Um die Kirche von Tauernfeld ranken sich Sagen

8.9.2015, 06:36 Uhr
Um die Kirche von Tauernfeld ranken sich Sagen

© Foto: Nicolas Damm

Es soll schon vorgekommen sein, dass die Gäste einer Hochzeit die Tauernfelder Kirche nicht gefunden haben – und das in einem Dorf mit rund 160 Einwohnern. Der Grund: Die katholische Kirche St. Nikolaus steht hier nicht nur am äußersten Ortsrand, sondern auch noch in einer tiefen Senke zwischen zwei Hochplateaus des Jura. Mit Blick auf eine Aue und den Wald.

Das gotische Gotteshaus wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts umgestaltet. Markant ist der enge Ring, den die frisch sanierte Friedhofsmauer um die Kirche zieht. Doch vor allem die Lage gibt Rätsel auf.

Fragt man einen Tauernfelder, warum die Kirche ausgerechnet an der tiefsten Stelle und nicht oben am Berg inmitten des Dorfes gebaut wurde, gibt er eine Sage zum Besten: „Als die Kirche am Festnersberg gebaut werden sollte, haben die Dorfbewohner erst einmal das Baumaterial dorthin gebracht. Am nächsten Morgen lag es aber unten im Tal.“

Offenbar waren Holz und Steine über Nacht den Hang hinab gerutscht. Die Tauernfelder wunderten sich und schleppten alles wieder den Berg hoch. Doch am nächsten Morgen lag das Baumaterial wieder unten.

Fingerzeig des Herrn

Das könne kein Zufall sein, urteilten Bauern und Handwerker. Sie glaubten vielmehr, dass der liebe Gott hier seine Hände im Spiel gehabt habe und auf diese Weise seinen Wunsch-Standort kundtat. Also errichteten sie die Kirche am Rande des Tals. Ein Stück weiter unten steht nur noch eine alte Mühle.

Kirchenpfleger Michael Schuster kennt auch noch eine weitere Geschichte: „Am Festnersberg sollen sie sogar schon eine Mauer hochgezogen haben, doch fiel sie von ganz allein wieder ein.“

Ein eher weltlicher Erklärungsversuch wäre, dass die Straße nach Deining einst nicht oben am Berg, sondern durch das enge Tal geführt hat. In diesem Falle stand St. Nikolaus dann doch in zentraler Lage. Später wanderte dann die Wohnbebauung den Südhang hinauf, weil die Tauernfelder auch ein bisschen was von der Sonne abbekommen wollten.

An diese Theorie glaubt Kirchenpfleger Schuster nicht: „Das ist eben eine Besonderheit von Tauernfeld.“ Oben in der Ortsmitte, am Festnersberg, wo sich die beiden „Hauptstraßen“ kreuzen, steht heute auch eine vermeintliche, kleine Kapelle. Doch dabei handelt es sich vielmehr um das Kriegerdenkmal von Tauernfeld. Schuster: „Darin befindet sich noch die alte Glocke unserer Kirche.“

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