Stammzellenspende

"Würde ich immer wieder tun": Oberpfälzer rettet schwerkranker Zwillingsmutter das Leben

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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10.2.2023, 05:55 Uhr
André Große bei der Stammzellspende im Mai 2019.

© DKMS André Große bei der Stammzellspende im Mai 2019.

Zwei eigentlich völlig fremde Menschen fallen sich in Berlin in die Arme, auf den ersten Blick verbindet André Große aus Waldthurn und Eva aus Niederkrüchten nichts, die beiden haben sich vorher nie persönlich kennengelernt. Und doch herrscht eine tiefe Verbindung zwischen den beiden, denn der Oberpfälzer hat der 44-jährigen Diplompädagogin das Leben gerettet.

Eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, gepaart mit der der Diagnose MDS, hatte die Zweifachmutter im Februar 2017 aus dem Alltag gerissen. Ihre Zwillinge waren zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Jahre alt. MDS, das sogenannte myelodysplastische Syndrom, ist eine chronische Erkrankung des blutbildenden Systems. Mit Transfusionen und Chemotabletten versuchte das Ärzteteam, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Leider vergeblich: Die MDS ließ sich nicht kontrollieren, zudem entwickelte sich noch eine akute myeloische Leukämie (AML), eine aggressiven Form von Blutkrebs. "Über einen langen Zeitraum ging es Eva sehr schlecht", wie die Organisation DKMS berichtet.

Mit Hochdruck suchten die Helfer in der Zeit nach einem passenden Stammzellspender. Glücklicherweise waren André Großes Gewebemerkmale mit denen von Eva nahezu identisch. Im Mai 2019 war der 44-Jährige dann im Krankenhaus in Dresden für eine ambulante Stammzellspende und schenkte Eva damit ein neues Leben. "Als ich bei der Spende war, war es für mich ein richtiger Gänsehautmoment", erklärte André Große im Gespräch mit nordbayern.de. Für ihn war die Spende selbstverständlich, obwohl er zum Zeitpunkt der Spende gar nicht wusste, für wen diese sein würde.

In Berlin traf die erkrankte Eva zum ersten Mal auf ihren Lebensretter: André Große. Ein emotionaler Moment, wie beide beschreiben. 

In Berlin traf die erkrankte Eva zum ersten Mal auf ihren Lebensretter: André Große. Ein emotionaler Moment, wie beide beschreiben.  © DKMS

Zwei Jahre lang folgt darauf eine innige Brieffreundschaft zwischen den beiden - zunächst mit geschwärzten Namen aufgrund der zweijährigen Anonymitätsfrist, die auch bei der DKMS gilt. "Damit nicht so eine große Bindung entsteht, falls doch etwas schief gehen sollte", erklärt Große. Nach zwei Jahren wurden dann Adressen und Telefonnummer freigegeben. Wegen der Corona-Pandemie und dem erhöhten Risiko für die 44-Jährige konnten sich die beiden allerdings erst vergangenes Jahr im Sommer zum ersten Mal persönlich sehen. "Eva wollte mich unbedingt treffen und sich persönlich bedanken", sagt Große.

Emotionales Treffen

Für eine Werbe-Kampagne brachte die Organisation DKMS die beiden in Berlin vor laufender Kamera zusammen. "Vom Gefühl her war's so, als hätten wir uns schon länger gekannt - aber jahrelang nicht gesehen", beschreibt Große den Moment des Wiedersehens. "Eva hat geweint und ich habe auch ganz schön schlucken müssen. Das ganze Kamerateam und die Stylisten hatten alle Gänsehaut, das war schon sehr emotional". Auch Eva ist sich sicher: "Ohne André würde ich hier nicht mehr sitzen".

Ihren Kontakt wollen die beiden nun unbedingt aufrecht erhalten. "Ihre Eltern und Kinder wolle mich auch unbedingt sehen und Danke sagen", freut sich der 45-Jährige, der den Weg zur Stammstellenspende immer wieder gehen würde und auch anderen rät: "Wenn man helfen kann sollte man helfen". Sein Aufruf: "Lasst euch registrieren! Es ist super einfach, es tut nicht weh. Jeder Mensch trägt die Medizin für Blutkrebspatientinnen und -patienten in sich."