Wird der Grippeimpfstoff in Neumarkt knapp?
6.10.2020, 06:00 UhrAntje D., die unter Asthma leidet und deren Mann ebenfalls zur Risikogruppe gehört, wollte rechtzeitig vorbeugen und hatte deshalb bei ihrer Hausärztin einen Termin zum Check-up und zur Grippeimpfung ausgemacht. "Als wir bei ihr waren und die Impfung haben wollten, wurde uns mitgeteilt, dass es momentan keinen Impfstoff mehr gibt. Das bestätigte uns auch ein Apotheker unseres Vertrauens", schreibt D. an die Neumarkter Nachrichten. Man habe ihr gesagt, dass man frühestens im November mit dem Impfstoff-Nachschub rechne.
Andere Neumarkter Hausärzte können ihre Patienten dagegen offenbar zur Zeit noch mit der Grippeimpfung versorgen, wie eine telefonische Stichprobe der NN-Redaktion ergab. Geimpft werde derzeit jeder, eine Beschränkung auf Risikopatienten gebe es nicht, hieß es in einer Praxis.
Doppelerkrankung vermeiden
Wegen der Corona-Pandemie raten Ärzte in diesem Jahr besonders eindringlich zur Grippeimpfung – einerseits, weil sie schwere Doppelerkrankungen mit Covid-19 und Grippe fürchten, aber auch um eine Überforderung des deutschen Gesundheitssystems zu vermeiden. Bei einer starken Grippewelle könnte es sehr viele Patienten mit Atemwegserkrankungen geben, die versorgt und getestet, teils in Krankenhäuser und auf Intensivstationen gebracht werden müssten. Das gilt es zu vermeiden.
Die Grippeimpfung wurde bisher hauptsächlich Risikogruppen wie Senioren, chronisch Kranken und Schwangeren empfohlen, außerdem für medizinisches Personal in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen und im Gesundheitswesen. Sollten sie alle eine Impfung haben wollen, wären das rund 40 Millionen Menschen.
In Deutschland gibt es für die aktuelle Influenzasaison 2020/21 allerdings nur 26 Millionen Impfdosen. Damit ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, hatte das Bundesgesundheitsministerium nach eigenen Angaben zusätzlich zur Regelversorgung – nach Auskunft des Paul-Ehrlich-Institutes rund 20 Millionen – sechs Millionen Dosen Influenzaimpfstoffe beschafft.
"Nicht alle 85 Millionen Deutschen werden sich impfen lassen", glaubt die Freystädter Apothekerin Ingrid Popp, Sprecherin der Apotheken im Landkreis Neumarkt. Der Grippeimpfstoff sei derzeit nicht generell zu knapp, so Popp. Es könne bei der Nachlieferung aber – je nach Hersteller – zu Terminverschiebungen kommen. "Die Termine reichen schon teilweise bis in den November. Wir haben aber im Moment jedenfalls noch was da", sagt Popp. Die Apotheken werden die Nachfrage nach Grippeimpfstoff "im Gros" bedienen können, aber vielleicht terminlich etwas verschoben, so Popps Einschätzung. Für eine endgültige Beurteilung der Lage sei es jetzt, Anfang Oktober, aber noch zu früh.
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