Mehr Wohnungen in Neumarkt statt leerstehender Läden

13.1.2015, 06:33 Uhr
Mehr Wohnungen in Neumarkt statt leerstehender Läden

© Archivfoto: Günter Distler

Das Thema brennt offensichtlich vielen unter den Nägeln. Beim CSU-Stammtisch in Pölling  war das Nebenzimmer im Gasthaus Feihl  bestens gefüllt. Es war der Referent, der die Zuhörer – etliche auch ohne CSU-Parteibuch – interessierte: Roland Kittel, Geschäftsführer von „Aktives Neumarkt“.

Das Jahr 2015 wird das Jahr der großen Herausforderung für uns, sagte er. Der Neue Markt öffnet, die Innenstadtgestaltung muss aufs Gleis gesetzt werden und der Online-Handel wird immer massiver: „Das ist der größte Umbruch seit der Erfindung des Handels“, sagte Kittel. Dem müsse man sich stellen.

Der Obere Markt ist textillastig, sagte Kittel. Das sei aber gut so, weil es deshalb ein sehr großes Angebot gibt. Aber der Textilhandel laufe inzwischen massiv über das Internet. In Neumarkt habe man trotzdem noch keine Probleme.

Probleme in der zweiten Reihe

In der ersten Reihe geht es der Innenstadt gut, in der zweiten Reihe sieht das anders aus. Dort steht viel leer, was auch mit dem Einkaufsverhalten der Bürger zu tun hat: Sie wollen mit dem Auto vorfahren, einkaufen, einladen, heimfahren. Kittel: „Was heute fünf Jahre leer steht, wird auch in den nächsten zwei Jahren leer bleiben.“

Der Geschäftsführer von Aktives Neumarkt schlägt deshalb einen neuen Weg vor. Da die Preise auf dem Wohnungssektor durch die Decke gehen, sei es langfristig sinnvoll, Geschäftsraum in der Altstadt wieder in Wohnraum umzuwandeln. „Das wird eine große Aufgabe“, so Kittel.

Mit Blick auf den Neuen Markt forderte Kittel, dass es an der Zeit sei zu erfahren, wer dort alles einziehe, um sich darauf einzustellen. Mit den beiden Magneten Oberer und Neuer Markt hofft Kittel auch auf eine weitere Aktivierung des Unteren Marktes. Allerdings dürfe der Obere Markt, der schon den Wöhrl Richtung Neuer Markt verliert, nicht weiter geschwächt werden.

„Das größte Einkaufszentrum Neumarkts bleibt die Innenstadt“, sagte Kittel. Man müsse nur darauf hinwirken, dass die Bürger in ihrem Ort einkaufen und nicht zum Shoppen woanders hinfahren.

Das war das Stichwort für Albert Deß; der Europa-Abgeordnete war ebenfalls zum Pöllinger CSU-Stammtisch gekommen. Schon Alt-OB Kurt Romstöck habe immer gesagt, erinnerte er, dass Neumarkt die Kunden aus dem Umland benötige, um leben zu können.

Er verstehe immer noch nicht, dass man die kurze Verbindung von Sengenthal in die Stadt, also die B 299 alt, einfach zurückgebaut habe: „Wie sich Neumarkt da Sengenthal gegenüber verhalten hat, war schlecht.“

Er als Röckersbühler fahre zum Einkaufen inzwischen nach Freystadt, sagte er, denn Willibald Gailler habe nach dem Umbau des Marktes eines beherzigt: Es gebe halt Leute, die wollen mit dem Auto vors Geschäft fahren.

Vorbild Freystadt?

Deswegen gebe es in Freystadt viele Parkplätze, und die seien kostenlos. Letztens habe er in Freystadt eine Sengenthalerin getroffen, die früher in Neumarkt eingekauft habe, nun aber dorthin fahre, weil es dort bequemer sei. Deß: „Lasst bloß solche Ideen sein, die Stadt noch mehr abhängen und zurückbauen.“ Ein Schildbürgerstreich, schob er noch nach, sei es auch, dass Taxis am Markt nicht passieren dürften: „Die stehen dann auch im Stau rund um die Altstadt.“

Die Lücken bei der Weihnachtsbeleuchtung waren ein weiteres Thema: Die gibt es, erklärte Kittel, weil die Kommune nicht die Beleuchtung stelle, sondern jeder Hausbesitzer gefordert sei. So haben heuer zwar noch mehr mitgezogen als in den Vorjahren, manche hätten trotzdem gefehlt.

Manchmal würde der Geschäftsinhaber sogar die Beleuchtung zahlen. Aber der Hausbesitzer wolle das partout nicht, erklärte Kittel, „weil er sich von der Stadtverwaltung vor vielen Jahren vielleicht einmal ungerecht behandelt gefühlt hat und bis heute grollt“.

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