Auch Lollitest hat seine Tücken

Lieber Lutschen als Nasebohren an Neumarkter Grundschulen

Hauke Höpcke

Neumarkter Nachrichten

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24.9.2021, 06:00 Uhr
Eine Schülerin der Klaase 3a der Maria-Kunigunda-Grundschule macht den Lolli-Test. 

© Roland Weihrauch/ dpa, NN Eine Schülerin der Klaase 3a der Maria-Kunigunda-Grundschule macht den Lolli-Test. 

Am Mittwochmorgen hatten die Hälfte der Grundschulen und Förderschulen im Landkreis Neumarkt den neuen Pooltest eingeführt, wie der Lolli-Test offiziell heißt, sagt Schulrat Christoph Weigert. Bis alle soweit sind, dauert es noch ein paar Tage. Denn was für die Kinder angenehmer ist, bringt die Schulleitungen an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Auch einige Eltern stellen sich quer.

Die Lolli-Tests werden so genannt, weil das Teststäbchen nicht wie bisher in die Nase gesteckt und dort gedreht werden muss, sondern im Mund gelutscht wird. Alle Tupfer einer Klasse kommen gemeinsam in einen Behälter. Diese Sammelprobe wird an ein Labor geschickt und dort mit einem PCR-Test ausgewertet, der sehr viel zuverlässiger ist als der Antigen-Schnelltest mit dem Nasenbohrer.

Eine gute Sache also, wenn das Kultusministerium nicht eine “Einführung in Lichtgeschwindigkeit” beschlossen hätte, wie Lehrerverbände beklagen. Denn die Vorbereitung bedeutet einen Kraftakt. "Das hat alle unsere Ressourcen aufgebraucht ", sagt Wolfgang Wittmann, Rektor der Theo-Betz-Schule in Neumarkt.

Da ist zum einen die Einverständniserklärung der Eltern. 352 Mädchen und Buben besuchen die Grundschule am Schießstättenweg. Jedes Kind bekam ein achtseitiges Formular, wo die Eltern die Daten ihres Sprösslings eintragen mussten und an der richtigen Stelle zwei Kreuze setzen.

An der Theo-Betz-Schule haben etwa die Hälfte der Kinder einen Migrationshintergrund. Die Formulare sind nicht in leichter Sprache verfasst. Viele Eltern waren überfordert, füllten die Zettel fehlerhaft aus. Für Rektor Wittmann, seine Stellvertreterin und die Verwaltungsangestellte bedeutete dies viele, viele Telefonate. Über 120 Mal musste nachgehakt werden.

Individueller Strichcode

Für jeden einzelnen Schüler gibt es einen individuellen Strichcode. Die Daten der Kinder mussten in ein Portal eingepflegt, Bögen mit den Aufklebern beschriftet werden. Da darf kein Fehler passieren, sonst ist die Zuverlässigkeit des gesamten Tests für die Klasse in Frage gestellt. "Ein Wochenende ist dafür dran gegangen."

Die Konsequenz: Andere Aufgaben bleiben liegen, die einen Schulleiter sonst zu Beginn eines Schuljahres vollständig in Beschlag nehmen. Die Eingewöhnung der Kinder etwa oder die Elternabende.

Der überwiegende Teil der Eltern hat dem Lolli-Test zugestimmt, nur einige wollen dies nicht. Die Alternative ist ein Test, den die Kinder mit in die Schule bringen.

Aber einzelne Eltern lehnen die Corona-Tests grundsätzlich ab. Ihre Kinder dürfen nicht im Klassenzimmer teilnehmen. Für sie bedeutet dies "Home-Schooling”.

Einen Distanz-Unterricht wie im vergangenen Corona -Schuljahr gibt es nicht mehr. Die Klasslehrer behandeln sie so wie kranke Schüler. Sie stellen Mappen mit Lehrmaterial und Aufgaben zusammen. Die Eltern holen diese an der Schule ab und unterstützen ihre Kinder zu Hause beim Lernen.

Der erste Lolli-Test an der Theo Betz Schule verlief einwandfrei. In den Klassenzimmern. Doch die Online-Meldung an das Labor, welche Schüler anwesend waren, funktionierte um 8 Uhr nicht. Da musste Rektor Wittmann später selbst einspringen.

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