Apokalyptisches Szenario

Beunruhigende Entdeckung: „Weltuntergangsgletscher“ schmilzt noch schneller als befürchtet

Jonas Volkert

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27.5.2024, 12:28 Uhr
Teile brechen immer wieder ab, doch der gesamte Thwaites-Gletscher ist stärker bedroht als bislang angenommen.

© imago images/ZUMA Wire Teile brechen immer wieder ab, doch der gesamte Thwaites-Gletscher ist stärker bedroht als bislang angenommen.

Sein verheerend anmutender Spitzname verrät es bereits: Das Abschmelzen des Thwaites-Gletschers in der Westantarktis hätte katastrophale Folgen - nicht umsonst nennt man ihn schließlich den "Weltuntergangsgletscher" ("Doomsday Glacier"). Dass die Eisformation über kurz oder lang im Ozean verschwinden dürfte, steht seit 2021 fest. Nun haben Forschende jedoch eine beunruhigende Entdeckung gemacht, die besonders für Menschen, die in weltweit Küstenregionen leben, schlechte Nachrichten sind.

Schmilzt der Thwaites-Gletscher, steigt der globale Meeresspiegel um 60 bis 65 Zentimeter, ist sich die Wissenschaft einig. Das folgt schlicht aus simpler Mathematik. Mit seinen 190.000 Quadratkilometern ist der "Weltuntergangsgletscher" schließlich größer als Tschechien, Österreich und die Schweiz zusammengerechnet. Bislang schützt das riesige Eisfeld eine Eisplatte vor dem Eindringen von warmem Meerwasser. In ihr wurden jedoch bereits vor Jahren Risse entdeckt. Ein Drittel des Thwaites-Gletschers besteht aus Schelfeis, ragt also ins Meer - und wird von unten mit Meerwasser unterspült und abgeschmolzen.

Thwaites-Gletscher erhebt sich und fällt

Wie Forschende der University of California in Irvine, jetzt aber über Satellitenaufnahmen herausfanden, dringt das Meerwasser bereits viel tiefer unter dem Gletscher vor, als bislang angenommen. Zwischen März und Juni 2023 beobachteten die Forscher mit dem Erdbeobachtungssatelliten ICEYE millimetergenau die Bewegungen des Gletschers. Dabei entdeckten sie, dass sich der "Weltuntergangsgletscher" exakt nach den Gezeiten des Meeres hebt und senkt - und das sechs Kilometer weiter in den Gletscher hineinragend, als bislang angenommen. Seine Ergebnisse veröffentlichte das Forschungsteam im renommierten Magazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Noch fataler wäre das Abschmelzen des Thwaites-Gletschers indes, weil er gemeinsam mit dem Pine-Island-Glechter den gesamten Westantarktischen Eisschild schützen. Schmilzt dieser, drohen globale Meeresspiegel-Anstiege von bis zu 3,5 Metern.

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