Höhenflug mit Bauchlandung
Absturz nach nur 30 Sekunden: Testflug bayerischer Rakete endet im Meer
30.03.2025, 21:01 Uhr
Bereits in der vergangenen Woche hatte das süddeutsche Weltraum-Start-up Isar Aerospace versucht, seine erste Rakete ins All zu schicken. Der Testflug der Spectrum-Rakete war zunächst für Samstag geplant, musste jedoch aufgrund der Wetterbedingungen verschoben werden.
Am Sonntag, den 30. März, hob die Rakete dann endlich gegen 12.30 Uhr vom norwegischen Weltraumbahnhof Andøya ab – aber nicht für lange.
30 Sekunden Flugzeit
Nur 30 Sekunden nach dem Start verlor die Rakete an Höhe und stürzte ins Meer. Die Startrampe blieb dabei unbeschädigt. Laut der offiziellen Pressemitteilung von Isar Aerospace sei das keine Überraschung gewesen.
Das Unternehmen hatte bereits vorab betont, dass kein Raumfahrtunternehmen bisher seinen ersten Raketenflug in den Orbit gebracht habe. „Die Rakete darf explodieren, das ist im Rahmen des Testflugs sogar wahrscheinlich“, hatte eine Sprecherin erklärt, so berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
„Großer Erfolg“ trotz Absturz
Trotz des Absturzes bewertete Isar Aerospace den Test als Erfolg. „Unser erster Testflug hat alle unsere Erwartungen erfüllt und einen großen Erfolg erzielt. Wir hatten einen sauberen Start, 30 Sekunden Flugzeit und konnten sogar unser Flugabbruchsystem validieren“, sagte Daniel Metzler, CEO und Mitgründer von Isar Aerospace.
Damit habe man gezeigt, dass man nicht nur Raketen entwerfen und bauen kann, sondern sie auch starten können. Metzler sagt weiter über den Erfolg: „Ich könnte nicht stolzer auf unser gesamtes Team sein, das in den letzten sieben Jahren so hart gearbeitet hat, um diesen wichtigen Meilenstein zu erreichen.“
Sicherheit an erster Stelle
Laut Isar Aerospace bestand für das beteiligte Personal zu keiner Zeit eine Gefahr. „Dank strikter Sicherheitsverfahren“ sei der Flug unter voller Kontrolle verlaufen, teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit.
„Nach dem Abbruch des Fluges bei T+30 Sekunden fiel die Trägerrakete kontrolliert ins Meer“, erklärte das Unternehmen weiter. Auch der Weltraumbahnhof Andøya meldete nach dem Vorfall, dass keine Verletzten oder materiellen Schäden entstanden seien.
Meilenstein für die europäische Raumfahrt
Laut dpa war der Start der Testrakete von Norwegen aus eine doppelte Premiere. Einerseits war es der erste Flug für Isar Aerospace, andererseits auch der erste Start einer orbitalen Trägerrakete in Kontinentaleuropa. „Als ein Unternehmen mit europäischen Wurzeln sind wir stolz darauf, gezeigt zu haben, dass Europa die Fähigkeit für mutiges Denken und große Errungenschaften besitzt“, sagte Metzler weiter.
„Mit unseren Dienstleistungen werden wir Kunden aus der ganzen Welt bedienen können, um ihre Satelliten ins All zu bringen und Europa dabei helfen, einen entscheidenden blinden Fleck in seiner Sicherheitsarchitektur zu lösen: den Zugang zum Weltraum.“
Alternative zu SpaceX
Isar Aerospace, das unter anderem von der Porsche SE finanziert wird, gehört zu einer neuen Generation europäischer Raumfahrtunternehmen, die sich als Alternative zu Elon Musks SpaceX etablieren wollen. Der bayerische Staatsminister für Digitales, Fabian Mehring (Freie Wähler), sprach laut dpa sogar von einem „neuen Zeitalter europäischer Raumfahrtgeschichte.“
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht in Isar Aerospace einen wichtigen Baustein für die europäische Raumfahrt. „Isar Aerospace wird einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Europas unabhängigen Zugang zum Weltraum zu sichern“, erklärte er.
Wie geht es weiter?
Obwohl die Spectrum-Rakete ihr Ziel nicht erreichte, hat das Unternehmen wertvolle Erkenntnisse für künftige Missionen gesammelt. „Jetzt ist es an der Zeit, alle Daten zu analysieren, zu lernen, weiterzuentwickeln und so schnell wie möglich wieder auf die Startrampe zurückzukehren“, sagte CEO Metzler in der Pressemitteilung. Isar Aerospace plant, mit der Spectrum-Rakete in Zukunft kleine und mittelgroße Satelliten ins All zu transportieren.