Fluch und Segen der Minijobs

Wolf-Dietrich Nahr

Neumarkter Nachrichten, stellvertretender Redaktionsleiter

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9.1.2018, 06:00 Uhr
Aushilfsbedienung bei Veranstaltungen ist einer der häufigsten Minijobs in Deutschland.

© Berg Aushilfsbedienung bei Veranstaltungen ist einer der häufigsten Minijobs in Deutschland.

Elisabeth Hotter, Vize-Geschäftsführerin des Jobcenters im Landkreis Neumarkt, ruft in Erinnerung, dass die Inhaber eines Minijobs genauso Anspruch auf Mindestlohn, Mutterschutz, bezahlten Urlaub, eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Kündigungsschutz haben. "Häufig werden diese Rechte aber nicht wahrgenommen", sagte Elisabeth Hotter am Rande der Eröffnung der Ausstellung "Minijob? Da geht noch mehr" im Eingangsbereich des Neumarkter Landratsamtes. Sie ist dort noch bis zum 19. Januar zu sehen.

Die Vertreterin des Jobcenters ging im NN-Gespräch auf "Fluch und Segen" der Minijobs ein. Elisabeth Hotter sieht den Fluch darin, dass es für diese geringfügig Beschäftigten sehr schwer sei, von einem Minijob zurück in den normalen Bereich einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu gelangen. Außerdem seien die Betroffenen nicht kranken- und arbeitslosenversichert; nur minimale Rentenbeiträge würden entrichtet.

Gleichzeitig sieht die Jobcenter-Vertreterin den Segen der Minijobs: Sie böten immerhin die Chance für eine berufliche Qualifizierung und könnten ein Sprungbrett zu einer normalen Beschäftigung sein. Diese Option bietet sich im Landkreis Neumarkt einmal für die 76 Männer und 106 Frauen, die zum "Kundenkreis" des Neumarkter Jobcenters gehören. Laut Landrat Willibald Gailler sind insgesamt im Landkreis Neumarkt rund 3500 Minijobber tätig. Im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Regensburg werden insgesamt 37 250 Minijobs geführt.

Fluch und Segen der Minijobs

© Foto: Günter Distler

Angesichts einer aktuellen Arbeitslosenquote von 1,7 Prozent (Dezember 2017) sei "jeder Arbeitsplatz wichtig", erklärte der Landkreischef bei der Ausstellungseröffnung. Gailler sieht eine wichtige Zielsetzung darin, unter anderem mit Hilfe eines Minijobs Hartz-IV-Empfänger wieder in Beschäftigung zu bringen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Wirtschaft stelle sich unter anderem bei Flüchtlingen und Migranten heraus, dass es mitunter Defizite bei der Qualifikation gebe. Minijobber hätten die Chance, solche Mängel zu beheben.

Zweifellos werde sich jeder Arbeitswillige darum bemühen, eine Vollzeitbeschäftigung mit einer guten sozialen Absicherung zu finden, erklärte Landrat Willibald Gailler. Minijobs stellten dabei eine "Facette" des Arbeitsmarktes dar. Häufig seien es regulär beschäftigte Personen oder Ruheständler, die sich im Rahmen eines Minijobs etwas dazu verdienen wollten. Oft gehe es weniger um Geld als um eine "sinnstiftende Tätigkeit".

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