Kunststoff-Eier regulieren die Neumarkter Tauben-Population

21.1.2016, 06:46 Uhr
Kunststoff-Eier regulieren die Neumarkter Tauben-Population

© Günter Distler

Alt und marode ist das denkmalgeschützte Haus in der Glasergasse 9, in der Neumarkter Innenstadt. Das Dach ist schief, die Ziegel vermost, die Fensterscheiben eingeschlagen. Im Erdgeschoß sind sie durch Holzbretter zugenagelt, eine Dachgaube haben die Tauben als Ein- und Ausflugschneise in Beschlag genommen.

Durch eine Unterschriftenliste und viel Wissen haben sich Ursula Pröpster, Sonja Jendro und Carmen Jendro2012 das Okay der Stadt geholt, sich um den Taubenbestand in der Stadt zu kümmern.

Schlüssel und Erlaubnis geholt

Bei Rundgängen haben sie analysiert, wo die Tiere überhaupt brüten, ehe sie beim Liegenschaftsamt schließlich das Einverständnis und die Schlüssel für die betroffenen Gebäude in städtischem Besitz eingeholt haben.Vom Kämmerer erhalten sie seither das Geld für das nötige Material zur „tierschutzgerechten Taubenbestandsregulierung“ – laut dem Pressereferenten der Stadt Neumarkt „eine marginale Summe von etwa 40 Euro im Jahr“.

Kunststoff-Eier regulieren die Neumarkter Tauben-Population

Während anderswo die Städte Fütterungsverbote verhängen, kriegen die Neumarkter Tiere Futter „frei Haus“ geliefert. Denn partout nicht Füttern sei Tierquälerei und reduziere den Bestand überhaupt nicht, meinen die drei Frauen: „Die Tauben brüten trotzdem, ob mit oder ohne Futter“, weiß Ursula Pröpster, während sie die Nester im Dachboden kontrolliert.

Sie entnimmt gelegte Eier und ersetzt sie durch sandgefüllte Exemplare aus Kunststoff. Dann fährt sie fort: „Wenn die Tauben nämlich gar nicht gefüttert werden, fressen sie Abfall und Essensreste, wovon sie krank und schlimmstenfalls zu Krankheitsüberträgern werden.“

Deshalb bekommen die Stadttauben nicht nur Futter, sondern auch Nistmaterial zur Verfügung gestellt: Das Reisig riecht streng. „Weil es behandelt ist: Es tötet Parasiten und Ungeziefer ab, sodass die Tauben gesund bleiben“, erklärt Carmen Jendro.

Die Idealvorstellung für die Frauen wäre ein Taubenhaus, das ließe sich deutlich besser pflegen als die Glasergasse 9, doch für die Stadt habe dies leider keine Priorität, bedauert Sonja Jendo und auch der Pressesprecher der Stadt bestätigt: „Im Moment wird hier keine Dringlichkeit gesehen.“

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