Klima-Check
Adele, Taylor und Co: Was bedeuten Mega-Konzerte fürs Klima?
15.8.2024, 10:20 UhrEin riesiges Stadion voller Menschen, eine extravagante Lichtshow und Feuerwerk. Stars wie Taylor Swift oder Adele lassen sich das Touren nicht nehmen und spielen diesen Sommer unter anderem in Deutschland. Für viele Fans erfüllt sich dadurch ein Traum – für Klimaschützer eher ein Albtraum.
Laut einer Messung kamen bei einer Tournee mit etwa 70.000 Besucherinnen und Besuchern pro Show, also etwa die Größenordnungen von Taylor Swift und Adele, insgesamt rund 2.295 Tonnen CO₂ zusammen, berichtet das Wissensportal "Musik und Medien". Ein Abend ist also vergleichbar mit dem, was etwa 330 Personen in Deutschland in dem ganzen letzten Jahr ausgestoßen haben.
In den ökologischen Fußabdruck spielen vor allem die Anfahrt des Publikums und die bespielten Veranstaltungsorte, also beispielsweise Lichteffekte und Strom der Bühnenshow, hinein. Sie machen zusammen zwei Drittel aus. Die restlichen Emissionen teilen sich auf in die Unterkünfte, An- und Abreise der Künstlerin oder des Künstlers mit dem Team, Promotion und Merchandise.
Laut dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" können die anreisenden Fans sogar 80 Prozent der Emissionen von Konzerten ausmachen.
Ein Standort, viele Konzerte, ist das die Lösung?
Während Taylor Swift durch ganz Europa tourt, hat sich Adele ein neues Konzept überlegt. Sie bleibt an einem Standort, München, mit eigenem Stadion. In einer "Pop-Up-Arena" spielt Adele zehn Konzerte, ihre Art von Europatournee. Vorteil an dem Ganzen ist, dass ihr Team und sie selbst nur einmal An- und Abreisen müssen. Und der Transport und Aufbau von der Bühne und der Technik muss ebenfalls nur einmal erfolgen. Doch diese möglichen Emissionseinsparungen werden schnell wieder zunichtegemacht, wenn man bedenkt, dass dafür auch alle rund 70.000 Fans anreisen müssen. Da es keine anderen Shows in Europa gibt, kann man davon ausgehen, dass der Großteil aus anderen Städten in Deutschland und sogar aus anderen Ländern extra anreist. Und das wahrscheinlich noch mit dem Flugzeug. Auch die wiederverwendbare Arena bringt nicht nur Vorteile, denn für den Aufbau mussten rund 75.000 Quadratmeter Fläche asphaltiert werden.
Mit Radeln und Tanzen Emissionen einsparen
Bereits im Jahr 2007 hat die britische Band Radiohead ihre Konzerte von Fachleuten begleiten lassen, um den CO₂-Ausstoß zu messen. Daraufhin entwickelte sich ein Umweltkonzept für die Tourplanungen, nach dem sich in den darauffolgenden Jahren auch viele andere Künstlerinnen und Künstler richteten. Besonders der britischen Band Coldplay ist der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit wichtig. Im November 2019 haben sie mit der Veröffentlichung ihres Albums bekannt gegeben, dass sie nicht mehr auf Tournee gehen wollen, bis es einen Weg gibt, es emissionsneutral und umweltfreundlich zu gestalten. Ihr Ziel: 50 Prozent der Emissionen im Vergleich zu ihrer vorherigen Tournee 2016/17 einzusparen.
Nun geht Coldplay erneut auf eine dreijährige Tour, mit einem neuen Konzept. Es soll kein Plastik auf den Konzerten geben, die LED-Armbänder, die die Besucher bekommen sind aus pflanzlichen und kompostierbaren Materialien, sie wollen für jedes verkaufte Ticket einen Baum pflanzen und zehn Prozent der Einnahmen gehen an Fonds für umweltbewusste und soziale Zwecke. Außerdem wollen sie ihre Konzerte komplett mit erneuerbaren, emissionsarmen Energien bestreiten. Und hier kommt der Clou: Power-Bikes und ein kinetischer Stadionboden. Auf speziellen Fahrrädern können die Fans vor und während dem Konzert Energie für die Show erstrampeln. Und auf den Bodenplatten, der das Hüpfen und Tanzen des Publikums in Energie umwandelt, die wiederum in einer wiederaufladbaren Showbatterie gespeichert wird. Ihr Nachhaltigkeitskonzept veröffentlicht die Band transparent auf ihrer Website.
Doch auch hier gibt es Kritik: Um die Emissionen zu verringern, ist Coldplay eine Partnerschaft mit dem finnischen Mineralölunternehmen "Neste" ein. Laut einer Studie von Friends of the Earth soll diese Firma aber große Waldflächen gerodet haben, um Palmöl zu produzieren.
Dennoch kann die Band eine positive Bilanz nach dem ersten Jahr der Tour 2022 ziehen. Auf der eigenen Website gibt Coldplay bekannt, im Vergleich zur Tournee 2016/17 den Kohlendioxid-Ausstoß um 47 Prozent gesenkt zu haben. Auf jeden Fall "ein guter Start", wie die Musiker finden, aber es gebe noch Gelegenheit zur Verbesserung.
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