Papas Geldbeutel entscheidet über Zukunft der Kinder

03.07.2007, 00:00 Uhr
Papas Geldbeutel entscheidet über Zukunft der Kinder

© Linke

Der Breitenbrunner SPD-Vorsitzende Andreas Gabler machte die pessimistische Stimmung auf dem Land an drei einfachen Beispielen deutlich: «Von Breitenbrunn aus fahren täglich drei Busse nach Parsberg und drei nach Neumarkt, das war’s».

Die Einzelhandelsgeschäfte würden immer weniger werden, eine richtige Post fehle. Gabler: «Da fragt man sich schon, wie es weitergehen soll in Breitenbrunn».

Florian Pronold, nach eigener Aussage «niederbayerisches Landei» und seit über zehn Jahren Mitglied im Stadtrat von Deggendorf, kennt solche Probleme zur Genüge aus eigener Anschauung. Er macht dafür die bayerische Staatsregierung verantwortlich: «Gemäß bayerischer Verfassung hat die bayerische Staatsregierung die Aufgabe, für gleichwertige Lebensbedingungen in den Städten und im ländlichen Raum zu sorgen. Tatsächlich aber ist der Unterschied zwischen Stadt und Land nirgends in Deutschland so groß wie in Bayern.»

Dies liege nicht zuletzt daran, dass die bayerische Staatsregierung das meiste Geld nach München und Nürnberg pumpe und dort auch die meiste Verwaltung ansiedle, sagte Pronold.

So fehle es in Bayern im ländlichen Raum überall an Krippenplätzen: «47 Prozent aller bayerischen Krippenplätze befinden sich in der Stadt München». Ebenso sorgten die SPD-regierten Städte wie Nürnberg oder Augsburg für eine gute Ausstattung. Doch auf den Rest des Landes entfielen höchstens zehn Prozent.

Auch bei der Bildung stelle man in Bayern eine krasse Benachteiligung des ländlichen Raums fest. «Viele von den Schülern, die in Ostbayern auf die Hauptschule gehen, würden in München wahrscheinlich das Gymnasium besuchen», sagte Pronold.

Wenn in Starnberg prozentual doppelt so viele Schüler aufs Gymnasium gehen wie in Ostbayern, dann liege dies nicht daran, dass die Starnberger klüger seien, sondern daran, «dass in keinem anderen Bundesland die Bildung so stark vom Geldbeutel der Eltern abhängt wie in Bayern».

Nachhilfestunden seien für reiche Eltern kein Problem. «Aber bei uns in Ostbayern fragen sich natürlich die Eltern: ,Wenn ich mein Kind aufs Gymnasium schicke und kann ihm selbst nicht mehr helfen, was soll ich dann machen? Kann ich mir die Nachhilfe leisten’?» Dabei sollte «Bildung von dem abhängen, was die Kinder zwischen den Ohren haben und nicht davon, was der Papa im Geldbeutel hat.» In der Diskussion meldeten sich zahlreiche Breitenbrunner zu Wort und sprachen den Streit um den Kanal in Buch an (wir berichteten). Die betroffenen Bucher fordern die Rückerstattung der Gerichts- und Anwaltskosten sowie der entrichteten Erstellungsgebühren. Nachdem der Landtag den Marktrat angewiesen hat, die Sache umgehend nochmals zu beraten und sich die Landtags-SPD eingeschaltet hat, sieht Pronold die Sache optimistisch. «Aber wenn es doch nicht weitergeht, dann gebt mir Bescheid, dann schalte ich mich ein!»

Alternative begrüßt

Viel Lob gab es speziell von den Breitenbrunnern für den jungen SPD-Ortsverein, der sich in dieser Angelegenheit intensiv engagiert. Mehrfach wurde begrüßt, dass es dank des neuen Ortsvereins nun wieder eine demokratische Alternative gibt.