Gewebeproben analysiert

Besorgniserregende Studie: Immer mehr Plastik im menschlichen Körper - erhöhtes Demenz-Risiko?

Theresa Neuß

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04.02.2025, 15:51 Uhr
Etwa 5 Gramm Mikroplastik nimmt der Mensch pro Woche unbewusst zu sich. (Symbolbild)

© IMAGO/Sascha Steinach Etwa 5 Gramm Mikroplastik nimmt der Mensch pro Woche unbewusst zu sich. (Symbolbild)

Kleine Plastikteilchen sammeln sich in menschlichen Geweben an - und das offenbar in einem immer größeren Ausmaß. Ein US-amerikanisches Forschungsteam um Matthew Campen von der University of New Mexico hat im Fachjournal "Nature Medicine" neue Ergebnisse veröffentlicht. In Gewebeproben aus dem Jahr 2024 fanden sie deutlich mehr Plastikpartikel als in Proben von 2016. Besonders hoch ist die Belastung im Gehirn, die bis zu 30-mal höher lag als in anderen Organen.

Vergleich zu 2016 zeigt deutlichen Anstieg

Für ihre Studie analysierten die Forschenden Gewebeproben aus Leber, Niere und Gehirn von 24 verstorbenen Personen aus dem Jahr 2024 und verglichen sie mit Proben von 28 Verstorbenen aus dem Jahr 2016. Während die Mikroplastik-Konzentration in den Nieren weitgehend konstant blieb, sind die Werte in Leber und Gehirn deutlich angestiegen. In der Leber hat sich die mittlere Konzentration von 141,9 auf 465,3 Mikrogramm pro Gramm Gewebe erhöht, im Gehirn sogar von 3.420 auf 4.763 Mikrogramm pro Gramm.

Auch frühere Untersuchungen hatten bereits Mikroplastik in Lunge, Darm und Plazenta nachgewiesen. Doch Standardmikroskopie erfasst meist nur Partikel über fünf Mikrometer - winziges Nanoplastik bleibt dadurch oft unentdeckt.

Plastikpartikel im Gehirn: Zusammenhang mit Demenz?

Ein weiteres Ergebnis der Studie betrifft eine spezielle Gruppe von untersuchten Proben: Bei zwölf Verstorbenen mit einer nachgewiesenen Demenzerkrankung war die Plastikbelastung im Gehirn besonders hoch - sie enthielt zwischen 12.000 und 48.000 Mikrogramm Mikroplastik pro Gramm Gewebe. Ob hier ein kausaler Zusammenhang besteht, kann nicht sicher gesagt werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass ihre Daten lediglich eine Assoziation belegen. Um weitere Schlüsse ziehen zu können, brauche es mehr und genauere Forschungsergebnisse.

Allerdings liefern auch andere Studien Hinweise darauf, dass Mikroplastik im Gehirn gesundheitliche Folgen haben könnte. Laut einer Veröffentlichung in "Science Advances", haben Forschende festgestellt, dass Plastikpartikel Blutgefäße in Gehirnen von Mäusen verstopfen können. Betroffene Tiere bewegten sich weniger und wiesen kognitive Einschränkungen auf.

Mikroplastik als mögliche Gesundheitsgefahr

Plastikpartikel gelangen über Luft, Wasser und Nahrung in den menschlichen Körper. Laut der Umweltschutzorganisation "WWF" nimmt jeder Mensch durchschnittlich fünf Gramm Mikroplastik pro Woche auf - das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. Besonders häufig sind Polyethylen-Partikel dabei, die aus Verpackungen von Flaschen und Folien stammen.

Auch in Österreich laufen Forschungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik. Das Projekt "microONE" untersucht, wie die Partikel den menschlichen Körper beeinflussen. Erste Ergebnisse zeigen, dass sie Mechanismen aktivieren können, die mit der Entstehung von Krebs in Verbindung stehen, berichtet die "Deutsche Welle". Zudem wurden bei Versuchstieren Entzündungen im Darm beobachtet, die durch eine Störung der Mikrobiota verursacht wurden.

Die konkrete Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Mikroplastik lässt sich laut Umweltbundesamt bislang nicht eindeutig bestimmen. Die Vielzahl an Faktoren – von Form und Größe der Partikel bis hin zu deren chemischer Zusammensetzung – erschwert eine vollständige Datenerhebung und das Schließen bestehender Wissenslücken. Doch die aktuelle Studienlage liefert hinreichende Hinweise darauf, dass Mikroplastik dem menschlichen Körper schadet.

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