Willy Michel: Indianer auf dem Isar-Floß

28.12.2015, 13:35 Uhr
Willy Michel: Indianer auf dem Isar-Floß

© Anne Schöll

Und die geht so: Jeder Mensch hat das Recht, in Frieden und Freiheit zu leben. Wir dürfen uns nicht gegenseitig verletzten, müssen uns lieben, respektieren und ehren. Passend dazu serviert er die eindringliche Erkenntnis als Song „Irgendwann wirst du verstehn, irgendwann wirst du sehn, was du in deinem Herzen schon weißt.“ Und er betont seine Worte mit einem intensiven, tongewaltigen Solo, schrubbt sehr zur Freude seiner Zuhörer, die schon darauf gewartet haben, weil sie das Stück kennen, auf seiner Gitarre die Tonleitern rauf und runter.

Weihnachtlich kommt er daher mit einem Anflug von „Süßer die Glocken nie klingen“ und fügt eine englische Version a la Willy Michl dazu. Dann wird er wieder Indianer, nimmt alle mit in den Indian Spring, Summer, Winter in seinen Traum, schwärmt von den Sternen in der Galaxy und wendet sich zurück zu seinem Kernthema, diesmal angeleht an die Beatles mit “All you need ist love” und seiner Vision von Frieden, Freiheit und Harmonie: “This is Indian Summer, an Indian dream”, möchte er allen vermitteln.

Schmunzeln gleitet über die Gesichter, als er von einem Song berichtet, der nicht auf seinen Platten veröffentlicht ist — und ihn jeder fragt, wann er dies nachholt. Verschmitzt grinsend gibt er zum Besten: „Ich hab mir gedacht, Walther von der Vogelweide hatte auch keine CD und trotzdem hat ihn jeder gekannt.“ Wieder viele Soli hat er eingebaut in seine musikalische Erzählung vom Leben in den Bergen, vom Sonnenaufgang und dem jungen Tag, der naht und lautlos die Nacht davonschleicht.

Nachdenkliche Töne, die sich mit frechen abwechseln und dem Wunsch: “I möcht so gern wie a wild Dirndl sein”, einem liebenswerten Sprachmix aus Mundart, Hochdeutsch und ein bisschen Englisch. Er träumt sich weiter als Rainbowrider und spannt den Bogen zu Bruno, dem Bär, der aus Südtirol gekommen ist. Richtung große Politik ruft er: „Das verzeihen wir dem Minister nie, dass der die Abschussgenehmigung für dich kleinen Bären erteilt hat.“ Ganz indianisch gesinnt fügt er hinzu: Der große Geist des Bären wirkt nach, schaut den Menschen zu.

Harmonische Töne schlägt er an mit dem kleinen Bach, der aus dem Karwendelgebirge kommt. De Buam gehn im Sommer da hin, de Dindl san auch da; er schlägt den Bogen dahin, wie die Isarindianer auf dem Floß über die Isar nach München gekommen sind und singt den Isarblues und das Isarflimmern mit allen Strophen.

Alles in allem ein Abend mit Songs, die den Nerv seiner Gäste getroffen haben. Seine bluesigen Weihnachtslieder und dazu seine Klassiker, grooviger Blues, bisweilen fetziger Rock und tiefgründige Balladen: Ein schöner Abschluss der Weihnachtsfeiertage im Spitalstadl.

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