Neuer Sparkassen-Vorstand hegt und pflegt die Filialen
7.10.2016, 09:25 UhrDer 34 Jahre alte gebürtige Bamberger war zuvor stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Landsberg-Diessen. Wittmann ist in Neumarkt aus 50 Bewerbern ausgewählt worden. An der Vorstandsbesetzung haben auch der Sparkassenverband, der alte Vorstand und der Verwaltungsrat mitgewirkt.
Der neue Sparkassen-Vorstand hat nach dem Realschulabschluss bei der Sparkasse in Bamberg eine Banklehre gemacht und sich zum Sparkassen-Fachwirt, -Betriebswirt und schließlich zum Diplom-Sparkassen-Betriebswirt weitergebildet, um dann ein Studium an der Wirtschafts-Universität in Wien als Master of Business Administration (MBA) abzuschließen.
Der Oberfranke gehört nun gemeinsam mit Henry Pillipp und dem Vorsitzenden Stefan Wittmann dem dreiköpfigen Vorstand an. Zu seinem Ressort gehört der Privatkundenvertrieb mit den 23 Filialen, das Private Banking, die Immobilienfinanzierung, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Eigenanlagen der Sparkasse.
Das Geldinstitut werde an seinem Filial-Geschäftsmodell festhalten und „in der Fläche bleiben“. Allerdings werde auch die Neumarkter Sparkasse mit einem veränderten Verhalten des Publikums konfrontiert: Vier von zehn Kunden wickeln ihre Geschäfte inzwischen online ab, Tendenz steigend. Im Durchschnitt suche ein Kunde nur einmal pro Jahr eine Filiale auf, während er 108 Mal das Internetportal der Sparkasse besuche und 200 Mal die Sparkassen-Application für Mobilgeräte frequentiere.
Der neue Vorstand kündigte an, dass um den Jahreswechsel ein „mediales Beraterteam“ an den Start gehen werde, zu dem die Sparkassenkunden von zuhause aus per Computer Kontakt aufnehmen könnten, um sich beraten zu lassen, auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten. Dafür würden bei einer Reihe von Sparkassen-Filialen die Öffnungszeiten verkürzt, zum Beispiel auf nur noch zwei Geschäftstage pro Woche. Dies soll aber ausdrücklich nicht für alle Zweigstellen gelten. Wirksam würden die neuen Schalterzeiten im kommenden Jahr.
„Auskömmliche“ Ertragslage
In der „Nullzinsphase“ mit „massiven volkswirtschaftlichen Schäden“ sei die Ertragslage der Sparkasse zwar noch „gut“, doch als Folge von auslaufenden Darlehen würden die Ergebnisse künftig „niedriger, aber auskömmlich“ sein, erklärte Wittmann. Bei Kundeneinlagen von 1,7 Milliarden Euro und Krediten von 1,2 Milliarden Euro sei auch die Sparkasse Neumarkt-Parsberg auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Das Geldinstitut baue auf ein „breites Portfolio“ beispielsweise von Anleihen und verzichte auf Direktinvestitionen in Aktien. Matthias Wittmann: „Wir haben Anlagebedarf, aber wir hasardieren nicht.“ Deshalb scheiden zum Beispiel mexikanische Staatsanleihen mit 50 Jahren Laufzeit oder US-Hypotheken aus. „Das ist nicht das Geschäftsgebahren einer Sparkasse“, sagte das neue Vorstandsmitglied. Der öffentliche Auftrag laute schließlich, die Bevölkerung in der Region mit Finanzdienstleistungen zu versorgen.
Der neue Sparkassen-Vorstand hat schon eine Reihe von Antrittsbesuchen in Filialen hinter sich. Mit seiner Frau ist er schon vor Wochen nach Berg gezogen. An seinem Wohnort und im Landkreis möchte Matthias Wittmann auch außerhalb des Sparkassen-Unternehmens soziale Kontakte aufbauen. Durch seine sportlichen Interessen würden sich sicher Anknüpfungspunkte ergeben. Der Sparkassen-Vorstand spielt Tischtennis.
Im Zuge seiner Bewerbung hat Wittmann recherchiert, dass Neumarkt bei einem Focus-Ranking auf dem Sektor „Lebensqualität“ einen zweiten Platz errungen hat — ein Grund mehr für den jungen Banker, sich für den Spitzenjob zu bewerben.
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