Grandioser Klang der jungen Bläser
22.9.2014, 16:00 UhrVon dieser Besetzung können die meisten Blasorchester des Nordbayerischen Musikbunds (NBMB) nur träumen: Alle Register waren im Nordbayerischen Jugendblasorchester stark vertreten, 62 junge Musiker aus 40 Musikvereinen standen auf der Bühne. Besonders das tiefe Blech ist in vielen Blasorchestern das Sorgenkind, mit Waldhörnern kann sich kaum eine Kapelle brüsten.
Und gerade diese vier Hörner machten das Klangspektrum des Auswahlorchesters perfekt. Weiche, sanfte Töne getragen von starken, oft dramatischen Posaunen und nicht übertönt von den Trompeten und Flügelhörnern, dennoch abgegrenzt von den Holzbläsern komplettierten den eh schon grandios aufeinander abgestimmten Tuttiklang. Und auch die Klarinetten, Oboen, Querflöten und Saxophone verdienen sich großes Lob. Jede Instrumentengruppe war in sich perfekt gestimmt, kaum einer fiel aus der Intonation, jede Stimme trat als Einheit hervor.
Das Nordbayerische Jugendblasorchester ist das Auswahlorchester des größten bayerischen Blasmusikverbands, dem NBMB, und trifft sich traditionell Anfang September in der Bayerischen Musikakademie in Hammelburg zum Proben. Die musikalische Gesamtleitung hat Bundesdirigent Ernst Oestreicher. Heuer stand zumeist Oberstleutnat Michael Euler, Chef des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, als Gastdirigent vor dem Orchester. Euler verstand es, die musikalischen Fäden in der Hand zu halten, exakte Einsätze zu geben und war mit vollem Einsatz dabei.
Als eindrucksvoller und auf mächtigen Akkorden basierender Beginn erklang die „Symphonic Fanfare“ von Mark Camphouse. Einige ausgefallene Harmonien und brillante Blechbläser begeisterten die Zuhörer, das fortissimo strapazierte die Trommelfelle.
Experimentelle Elemente
Die „Suite burlesque“ von Stephan Adam, 1954 in Unterfranken geboren, stand mit zwei Sätzen als Uraufführung auf dem Programm. Adam wolle „verschiedene Charaktere in Musik fassen“ und auf parodistische Weise an Frankreich im zweiten Satz und das spritzige Italien im vierten Satz erinnern, so Oestreicher.
Diese Assoziationen waren tatsächlich zu hören, Adam bediente sich in seiner Komposition klassischer Stilmittel der Blasmusik, wie dem Wechselbass oder den Nachschlägen des Dreiertakts, ließ aber auch einige moderne, experimentell anmutende Elemente einfließen. Das Stück verlangte den Musikern einiges ab, erschien oft wirr und wenig eingängig.
Mit „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss entließ das Orchester sein Publikum in die Pause. Nach einem ruhigen Beginn im Holz, bauschte sich die Tonmalerei auf bis hin zum unheilvollen Tod als Strafe für Tills Streiche. Immer wieder war das Spitzbübische, Lustige und Unschuldige als Gegensatz zur Dramatik im tiefen Blech zu hören.
In der zweiten Hälfte gaben die Musiker „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saëns zum Besten und spielten die fröhlichere „Charles Chaplin Selection for concertband“ von Marcel Peeters. Arturo Marquez´ „Danzón Nr. 2“ wartete mit Elementen mexikanischer Volksmusik auf und war sehr schön anzuhören. Als Zugabe spielte das Orchester den „Graf Zeppellin Marsch“ von Carl Teike.
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