cyberabwehr sei in das deutsche Engagement einzurechnen.

Fähigkeiten sind gefragt

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Thomas Erndl wies darauf hin, "dass Deutschland schon viel draufgesattelt hat, bei den Verteidigungsausgaben gab es seit 2014 insgesamt ein Plus von einem Drittel". Die Zwei-Prozent-Regel sei mehr symbolisch zu werten: Wenn in der Pandemie das BIP runtergeht, steigt der Anteil der Verteidigungsausgaben, aber die Summe bleibt gleich. "Es kommt aber auf die Fähigkeiten an."

Weitere Talks zu Themen wie Weltraum- und Satelliten-Sicherheit kündigte Otterbein abschließend an und sagte, er hoffe nach den schockierenden Bildern vom Dreikönigstag, als Trump-Anhänger das Kapitol in Washington gestürmt hatten, dass die Vereidigung am kommenden Donnerstag friedlich ablaufen werde. Und dass Themen, die über eine Präsidentschafts-Amtszeit hinaus von Belang seien wie Digitalisierung, Klima und Energiewirtschaft im transatlantischen Kontakt wieder eine wichtige Rolle spielen.

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