Sanierung der Christuskirche ist dringend nötig
30.5.2018, 13:47 UhrDie Christuskirche ist nicht nur die geistliche Heimat von rund 8000 Neumarkter evangelischen Christen, sondern zugleich Sitz des Dekanats mit insgesamt 18.000 Gläubigen. "Die Christuskirche ist der Kristallisationspunkt und deshalb als Impulsgeber besonders wichtig", betonte die Dekanin mit dem größten Dekanat im Kirchenkreis Regensburg.
"Das Ergebnis der Renovierung muss ein den Menschen zugewandtes, barrierefreies Gotteshaus sein, wo man sich auf Augenhöhe begegnet und sich alle Generationen wohl fühlen. Die Gottesdienstgestaltung muss interaktiv sein", lautet die Forderung der Dekanin. Sowohl die Dekanin als auch ihr Mann Michael sind noch nicht lange im Amt in Neumarkt, aber ihnen war bewusst, dass der Innenraum in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß ist. "Oh Gott", erinnerte sich Michael Murner an seinen Ausruf, als er zum ersten Mal die Kirche betrat. "Die Planungen für eine Renovierung liegen schon mehrere Jahre zurück. Dann kam aber die Neugestaltung des evangelischen Zentrums dazwischen und die Kirchenrenovierung wurde verschoben."
Der Altarraum, im Jahr 1938 gestaltet, atmet den Zeitgeist von damals, als die Nazis an der Macht waren. "Es war eine Theologie von oben herunter", sagt Pfarrer Murner. Mehrere Stufen führen zum Altar. Die Kanzel ist erhöht. Der Münchner Künstler Helmut Ammann fertigte das wuchtige Holzkreuz. Was mit dem Kreuz geschehen soll, weiß man nicht. "Es polarisiert. Für die einen ist es mit Herzblut und positiven Erinnerungen verbunden, weil es schon immer da war, andere erschlägt das Kreuz."
Wie der Chorraum gestaltet wird, ob er vielleicht nach vorne durchbrochen wird und dort ein neuer, intimer Andachtsraum entsteht, wird erst in Workshops mit Dekanin Murner, Pfarramtsführer Murner, Vertretern der Landeskirche und dem Kirchenvorstand entschieden werden. Eine Gemeindeversammlung ist zusätzlich vorgesehen. Das Architektenbrüderpaar Peter und Christian Brückner aus Tirschenreuth wurde in Zusammenarbeit mit der Landeskirche mit der Innenrenovierung beauftragt.
Der Grund: Die Architekten haben Erfahrung mit sakralen Bauten, sagt Pfarrer Murner. "Alles steht zur Disposition", sagt die Dekanin. Erneuert werden auf jeden Fall Heizung, Beleuchtung und Lautsprecher. Die Beleuchtung soll je nach Gottesdienstform gesteuert werden können. Was mit dem Gestühl passiert, ist offen. Es stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist nicht denkmalgeschützt. "Für viele Gläubige sind die Kirchenbänke unbequem", sagt die Dekanin.
Erneuerung des Gestühls, vielleicht bewegliches Mobiliar für unterschiedliche Gottesdienstanforderungen, ansteigende Kirchenbänke nach hinten, alles ist vorstellbar. Auf jeden Fall müssen die Kirchenbesucher die Geistlichen von einem neuen Tischaltar auch von den hinteren Reihen aus sehen können.
Ein großes Anliegen ist außerdem ein barrierefreier Zugang zur Kirche. Mit dem Rollator oder dem Kinderwagen kommt man nur schwer über die Eingangsstufen. Mit dem Rollstuhl gar nicht. Ältere Gläubige erzählten, dass sie schon zehn Jahre und mehr nicht mehr im Gotteshaus waren. Manche scheuen auch die Kirche, weil keine Toilette in der Nähe ist. Auch hier will man eine Lösung finden.
Ob der Haupteingang hin zur vielbefahrenen Kapuzinerstraße so bestehen bleibt, bedarf auch einer Klärung. "Wenn die Kirche voll ist und die Kirchgänger nach außen strömen, ist das nicht ungefährlich" sagt Pfarrer Murner. Der Zugang zur Empore muss verbessert werden. Mit einem Kontrabass kommt man kaum hinauf. Die Eule-Orgel wurde im Jahr 1995 eingebaut und der Staub der Jahrzehnte hat sich gesetzt. Eine Säuberung steht längst an. Auch am Dachstuhl, der aus dem 17. Jahrhundert stammt, muss ausgebessert werden. Er liegt auf dem Tonnengewölbe der Kirche auf, das an verschiedenen Stellen Risse hat. "Einsturzgefahr besteht aber nicht", beruhigt Pfarrer Murner.
Der grobe Zeitplan sieht vor, dass man heuer mit der Planung fertig wird Im nächsten Jahr werden die Handwerker ans Werk gehen. Die Kirche wird auch für einige Zeit gesperrt werden. Wie hoch die Kosten werden, da zuckt Pfarrer Murner noch mit den Schultern. Aber über zwei Millionen Euro werden es wohl sicherlich sein.
Da der Erlös aus dem Verkauf des Bonhoefferhauses höher ausgefallen ist, kann die Kirchengemeinde darauf zurückgreifen. Zuschüsse werden von der Landeskirche, vom Landesamt für Denkmalpflege und der Stadt Neumarkt fließen. "Wir starten auch mehrere Spendenaktionen", sagt die Dekanin. "Die Kirchenrenovierung muss die nächsten 50 Jahre halten." Die Christuskirche hatte vor wenigen Wochen mit dem damals designierten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder prominenten Besuch, den man davon überzeugen konnte, dass die Renovierung kein Luxus ist.
Die Christuskirche hat eine lange Geschichte. Sie wurde in den Jahren 1674 bis 1677 erbaut und ist ein historisches Zeugnis für die Gegenreformation, die der Orden der Kapuziner betrieben hatte. In der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgelöst, die Kirche entweiht und sie diente in drei Abteilungen als Scheune. Im Jahr 1854 wurde ein Drittel der Scheune von der evangelischen Kirchengemeinde erworben und seit 1855 finden darin die Gottesdienste der Protestanten statt. Zuvor mussten die Gläubigen einen dreistündigen Fußweg bis nach Sulzbürg gehen. Die Zahl der Protestanten stieg in Neumarkt durch die Stationierung des Militärs. Die heutige Form des Turmes entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Brandbombe schlug bei Kriegsende ins Gotteshaus ein.
Ein neuer, intimer
Andachtsraum
Planung soll
heuer noch fertig werden
Sanierung muss
für 50 Jahre halten
Ein dem Menschen
zugewandtes Gotteshaus
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