Kampf gegen Stromtrasse: Erster Elan erlahmt
3.6.2014, 20:19 UhrBürgermeister Horst Kratzer berichtete kurz über den Sachstand: Die Kommunen entlang der geplanten Hochspannungstrasse hätten sich zu einem Verein vereint, 37 an der Zahl sind es. „Da sind doch viel mehr betroffen?“, fragte ein Rat. Schon, sagte der Bürgermeister, viele würden aber noch abwarten. In Oberfranken stünden etliche Kommunen ob der schlechten Wirtschaftslage unter Zwangsverwaltung, die müssten erst einmal das Geld für den Mitgliedsbeitrag loseisen. „Für die sind 3000 Euro schon viel Geld.“
Jedes Mitglied des Vereins entrichtet je Bürger 50 Cent Mitgliedsbeitrag; Neumarkt, dessen Oberbürgermeister einer der stellvertretenden Vorsitzenden ist, ist mithin mit 20 000 Euro im Boot. Postbauer-Heng mit 7400 Einwohnern muss rund 3700 Euro überweisen. Mit dem Geld sollen Anwälte und Gutachten finanziert werden, so der Bürgermeister. Er war unlängst bei einer Anhörung zu diesem Thema in Berlin und brachte ernüchternde Fakten mit: Greenpeace oder German Watch, also Naturschutz-Organisationen, würden zwar ablehnen, dass Braunkohlestrom über die Trasse laufe – haben aber nichts gegen die Trasse.
Belustigter Blick
Stellvertretender Bürgermeister Hans Pröpster sagte, dass man sich außerhalb Bayern über die blauweiße Verweigerungshaltung lustig mache. „Die sind da großzügiger, die bauen schon.“ Mehr Solidarität von den anderen Gemeinden und selbst von den Bürgern innerhalb der eigenen Gemeinde forderte Erich Pröpster: „Von manchen, die weiter weg wohnen von der Trasse, bekommst du oft nur ein Schulterzucken.“
Relativ schnell waren die Beauftragten der Kommune für verschiedene Bereiche bestimmt: Um Familien, Senioren und Inklusion kümmern sich Marlies Thiel aus der Verwaltung und Rätin Gabriele Bayer, der Jugend nehmen sich Sigrid Guttenberger aus der Verwaltung und Christian Tratz an, für Integration und Bürger mit Migrationshintergrund ist Shala Wassel zuständig. Sie hat selbst Migrationshintergrund, studierte in Deutschland und arbeitet heute als Pädagogin an der Mädchenrealschule in Neumarkt. „Ich kann diesen Menschen aus eigener Erfahrung ganz anders beistehen“, sagte sie. Der Rat stimmte ihr einstimmig zu.
Bevölkerungsrückgang, Abwanderung und Überalterung: Drei Entwicklungen, mit denen alle Kommunen zu kämpfen haben. Unter dem Schlagwort „Dörfer der Zukunft“ sollen Gemeinden unter die Lupe genommen werden, um den Iststand zu dokumentieren und Auswege zu erarbeiten, sagte Bürgermeister Horst Kratzer. Nach einer ersten Erhebung vor allem im Süden des Landkreises hat das Amt für ländliche Entwicklung nun eine zweite Runde ausgeschrieben, Postbauer-Heng ist dabei. Er könnte sich, sagte Bürgermeister Kratzer, vorstellen, den Ort Pavelsbach unter die Lupe zu nehmen. Der verfüge über eine intakte Infrastruktur, alles sei vorhanden, doch auch hier schreite die demographische Entwicklung fort.
Nur zum Teil wollte der Gemeinderat dem Beschlussvorschlag der Gemeinde bezüglich neuer Bauplätze im Bereich Brandmühle/Kothmühle folgen. Anlieger wollten dort entlang der Ortsstraße, auf der Seite des Staatswaldes, neue Bauplätze. Die bekommen sie auch, aber nicht in der gewünschten Größe. Denn der Rat war einstimmig der Meinung, dass nur vorne an der Straße bebaut werden darf, nicht aber in zweiter Reihe und damit direkt am Waldrand. Unter dieser Auflage und der Maßgabe, dass für die Fällungen Ausgleichspflanzungen erfolgen, stimmte der Rat dem Plan zu. Ebenfalls angenommen hat der Rat die weitergehende Sanierung der Oberdecke der Waldstraße in Kemnath; wo nötig, werden auch Gehweg und Rinnstein repariert.
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