Kurioses Gesetz

Berg mit eigener Identität: Vulkan in Neuseeland ist rechtlich gesehen jetzt ein Mensch

Verena Büchner

E-Mail zur Autorenseite

03.02.2025, 13:26 Uhr
Der Taranaki Maunga ist der zweithöchste Vulkan auf der Nordinsel Neuseelands. Er zieht viele Touristen, Wanderer und Wintersportler an.

© Heiko Beyer Der Taranaki Maunga ist der zweithöchste Vulkan auf der Nordinsel Neuseelands. Er zieht viele Touristen, Wanderer und Wintersportler an.

Der Mount Taranki, jetzt bekannt als Taranki Maunga, gilt seit dem 30. Januar als juristische Person. Nach jahrelangen Verhandlungen ist die Einigung nun in Kraft getreten. Durch ein neues Gesetz wurden ihm alle Rechte und Pflichten eines Menschen zugesprochen. Der 2518 Meter hohe Vulkan im Westen der Nordinsel gehört jetzt sozusagen sich selbst und hat alle Rechte, Befugnisse, Pflichten, Verantwortungen und Haftungen eines Menschen, so der "CNN". Eine neu geschaffene Einrichtung werde "das Gesicht und die Stimme" des Bergs sein, heißt es im Gesetz. Ihr gehören vier Mitglieder aus den örtlichen Māori-Iwi-Stämmen und vier vom Umweltminister des Landes ernannte Mitglieder an.

Vorher hieß der Berg Egmont, wie ihn sein Entdecker James Cook im 18. Jahrhundert benannte. Das neuseeländische Parlament gab dem Berg seinen neuen Namen Taranki Maunga, wie die "BBC" berichtet. An dem Tag der Gesetzesverabschiedung des "Taranaki Maunga Collective Redress Bill" kamen Hunderte weitere Māori aus der Region ebenfalls zum Parlament. Sie waren dabei, wie 123 Abgeordnete den Gesetzesentwurf einstimmig annahmen, so der "CNN".

Warum das Ganze?

1865 wurde ein großer Teil des Taranaki-Landes, einschließlich des Berges, konfisziert, um die Māori für ihren Widerstand gegen die Krone zu bestrafen, berichtet der "Merkur". Die rechtliche Anerkennung des Bergs soll den Ureinwohnern aus der Region Schadenersatz für die damaligen Ungerechtigkeiten leisten. "Wir müssen den Schmerz anerkennen, der durch vergangenes Unrecht verursacht wurde, damit wir in die Zukunft blicken und die Iwi dabei unterstützen können, ihre eigenen Hoffnungen und Chancen zu verwirklichen", sagte Paul Goldsmith, der für die Verhandlungen zuständige Minister laut der "BBC".

Für die lokalen Māori-Stämme ist der Vulkan nicht nur ein geografisches Merkmal, sondern ein lebendiger Vorfahre. Die Anerkennung als juristische Person stärkt die spirituelle Verbindung und stellt sicher, dass der Berg mit Respekt behandelt wird. Jeder Schaden des Berges wird nun rechtlich so behandelt, als ob er einem Menschen zugefügt wurde, berichtet der "Guardian".

Gab es so etwas schon einmal?

Das ist nicht das erste Mal, dass Neuseeland ein Stück Natur als eine Person anerkennt. Im Jahr 2014 erhielt der heimische Wald von Urewera als erster diesen Status, gefolgt vom Whanganui River drei Jahre später, so die "BBC". Die gesetzlichen Rechte am Taranki Maunga sollen Zwangsverkäufe verhindern, seine traditionelle Nutzung wiederherstellen und Naturschutzarbeiten zum Schutz der dort heimischen Tierwelt ermöglichen, so der "CNN". Der öffentliche Zugang bleibt bestehen.

Keine Kommentare