Energie
So soll die Juraleitung P53 durch den Kreis Neumarkt verlaufen
12.5.2021, 17:06 Uhr„Das Format ist völlig ungeeignet für eine Angelegenheit dieser Tragweite“, wetterte ein Bürger, der zudem beklagte, es sei nicht ausreichend und zeitig genug über die Veranstaltung informiert worden. Ein anderer Zuhörer monierte, die Anmeldung sei nur mit Vorlauf möglich gewesen.
Wer spontan zuhören wollte, fand keinen Hinweis mehr auf der Tennet-Homepage. „Es wundert mich nicht, dass so wenige teilnehmen“, stellte er fest.
Und das, obwohl die Juraleitung P53 viele tausend Bürger betreffen wird, die entlang der geplanten Trasse leben. Die 380kV-Ersatzleitung wird sich von Ludersheim kommend durch dicht besiedeltes Gebiet in Ezelsdorf und Postbauer-Heng schlängeln.
Sie tangiert Berngau und Mühlhausen, ehe sie sich über das Sulztal spannt und den Landkreis westlich von Dietfurt verlässt.
So soll die Trasse durch den Landkreis Neumarkt führen
Die Juraleitung folgt ab Ludersheim der alten Trasse, macht vor Westhaid einen Knick nach Osten, vorbei an Schwarzenbach und Ezelsdorf. Auch zum dortigen Waldkindergarten würden die vorgeschriebenen 400 Meter Abstand eingehalten. Die Bestandsleitung, die durch die Orte führt, wird abgebaut. Die Ost-Variante habe sich laut Planer Stefan Faßbender auch deshalb durchgesetzt, weil sie weniger Wald zerstören würde.
Bei Postbauer-Heng sei der Verlauf alternativlos, so Faßbender. Die Juraleitung komme zwischen Buch und Postbauer-Heng herein, bliebe dann zwischen Dillberg und Postbauer-Heng auf ausreichend Abstand zur Wohnbebauung und spanne sich über die Tier-Gehege am Gradlhof. Die Bestandsleitung, die mitten durch Postbauer-Heng führt, wird abgebaut.
Westlich von Tyrolsberg träfe die 380kV-Leitung auf den Verlauf der alten Leitung, macht dann aber westlich einen Bogen um Berngau und Allershofen. „Das ist eine Verbesserung zur Bestandssituation“, so Faßbender. Zudem werde mit dem Abbau der alten Leitung die Trennung zwischen Berngau und Allershofen aufgehoben, was Möglichkeiten zur Ortsentwicklung böte.
Campingplatz bei Forst bleibt verschont
Südlich von Berngau stünden die Masten wieder auf bekanntem Terrain, räumen dem Örtchen Forst aber künftig mehr Freiraum ein als die 220kV-Trasse. Tennet habe dem „Bündelungsgebot“ Rechnung getragen und keine neuen „räumlichen Betroffenheiten“ schaffen wollen. Denn in anderen Varianten wären Flug- und Campingplatz betroffen.
Vier Korridore habe man bei Mühlhausen unter die Lupe genommen, unter anderem einen „großen Bogen“ östlich an Weihersdorf vorbei durchs Schutzgebiet. Entschieden hat sich Tennet für die teurere, rund drei Kilometer lange Erdverkabelung entlang der B299, weil damit der Wald geschont und die Wohnumfeldqualität ausreichend erhalten werde.
Östlich um Pollanten und Ernersdorf biegt die Trasse wieder auf die alte Schiene und wechselt auf Höhe Kevenhüll auf die Parallelspur der 110kV-Leitung vorbei an Dietfurt.
Wer die Bürgerfragestunden verpasst, kann sich online informieren: infomarkt.tennet.eu/juraleitung. Der genaue Verlauf des Raumordnungskorridors ist hier zu finden.
Status quo ist, dass Tennet Ende April die Raumordnungsunterlagen bei der Regierung der Oberpfalz eingereicht hat. Diese beinhalten den Raumordnungskorridor, also einen Vorschlag, wie die Leitung aus Tennets Sicht am besten durch den Raum zu führen ist. Damit liegt der Ball nun bei den Behörden.
Regierung der Oberpfalz ist die Genehmigungsbehörde
Federführend ist die Regierung der Oberpfalz. Sie bestimmt die weitere Terminierung und welche Gutachten noch eingeholt werden müssen. Zeigt ein Gutachten, dass der Trassenverlauf unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte keine genehmigungsfähige Lösung darstellt, müsste Tennet nachjustieren.
Es ist an den Bürgern, Kritik und Vorschläge bei den Gemeinden, Städten und der Regierung anzubringen, um Änderungen zu erwirken. Die Raumordnungsunterlagen füllen in gedruckter Form 14 Ordner und können in den Städten und Gemeinden von Juni bis Juli eingesehen werden. In digitaler Form stehen sie dann auch auf der Homepage der Regierung zur Verfügung.
Vorwurf der Enteignung
Offensichtlich verwechselten einige aufgebrachte Bürger die freiwillige Info-Runde am Dienstag mit jener öffentlichen Beteiligung. Sie kritisierten Grundsätzliches, zweifelten die Notwendigkeit einer 380kV-Leitung an und warfen dem Netzbetreiber Tennet vor, Grundstücks-Eigentümer enteignen zu wollen.
Geduldig verwiesen die Fachleute auf politische Entscheidungsträger und, dass der Ersatzneubau im Rahmen des Bundesbedarfsplangesetzes erfolge.
Das Thema „Grundstückssicherung“, wie Tennet es bezeichnet, sei Thema des Planfeststellungsverfahrens. Dieses beginnt voraussichtlich im kommenden Jahr und wird der letzte Schritt sein, bevor Tennet voraussichtlich im Jahr 2026 Baurecht erhält.