Britische Studie

Beunruhigende Kettenreaktion: Droht Europa 2024 wieder ein extremer Hitzesommer?

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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4.3.2024, 05:58 Uhr
Hinter einem verdorrtem Baum befindet sich die strahlende Sonne. (Symbolbild)

© imago images/Steinach, ARC Hinter einem verdorrtem Baum befindet sich die strahlende Sonne. (Symbolbild)

Dass sich der Planet durch den menschengemachten Klimawandel immer mehr erwärmt, ist bekannt. Doch woran liegt es, dass manche Sommer - beispielsweise im Jahr 2022, in dem in Großbritannien erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen eine Temperatur von 40 Grad erreicht wurde - so heiß sind, dass ihre Temperaturen sogar die Vorhersagen der Klimamodelle übertreffen?

Das National Oceanography Centre in Großbritannien hat die vergangenen 40 Jahre untersucht und dabei einen Zusammenhang zwischen der Eisschmelze in Grönland und den Sommertemperaturen in diesem Zeitraum festgestellt: Immer dann, wenn die Schmelze des grönländischen Eisschilds besonders stark ausfiel, waren die Sommer in Europa besonders heiß.

"Rückkopplungsschleife" ist hierbei das Schlüsselwort - ausgelöst durch verstärkte Eisschmelze, erklärt Marilena Oltmanns vom National Oceanography Centre in Southampton, Großbritannien, gegenüber dem "New Scientist". Der Zusammenhang ist äußerst komplex: Das zusätzliche Schmelzwasser bildet auf dem Nordatlantik eine Süßwasserschicht, die sich nach Süden ausbreitet. Diese Schicht vermischt sich nur wenig mit dem wärmeren, salzigeren Wasser darunter, wodurch die Meeresoberfläche im Winter kälter als gewöhnlich ist.

Trifft diese kalte Wasserschicht schließlich im Süden auf wärmere Gewässer, verstärkt sich die Wetterfront darüber: "Diese Fronten, die zwischen den Regionen mit kaltem Süßwasser und Regionen mit wärmerem Meerwasser entstehen, sind die Hauptenergiequelle für Stürme", erklärt Oltmanns. Hierdurch verstärkt sich auch der Jetstream - ein Band extrem starker Winde in der oberen Troposphäre - und sorgt für heißeres Wetter - zunächst jedoch nur in Südeuropa.

Der stärkere Wind treibt schließlich nicht nur das kalte Wasser zurück, sondern befördert zusätzlich das durch die Nordatlantikströmung nach Norden fließende warme Wasser noch weiter in den Norden, als es normalerweise der Fall wäre. Wenn sich hierdurch die Grenze zwischen kaltem und warmem Wasser verschiebt, verlagert sich auch der Jetstream weiter nach Norden - und damit auch die südeuropäische Hitze. Durch die noch weiter steigenden Temperaturen verstärkt sich auch die grönländische Eisschmelze, wodurch mehr Schmelzwasser entsteht, das wiederum den gesamten Prozess verstärkt - ein verhängnisvoller und sich gegenseitig verstärkender Kreislauf entsteht.

Treffen wird das Resultat dieses Kreislaufs in diesem Jahr zunächst Südeuropa, prognostiziert Oltmanns - und sagt dort "starke Hitzeanomalien" vorher. Doch bereits 2025 könnte sich das ändern: "Wir gehen davon aus, dass wir in Nordeuropa nicht in diesem Jahr, sondern in den kommenden Jahren eine weitere starke Hitzewelle und Dürre erleben werden."

Wie verlässlich sind diese Prognosen?

Bislang handelt es sich hierbei um eine Theorie, aber "die auf den Beobachtungen basierenden statistischen Zusammenhänge sind sehr robust", sagt Marilena Oltmanns im "New Scientist". Auch Adam Scaife, der beim nationalen Wetterdienst Großbritanniens an langfristigen Vorhersagen arbeitet, zeigt sich gegenüber dem Magazin aufgeschlossen: "Der in dieser Studie postulierte Zusammenhang zwischen atlantischen Süßwasseranomalien und dem darauffolgenden Sommerwetter über Europa ist faszinierend und relevant für die aktuelle wissenschaftliche Forschung zur langfristigen Vorhersage des Sommerwetters, insbesondere wenn der Zusammenhang auch in zukünftigen Sommern besteht."

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