Legal und ungefährlich?

Bekannte Marken dabei: In bestimmten Lebensmitteln stecken schon längst Insekten

17.2.2023, 10:08 Uhr
Schon seit geraumer Zeit werden Insekten in der Lebensmittelproduktion verwendet, beispielsweise zur Herstellung eines Farbstoffs und als Überzug von Süßigkeiten und Nüssen.

© via www.imago-images.de Schon seit geraumer Zeit werden Insekten in der Lebensmittelproduktion verwendet, beispielsweise zur Herstellung eines Farbstoffs und als Überzug von Süßigkeiten und Nüssen.

Ende Januar sind zwei neue Verordnungen der Europäischen Union in Kraft getreten. Die EU-Verordnung 2023/5 genehmigt teilweise entfettetes Pulver aus der Hausgrille und die EU-Verordnung 2023/58 erlaubt Larven des Getreideschimmelkäfers in gefrorener, pastenartiger, getrockneter und pulverisierter Form. Beide Erlasse sorgten für Ärger und Verwirrung bei den Konsumenten. Jedoch handelt es sich bei Insekten in der Lebensmittelbranche nicht um eine neue Idee.

Schon seit geraumer Zeit werden Insekten in der Lebensmittelproduktion verwendet - das bekannteste Beispiel ist wohl der Farbstoff E120, das "rote Karmin". Der natürliche Farbstoff wird aus befruchteten und getrockneten Weibchen der Scharlachschildlaus gewonnen. Zu finden ist E120 in Lippenstiften, vegetarischem Wurstersatz, Getränken, Süßwaren und Desserts, erklärt das Deutsche Zusatzstoff Museum.

Laut dem Vergleichsportal "Codecheck" findet sich der Farbstoff in folgenden Produkten:

  • Trolli "Saure Glühwürmchen"
  • m&m's "Crisp"
  • Ehrmann "Obstgarten Erdbeere", "Obstgarten Heidelbeere", "Obstgarten Rote u. Schwarze Johannisbeere", "Obstgarten Himbeere"
  • Mentos: Kaugummi "Full Fruit"
  • Kinder "Riegel Mini"
  • Kinder "Pinguin Schoko-Schnitte Karamell"
  • Chupa Chups: Lollipops "Do you love me?"

In der Lebensmittelindustrie findet sich ebenso häufig "Schellack", die harzartige Ausscheidung der Gummilackschildlaus - oder auch E904. Der Stoff wird als Überzug bei Süßigkeiten, Schokolade, Nüssen, Kaffeebohnen und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet.

In den folgenden Produkten befindet sich "Schellack":

  • Ferrero "Kinder Schoko Bons"
  • Milka "Bunte Kakaolinsen"
  • Mentos: Kaugummi "Pure White"

Besonders E120 ist umstritten. Der Farbstoff wird unter anderem auch in veganen und vegetarischen Produkten verwendet, um Fleischersätze einzufärben. Die Kritik von Veganer und Vegetarier ist, dass Produkte durch Karmin und Schellack streng genommen nicht mehr rein pflanzlich sind. Diese Kritik ist jedoch nicht nachvollziehbar, argumentiert das Deutsche Zusatzstoff Museum. "Die zum Färben verwendete Läusemenge ist minimal im Vergleich zum unbemerkten Mitverzehr von Läusen auf pflanzlichen Lebensmitteln, wie Gemüse und Kräutern."

Bedenklich ist, dass der Farbstoff aufgrund von Eiweißresten gelegentlich allergische Reaktionen auslösen kann. Inzwischen stehen jedoch eiweißfreie Farbextrakte zur Verfügung, erklärt das Museum.

Insekten in Lebensmitteln: Ist der Verzehr unbedenklich?

Der Verzehr von Insekten ist weitestgehend unbedenklich. In Europa herrschen strenge Lebensmittelkontrollen. Aus diesem Grund werden Speiseinsekten von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geprüft und gewertet. Die Tiere werden ebenso speziell für die Verarbeitung gezüchtet, sie wachsen unter kontrollierten Bedingungen auf - Hausgrillen werden beispielsweise 24 Stunden vor ihrer Verarbeitung nicht mehr gefüttert, damit ihr Darm leer ist.

Wer eine Allergie gegen Krebs- und Weichtiere wie Garnelen, Muscheln oder Schnecken oder eine Allergie gegen Hausstaubmilben hat, sollte bei Insektenlebensmitteln jedoch vorsichtig sein. Demnach müssen nach Angaben der Verbraucherzentrale Produkte, die Insekten enthalten, auf mögliche Kreuzreaktionen bei Allergien hinweisen.

Auch allgemein gilt: Sollten Insekten in den Produkten enthalten sein, muss das gekennzeichnet sein. Dafür werden folgende Textbausteine verwendet: "teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)" beziehungsweise "gefrorene Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)" oder "getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)".

Bisher sei das Angebot solcher Lebensmittel "wirklich ein ganz, ganz kleiner Nischenmarkt", erklärte der Lebensmittelchemiker Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das liege unter anderem am Preis. Mehl aus Insekten sei beispielsweise deutlich teuer als herkömmliches Mehl.

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