Seltener Infektionsfall
613 Tage lang Corona: Patient ist nun gestorben
22.4.2024, 19:39 UhrIm Februar 2022 hatte sich der niederländische Rentner mit der Omikron-Variante "BA.1.17" infiziert und kam zur Behandlung ins Universitätsklinikum Amsterdam. Im Herbst 2023 starb er schließlich am Wiederaufflammen einer seiner Vorerkrankungen.
Der Mann wies eine Knochenmarks-Erkrankung auf, die seine Stammzellen und roten Blutkörperchen betraf. Später bekam er noch Leukämie und musste im Zuge der Behandlung Immunsuppressiva nehmen. Sein Immunsystem soll entsprechend geschwächt gewesen sein, sein Körper trotz mehrfacher Impfung nicht in der Lage, Antikörper gegen das Coronavirus zu bilden.
Wie die "Bild" zuerst berichtete, sei das Virus gut 50-mal im Körper des 72-Jährigen mutiert. Die Forschenden in den Niederlanden hatten immer wieder Proben von dem Mann genommen, um das Erbgut des Coronavirus zu untersuchen. Dabei stellten sie insgesamt mehr als 50 Mutationen im Vergleich zu der zu jener Zeit kursierenden Omikron-Variante BA.1 fest, darunter auch solche, mit denen das Virus der Immunabwehr entgehen könne. Bereits 21 Tage, nachdem der Mann ein bestimmtes Coronamedikament bekommen hatte, entwickelte das Virus zudem Merkmale einer Resistenz dagegen. Bis zu seinem Tod im Oktober 2023 sei er ununterbrochen coronapositiv gewesen, berichten die Forschenden - insgesamt 613 Tage lang.
Zuvor waren bereits andere Fälle sehr langer Infektionen bei Menschen bekannt geworden, deren Immunsystem das Virus nicht ausreichend bekämpfen konnte.
Gefahr der Varianten-Bildung
Die Ergebnisse wollen die Forscher um Magda Vergouwe von der Universität Amsterdam Ende April auf einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Barcelona vorstellen. Der Fall ist für Forscherinnen und Forscher auch deshalb interessant, weil sich das Coronavirus in solchen Langzeit-Infizierten besonders stark verändern kann. Das birgt die Gefahr, dass Varianten des Virus entstehen, die das Immunsystem von gesunden Menschen leichter überwinden können.
Der Rentner starb schließlich am Wiederaufflammen einer seiner Vorerkrankungen. Mit seiner mutierten Version des Coronavirus hatte er, nach allem was bekannt ist, niemanden angesteckt.
"Dieser Fall unterstreicht das Risiko, das von andauernden Sars-CoV-2-Infektionen bei immungeschwächten Personen ausgeht", werden die Forscher in einer Mitteilung zitiert. Durch die umfangreiche Entwicklung des Virus bei einem einzelnen Patienten könnten sich einzigartige Varianten herausbilden.
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