Weitere Stolpersteine in Neumarkt und Sulzbürg verlegt
16.10.2017, 20:20 UhrEs war ein bewegender Augenblick, es war ein anrührender Moment am Oberen Markt. "Jahrzehntelang erinnerte sich niemand an dieses Familie und dann geschah Wunder über Wunder und heute gibt es in Neumarkt die Stolpersteine", sagte Myrna Haas, die Witwe von Ernst Haas. Er hatte als einziger jüdischer Neumarkter Verschleppung in die Konzentrationslager überlebt und starb im vergangenen Jahr in seiner neuen Heimat in den USA.
Vor seinem Elternhaus in der Oberen Marktstraße 39 erinnern nun fünf Stolpersteine an seine Eltern Semi und Frieda Haas, seine Geschwister Ilse und Walter und an ihn selbst. "Vergessen Sie niemals dieses Familie", sagte Haas. Gemeinsam mit ihren Söhnen sprach sie ein Gebet in englischer und in hebräischer Sprache.
Dann entzündete Myrna Haas eine Kerze mit einem blauen Davidstern, dem Symbol des Judentums, und stellte diese vor die eingelassenen Messingtafeln mit den eingravierten Lebensdaten der Familie ihres Mannes.
An zwei weiteren Stellen im Stadtgebiet wurden "Stolpersteine" verlegt: Vor der Bahnhofstraße 13 erinnern sie an Kurt, Helene Henriette und Hermann Baruch. In der Stephanstraße 17 wohnten Seligmann und Albert Haas sowie Leopold und Rosa Löw. In Sulzbürg befinden sich fünf neue Stolpersteine am Schlossberg 2. Sie erinnern an Rebekka, Leopold, Lazarus, Cäcilie und Bertha Weil.
Seit zwei Jahren gibt es die Neumarkter "Initiative Stolpersteine". Seine Mitglieder erforschen die Lebensgeschichte der jüdischen Mitbürger im Kreis Neumarkt. Neben der Vorsitzenden Heide Inhetveen und der Leiterin des Stadtmuseums Petra Henseler ist hierbei das Ostendorfer Gymnasium besonders engagiert.
Zu Ernst Haas bestand seit 2004 ein enger Kontakt. Am OG entstand das Musical "Der letzte Brief" über das Leben seiner Schwester Ilse Haas. Zwischen 2006 und 2014 besuchte er mehrmals die Schule.
Engagierte Schüler
Ein P-Seminar unter der Leitung von Alexander hatte auch den gestrigen Tag vorbereitet, das Programm gestaltet, die Lebenswege der Familie Haas recherchiert, die Blumen besorgt, die an den Gedenktafeln niedergelegt wurden, und selbst auch die Patenschaft für einen der Stolpersteine übernommen.
Denn das Projekt des Künstler Gunter Demnig, der mit inzwischen 61 000 Stolpersteinen in 21 Ländern die größte dezentrale Gedenkstätte geschaffen hat, finanziert sich im Kreis Neumarkt ausschließlich über private Spenden und nicht mit Geld aus der öffentlichen Hand.
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