Kago will zurück in die Erfolgsspur
5.10.2010, 20:59 UhrAuf den ersten Blick hat sich wenig geändert: viele Stufen führen zum Eingang der Firmenzentrale, in goldenen Buchstaben steht das charakteristische „Kago“-Logo über dem Eingang, der ein bisschen an griechisch-römische Bauten erinnert. Das Besprechungszimmer ist noch immer mit rot-grün-gestreiftem Brokat tapeziert, die dunklen Möbel mit goldenen Elementen verziert.
„Mein Stil ist es nicht“, Carsten Micheel-Sprenger zuckt mit den Schultern. Doch im Moment gibt es wichtigere Sachen, als neues Mobiliar zu kaufen. Schließlich soll das Unternehmen, das im Februar Insolvenz beantragt hatte, bald wieder auf gesunden Füße stehen. Keine leichte Aufgabe. War doch der Umsatz von noch 120 Millionen Euro im Jahr 2006 auf 40 Millionen im Jahr 2009 eingebrochen. Der Ofenbauer habe sich damals zu spät an sich ändernde Rahmenbedingungen angepasst, analysiert Micheel-Sprenger.
Wie sich das laufende Jahr in der Bilanz ausdrücken wird, da mag er keine Prognose abgeben. Das Geschäft ziehe aber an und 2011 sollen es 35 Millionen Euro Umsatz werden. „Es nützt nichts, den Umsatz kurzfristig auf 50 Millionen hochzuheizen“, sagt er. „Wir brauchen Substanz.“
Dabei sollen auch die Verkaufs-Studios helfen; knapp 40 haben deutschlandweit — „leider nicht in Postbauer-Heng“ — wieder aufgesperrt. Drei weitere sollen in der nächsten Zeit folgen, bis Ende 2011 sollen es wieder 55 sein; in Hochzeiten betrieb Kago bis zu 85.
Diese Vertriebsstruktur war einer der Gründe, warum sich der gebürtige Schleswig-Holsteiner — er kommt von der Insel Fehmarn — für die Investition bei der Firma Kago entschieden hat. Micheel-Sprenger hält nun 30 Prozent der Anteile.
Allerdings musste beim Ofenbau einiges geändert werden: Karl-Heinz Kago hatte den Vertrieb in ein eigenes Unternehmen, die Uni-Vertriebs AG, ausgelagert. Unter den neuen Geschäftsführern — neben Micheel-Sprenger ist der Besitzer der German Pellets AG, Peter Leibold, zu 70 Prozent beteiligt — ist der Vertrieb in die Firma Kago eingegliedert worden. Inzwischen hat man wieder 190 Mitarbeiter in Postbauer-Heng, erst kürzlich wurden fünf eingestellt. Dazu kommen 100 Handelsvertreter.
Micheel-Sprenger kam selber auf Umwegen zur Firma Kago; Insolvenzverwalter Volker Böhm hatte verschiedene Unternehmen angesprochen, ob sie in das Postbauer-Henger Unternehmen investieren wollten. Darunter war auch die German Pellets AG mit Besitzer Peter Leibold. Der schloss sich mit Carsten Micheel-Sprenger zusammen und übernahm die Firma Kago; Pellets und Öfen passen einfach gut zusammen.
Am Image feilen
Auch die Bekanntheit der Marke lockte. „Immerhin kennen 92 Prozent der Deutschen Kago“, weiß Micheel-Sprenger aus Umfragen. Allerdings: Positiv ist das Bild, das man von dem Unternehmen hat, nicht immer.
Es ist nicht nur die Insolvenz, die den Menschen in Erinnerung geblieben ist, vielmehr sind es Erzählungen über die Extravaganzen von Karl-Heinz Kago oder zahlreiche Medien-Berichte über fragwürdige Verkaufsmethoden.
„Die Marke muss ein besseres Bild bekommen“, sagt Micheel-Sprenger. Dafür hat man im Unternehmen einiges geändert. Man will verstärkt auf Service setzen, Fachberater sollen auf die Wünsche der Kunden eingehen, Montage und Inbetriebnahme des Kamins komplett durch die Firma abgewickelt werden. Der Vergangenheit sollen auch Verkäufe von Kago-Öfen in Baumärkten angehören.
Stattdessen will Micheel-Sprenger herausstellen, dass Kago ein Unternehmen mit Wurzeln ist. „Wir produzieren hier in Deutschland. Das hat bisher niemand den Leuten gesagt“, meint er und schaut dabei etwas überrascht. Er als Vertriebsprofi, 19 Jahre lang führte er eine Beratungsgesellschaft, kann das nicht nachvollziehen.
Verstärkt möchte der 45-Jährige den Fokus auf das Thema Internet legen. Der Firmenauftritt soll neu gestaltet werden; dadurch könnte die Zahl der Katalogbestellungen, aktuell sind es rund 1000 pro Woche über die Homepage, noch gesteigert werden, hofft der neue Geschäftsführer.
Aber auch in der Region will Micheel-Sprenger dem Namen Kago einen besseren Ruf verschaffen. Es fängt an mit einem Tag der offenen Tür, Hüpfburg und Bratwurstessen inklusive.
Denn die Region hat der Norddeutsche schon jetzt ins Herz geschlossen. Er hat in Fulda Betriebswirtschaftslehre studiert und lange Jahre dort gelebt; Neumarkt, wo er im Moment wohnt, sagt er, erinnere ihn an die Stadt.
Und auch die Menschen in Postbauer-Heng sind ihm wichtig. Sie hätten für ihn den Ausschlag gegeben, in das Unternehmen zu investieren. „Die Menschen identifizieren sich mit dem Betrieb, sie stehen hinter Kago“, begeistert sich Micheel-Sprenger. Und sie seien bodenständig, so wie in seiner Heimat. Für ihn ist es nicht schwer, sich in Postbauer-Heng zu Hause zu fühlen.