Heuschnupfen-Alarm: Pollen plagen wieder ihre Opfer

07.05.2009, 00:00 Uhr
Heuschnupfen-Alarm: Pollen plagen wieder ihre Opfer

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Gräser, Raps und Bäume sind zurzeit in der Blüte und machen Allergikern zu schaffen. Besonders die Belastung durch Birkenpollen sei sehr hoch, so Schwerbrock. Das sei immer so, wenn es so schlagartig warm werde, wie in diesem Jahr. Dann «explodiere» die Vegetation, und alle Pollen kämen auf einmal.

Viele Menschen glauben, ein Heuschnupfen sei harmlos, und sparen sich die Behandlung der Allergie. Riskant ist das, weil sich die Beschwerden verschlechtern können oder Asthma entstehen kann. Jeder dritte Mensch mit Heuschnupfen, so schätzt der Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V. (ÄDA), entwickle später allergisches Asthma. Die Luft wird knapp, und beim Atmen entstehen Geräusche in der Lunge. Die Luftwege verkrampfen sich, Schleimhäute schwellen an und produzieren zähen Schleim – ein asthmatischer Anfall kann schlimmstenfalls tödlich enden.

Allergische Überempfindlichkeit

Menschen mit Heuschnupfen seien besonders gefährdet, Asthma zu entwickeln, erklärt der Verband. Denn die allergische Überempfindlichkeit kann von der Nasen- auf die Bronchienschleimhaut übergehen. Werden die allergieauslösenden Substanzen eingeatmet, beispielsweise Pollen, reagieren nicht mehr nur Nase und Augen, sondern auch die Bronchien. Mediziner bezeichnen dieses Phänomen als «Etagenwechsel».

«Allergisches Asthma möchte man nicht haben», warnt Rüdiger Schwerbrock und empfiehlt spätestens dann, wenn der Heuschnupfen die unteren Atemwege belastet, zu einer Hypersensibiliserung. «Das ist die einzige Therapiemöglichkeit – neben Akupunktur -, mit der man die Allergie loswerden kann», so der Neumarkter Mediziner. Dabei werden dem Körper verdünnte Pollen zugeführt – per Spritze unter die Haut oder als Tropfen oder Tabletten unter der Zunge.

Kasse zahlt Therapie

Drei Jahre lang dauere die Therapie, die für den Patienten zwar zeitaufwändig, aber auch erfolgversprechend ist. Man könne zumindest eine Besserung erreichen, so Schwerbrock. Und das sei angesichts der Gefahren von allergischem Asthma schon sehr viel. Bezahlt wird die Therapie übrigens von den Krankenkassen. Andere Behandlungsmöglichkeiten wie Tropfen oder Sprays für Augen oder Nase, könnten nur die Symptome lindern.

Die können übrigens ganz plötzlich auftreten, auch, wenn man noch nie eine Pollenallergie hatte. Wasserklares Niesen, juckende und tränende Augen oder Atembeschwerden bis hin zu Asthma sind die Erkennungsmerkmale. Wer aber gar nicht mit Pollen rechne, könne das leicht mit einer Erkältung verwechseln, so Schwerbrock. Die würde aber nach sieben bis zehn Tagen abklingen, während Heuschnupfen deutlich länger dauere. Wer erst einmal selbst testen möchte, woran er ist, könne eine Woche lang Allergietabletten – rezeptfrei aus der Apotheke – einnehmen. Allergiebeschwerden würden abklingen, Erkältungssymptome hingegen nicht. Erhärtet sich der Verdacht auf Heuschnupfen, sollte ein Hautarzt oder Allergologe einen Allergietest durchführen.

Neben der Behandlung der Allergie lassen sich die Beschwerden auch im Alltag etwas lindern: Schwerbrock rät, sich in der Pollenzeit nicht übermäßig oft im Freien aufzuhalten. Und wenn doch, dann sollte die Straßenkleidung möglichst nicht mit in die Wohnung genommen werden. Auch in den Haaren setzen sich die Pollen fest, daher empfiehlt der Arzt Haarewaschen vor dem Schlafengehen. Auch das Schlafen bei offenem Fenster sollten sich Heuschnupfengeplagte abgewöhnen: Pollen fliegen am frühen Morgen. Daher sei es besser, tagsüber zu lüften, so Rüdiger Schwerbrock.

Auch Kinder sind oft von Heuschnupfen betroffen. Bei ihnen lasse die Allergie mit zunehmendem Alter aber oft von alleine nach, so Schwerbrock. Die Hypersensibiliserung (als Tropfen oder Saft) schlage bei Kindern aber auch besonders gut an. (Bericht zum Thema Pollen auf der Jugendseite). NICOLE FORSTNER