"Neumarkt bietet zu wenig für junge Leute"
17.3.2021, 21:42 UhrZum Beispiel Halil Gashi. Der 41-Jährige hat es geschafft. Der Breakdancer und Performer trat als Solist des weltberühmten Cirque de Soleil in Las Vegas auf, begeisterte Donald Trump ebenso wie Paul McCartney, die sich mit ihm zum Erinnerungsfoto stellten. In Deutschland wurde er als Teilnehmer der RTL-Show "Das Supertalent" bekannt, der mit seiner Kombination aus Breakdance und Computeranimation nur haarscharf das Finale verpasste.
"Der Stadt Neumarkt habe ich das aber nicht zu verdanken, da habe ich nie irgendeine Unterstützung bekommen", betont Gashi, der sich an seine Anfänge als Breakdancer erinnert. Nirgends in der Stadt habe es eine glatte Fläche zum Üben der Drehungen gegeben. "Da sind wir abends, wenn die Sparkasse geschlossen hatte, ins Foyer gegangen und haben dort auf dem Marmorboden Spins und Windmills einstudiert."
Natürlich sei das damals eine eher exotische Disziplin gewesen – gerade für die Politiker einer Kleinstadt, aber er sieht heute Parallelen zu damals: "Für die junge Generation gibt es viel zu wenig." Die Calisthenics-Anlage in Wolfstein sei sehr klein, vor allem jetzt in der CoronaZeit. Normalerweise habe er beim Training die rund zehn Aktiven alle gekannt, jetzt sei das Gerät ständig von immer neuen Sportlern umlagert und man komme kaum mal an die Reihe.
"Sehr viel Luft nach oben"
Dass jetzt eine zweite Anlage im LGS-Park entsteht, begrüßt er natürlich, findet aber dennoch, dass noch "sehr viel Luft nach oben" sei. Er sei ja viel in der Welt herumgekommen und begeistert von Asien. "Selbst in einem relativ armen Land wie Kambodscha findest Du fast überall auf den Plätzen und entlang der Straßen Fitnessgeräte, an denen man Übungen machen kann. Und abends gibt es große Bühnen, auf denen einer ein Workout vorführt – und Hunderte machen es ihm nach."
Ärgerlich in Deutschland sei auch, dass es viele Sportanlagen gibt, die man aber nicht betreten dürfe, weil sie zu Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen gehören. Das sei in anderen Ländern auch anders – und besser für die Fitness der Bürger. Schließlich kann und will sich nicht jeder eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio oder einer Boulderhalle leisten.
Gespaltene Bilanz
Frank Schmidpeter, in der Region als Teilnehmer an "Ninja Warrior Germany" bekannt, sieht vieles ähnlich wie Halil Gashi: "In Sachen Outdoorsport ist Neumarkt einerseits super aufgestellt, weil es durch seine Lage in der wunderschönen Natur über viele und attraktive Wander- und Radwege verfügt, doch andererseits fehlen Angebote für die Jüngeren. Wenn Du da nicht Fußball spielst, ist es beschissen."
Der an sich schöne Skaterpark sei "gefühlt 400 Jahre alt" und sei in all der Zeit nur wenig aufgerüstet worden. Und den Parcours für die Dirtbiker in der Hasenheide gebe es nur, weil sich die Jungs in Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit seinerzeit mächtig ins Zeug gelegt hätten. Von der Politik selbst sei da herzlich wenig gekommen.
Gegenbeispiel Postbauer-Heng
Im Vergleich dazu lobt Schmidpeter die Gemeinde Postbauer-Heng, in der er in der Jugendarbeit tätig ist: "Der Ort ist fünfmal kleiner als Neumarkt, hat aber einen tollen Skaterpark, eine DFB-Soccer-Anlage, ein gutes Streetballfeld und ein Naturbad – in dem auch auf Schmidpeters Anregung hin demnächst eine Calisthenics-Anlage errichtet wird: "Das ist doch optimal: Trainieren in der Sonne und hinterher zum Abkühlen ins Wasser."
Die künftige zweite Calisthenics-Anlage in Neumarkt nimmt er freudig zur Kenntnis, befürchtet aber auch, dass da möglicherweise viel Geld ausgegeben wird, "ohne vielleicht die lokalen Experten davor gefragt zu haben".
Dabei sollten Städte durchaus höchst interessiert daran sein, solche Magnete zu schaffen. Schmidpeter: "Man will doch verhindern, dass die jungen Leute in die Metropolen abwandern." In Neumarkt vermisse er eine Planung dafür, dass man solche Attraktionen zentral an einer Stelle bündelt. Schmidpeter: "Dabei fehlt so ein Treffpunkt eindeutig." Stattdessen verlege man Einrichtungen für Jugendliche immer lieber an die Peripherie.
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