Proteste und Inhaftierungen

„Absurd und menschenunwürdig“ - Rapper im Iran zum Tode verurteilt

Andrea Munkert

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24.4.2024, 19:00 Uhr
Das Bild entstand im November 2022 in Köln: Damals war Rapper Toomaj Salehi bereits inhaftiert, nachdem er an den Massenprotesten gegen das iranische Regime teilgenommen hatte. Jetzt sieht er der Todesstrafe entgegen.

© IMAGO/P. Nigro/IMAGO/aal.photo Das Bild entstand im November 2022 in Köln: Damals war Rapper Toomaj Salehi bereits inhaftiert, nachdem er an den Massenprotesten gegen das iranische Regime teilgenommen hatte. Jetzt sieht er der Todesstrafe entgegen.

Der iranische Rapper Toomaj Salehi wurde zum Tode verurteilt, aktuell ist er inhaftiert, wie er auf Instagram am 19. März schreiben lässt, "im Isfahan/Behindertengefängnis".

Das teilte die politische Patin Ye-One Rhie am Mittwochnachmittag, 24. April, unter Berufung auf Salehis Anwalt dem Portal "t-online.de" mit. "Es ist bisher völlig unklar, wie dieses Urteil zustande kommen konnte", sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete in einem Statement, das dem Medium vorliegt.

Das erste Mal verhaftet wurde er im Herbst 2022 im Zuge der landesweiten Protestwelle um den Tod von Jina Mahsa Amini. Zwischenzeitlich hieß es, der Musiker könne auf eine Begnadigung hoffen.

Menschenunwürdige Haftbedingungen

Salehi (33) war schließlich 2023 zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, nach über einem Jahr im Gefängnis kam er im vergangenen November auf Kaution frei. In den sozialen Medien, vornehmlich auf Instagram, prangerte der 33-Jährige die menschenunwürdigen Haftbedingungen und Folterungen von Gefangenen an - auch warf er der Justiz Folter während seiner Haft in Isfahan vor. Daraufhin stand er wieder vor Gericht. Was zunächst im Urteilsspruch eine einjährige Haftstrafe mit zwei Jahren Umerziehungskurs war, ist zur Todesstrafe worden.

"Korruption auf Erden"

Mit seinem Rap-Namen Toomaj kreidet er die politischen Missstände in seiner Heimat und die Unterdrückung durch das Regime an. Für viele (junge) Menschen im Iran ist er neben der Verstorbenen Jina Mahsa Amini das Gesicht und die Stimme für die aktuelle Revolution und das Schicksal Zehntausender Inhaftierter im Land. Das Regime ist berüchtigt dafür, Proteste und freiheitlichere Gedanken in der Bevölkerung hart zu ahnden und setzt die Strafen als Drohgebärde gegenüber den Revolutionären ein.

Wie die Zeitung "Shargh" am Mittwoch unter Berufung auf Salehis Verteidiger Amir Raisian berichtete, verurteilte ein Revolutionsgericht in der zentraliranischen Stadt Isfahan Toomaj zum Tode. Nach islamischer Rechtsauffassung wird ihm "Korruption auf Erden" vorgeworfen. Salehis Anwalt kündigte demnach an, Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen zu wollen. Denn der Anklagepunkt "Korruption auf Erden" wird im Iran vielerorts als willkürlich angesehen. Auf Salehis Social-Media-Kanälen, die seine Angehörige betreiben, sprach der Musiker bereits am Dienstagabend von einem Urteil, aber gab keine Details preis.

"Absurd und menschenunwürdig"

"Die Höhe des Strafmaßes ist absurd und menschenunwürdig. Dieses Urteil entzieht sich jeder rechtsstaatlichen Grundlage und ist deshalb völlig inakzeptabel", sagte SPD-Politikerin Ye-One Rhie gegenüber "t-online.de". Es sei "unglaublich, wie verantwortungslos und willkürlich das Iranische Regime mit Angeklagten umgeht."

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