"Erst einmal sauer"
Aufreger vor Bundestagswahl: CDU wirbt mit verurteiltem Musik-Star - ohne ihn vorher zu fragen
23.1.2025, 20:33 UhrSchnelle Autos, leichte Frauen, viel Bargeld, teure Ketten und Uhren: Patrick Losenský aka Fler steht in Deutschland für vieles, aber bislang nicht unbedingt für Politik.
Jetzt aber ist der Rap-Star ungewollt Teil einer CDU-Kampagne zur Bundestagswahl 2025 geworden.
Die Geschichte geht so: So versucht die CDU derzeit, vor allem die jüngere Zielgruppe im Netz abzugreifen. Das schafft man heutzutage – so komisch es auch klingen mag – unter anderem auch durch den Einsatz von Memes.
Jetzt kam es zu einer ganz besonderen Konstellation. So wird in einem der neuesten Clips auf dem dafür extra geschaffenen Instagram-Kanal eine Sequenz von Fler eingeblendet, die zumindest in der Deutschrap-Bubble mittlerweile Kultstatus erreicht hat. Es geht um den "Energie"-Moment.
So sitzt Fler in der Aufnahme auf einem Stuhl dann erklärt er: "Was merk‘ ich, Alter? Genau, natürlich merk ich: Shit, die Energie geht weg". Dann tritt Philipp Amthor vor die Kamera und bewirbt anschließend die Energiepolitik der Christdemokraten. In dem Ausschnitt von Fler ging es damals bei seiner "Energie" übrigens nicht zum Beispiel um Windräder. Er wollte damals erklären, wie er gemerkt hat, dass ein Abend mit seinen Jungs beim Feiern irgendwie im Club an Schwung verloren hat.
Während das Netz die Kombination feiert, kann einer zumindest anfänglich damit erstmal so gar nichts anfangen: Der Meme-Darsteller selbst. So erklärt Fler gegenüber "bild.de" nun: "Ich hatte davon gar nichts mitbekommen, bis eine Freundin mir das geschickt hat."
So richtig lustig fand er die Aktion – ohne Absprache – dann offensichtlich nicht: "Bis jetzt wurde ich vorher immer gefragt, wenn jemand den Ausschnitt benutzen wollte. Deshalb war ich erst einmal sehr sauer, als ich das gesehen habe. Ich kenne Philipp Amthor nur aus dem Fernsehen."
Rums. Bahnt sich hier der nächste legendäre Disstrack im Deutschrap-Game an? Wohl auch, um das musikalisch zu verhindern, versucht Philipp Amthor nun – ebenfalls gegenüber dem "Springer"-Verlag – die Wogen ein wenig verbal zu glätten: "Das Video ist Teil einer Reihe von Videos, die ich in Kooperation mit der Freiwilligen-Kampagne ‚Team Merz‘ zur Vorstellung des CDU-Wahlprogramms gedreht habe. Um eine jüngere Zielgruppe im Internet zu erreichen, wurden meine Statements dabei mit einigen bekannten Memes aus dem Internet zusammengeschnitten. Auch der Ausschnitt aus dem Interview mit dem Rapper Fler ist Teil der Meme-Kultur im Internet. Die Videos kommen sehr gut an und haben uns viele positive Nachrichten eingebracht."
Warum genau wurde der Musiker dann aber nicht vorab gefragt? Auch darauf versucht der Politiker eine Antwort zu geben: "Um die genaue Umsetzung hat sich unser Social-Media-Team gekümmert. Die Rechtslage beim Zusammenschneiden von Memes ist dabei nicht immer eindeutig – das kenne ich aus eigener Erfahrung."
Gleichzeitig bietet er dann auch einen Handschlag an: "Wenn es jetzt um das konkrete Video mit Fler zum Urheberrecht Irritationen gibt, bin ich gern bereit, das mit ihm auszuräumen. Es ist ja immer am besten, wenn man miteinander spricht – gern im Bundestag."
Fler im Bundestag? Damit würde er es ausgerechnet seinem Erzrivalen Bushido gleich tun, der vor Jahren sogar mal ein offizielles Praktikum im Deutschen Bundestag absolviert hatte. Damals tauschte "Sonny Black" also "Kokain und Cordon-Jacke" gegen Anzug, Schlips und ein gesundes Essen in der Bundestags-Kantine.
Fler, der durchaus dafür bekannt ist, musikalisch keine Gnade mit Gegnern zu kennen, hat sich dazu bislang weiter nicht geäußert. Dass die Christdemokraten ausgerechnet auf den 42-jährigen Berliner zurückgreifen, ist zumindest diskussionswürdig.
So konnte Fler als Musiker schon zahlreiche Erfolge in Deutschland feiern. Bis heute gilt er als einer der besten und bekanntesten Musiker Deutschlands in seiner Szene. Abseits des Mikros hatte der Berliner jedoch in den vergangenen Jahren immer wieder auch mit dem Rechtsstaat zu tun. So wurde er über zehnmal wegen Straftaten verurteilt. Unter anderem wegen Körperverletzung. Ende 2019 beschimpfte und beleidigte er einen Polizisten bei einer Kontrolle auf das Übelste.
Jetzt taucht Fler zumindest im Netz mit seinem legendären Ausschnitt auch in der Politik-Bubble zur Bundestagswahl auf. Ob es dann auch zu einem Debüt im Bundestag kommt, ist übrigens bislang nicht überliefert.