Fachtagung am Freitag
Blaualgenproblem in Mittelfranken: Droht jetzt auch dem Brombachsee das Badeverbot?
23.1.2025, 17:00 UhrDass Blaualgen in der Region vor allem im Sommer vermehrt vorkommen, ist nichts Neues. Sie können einem die Badelaune schnell vermiesen, weil sie sowohl für Menschen als auch für Hunde gesundheitsschädlich sein können. Obwohl der Name anderes vermuten lässt, gehören Blaualgen nicht zu den Algen, sondern zu den Bakterien, genauer gesagt zu den Cyanobakterien. Diese können Durchfall, Erbrechen und Hautreizungen auslösen oder sogar Nerven und Nieren schädigen.
Im mittelfränkischen Altmühlsee war die Blaualgenkonzentration im Jahr 2024 so hoch wie noch nie, so das Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Es gab mehrere Badeverbote. Jetzt könnte sich das Problem auch auf den Brombachsee ausweiten.
Gefahr für den Brombachsee?
Der Brombachsee wird ausschließlich mit Wasser aus dem Altmühlsee gespeist. Das Wasser wird vom Altmühlsee über den Altmühlüberleiter in den Kleinen Brombachsee und letztendlich in den Großen Brombachsee geleitet. Dieser Zusammenhang könnte dem Brombachsee jetzt zum Verhängnis werden.
Bei Hochwasser und Regen gelangt mit dem Wasser aus der Altmühl Phosphat von Wiesen und Äckern in den See. Phosphat ist die perfekte Nahrung für Blaualgen. Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes sind es jedes Jahr 11,8 Tonnen. 2,8 Tonnen davon werden über die Altmühl-Überleitung zunächst in den Kleinen Brombachsee und dann in den Großen Brombachsee gespült, berichtet der "Bayerische Rundfunk".
Bekämpfung der Blaualgenproblematik
"Wie entwickelt sich die Wasserqualität der Speicherseen im Fränkischen Seenland in Zeiten des Klimawandels?", war die Frage, mit der sich Vertreter von Politik, Fachverwaltungen und Universitäten bei einer Fachtagung am 17. Januar in Muhr am See beschäftigten. Bereits vor 15 Jahren gab es einen Maßnahmenplan zur Bekämpfung der Blaualgenproblematik, was aus der Pressemitteilung des Wasserwirtschaftsamts Ansbach hervorgeht. Einiges wurde seitdem realisiert:
- Kläranlagen wurden nachgerüstet, umgebaut oder an leistungsfähigere Kläranlagen angeschlossen. Dadurch gelangen nun rund vier Tonnen Phosphor pro Jahr weniger in die Altmühl.
- Mehr natürliche Ufer mit Schatten sind gut für Tiere, kühlen das Wasser und verhindern, dass zu viele Nährstoffe aus der Landwirtschaft ins Wasser kommen.
- Sedimente werden regelmäßig aus dem See entfernt, um weniger Nährstoffe im Wasser zu haben. "Wir haben darüber diskutiert, ob man diese Sedimententnahme nicht massiver machen kann", so Thomas Keller vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Versuch, bei dem die Sedimente gleichzeitig entnommen und gewässert werden, sei geplant.
- Seit 2002 wurden auch über 440 Tonnen Friedfische gefangen, um das Gleichgewicht der Fische zu verbessern. Dadurch kann Zooplankton wachsen, das Algen frisst. Wasserpflanzen, die vom Wasserwirtschaftsamt eingesetzt wurden, sind inzwischen von selbst gewachsen. Sie nehmen Nährstoffe aus dem Wasser auf und entziehen den Algen die Nahrung. Für klares Wasser bräuchte es aber noch viel mehr Pflanzen im See, so das Wasserwirtschaftsamt.
Diese Punkte führten bereits zu einer Verbesserung der Lage, reichen aber nicht aus. Höhere Temperaturen fördern das Wachstum der Blaualgen. Blaualgen sind sozusagen ein "Gewinner des Klimawandels", wie es das Wasserwirtschaftsamt beschreibt.
Für Prof. Dr. Peiffer der Universität Bayreuth und Prof. Dr. Geist von der TU München ist es unbedingt erforderlich, die Nährstoffe aus der Umgebung des Altmühlsees weiter zu verringern. Neu und problematisch ist, dass die 800.000 Kubikmeter Sedimente im See mehr Schwierigkeiten machen als gedacht. Sie bewegen sich langsam in Richtung Großer Brombachsee und die steigende Wassertemperatur lässt mehr Nährstoffe ins Wasser gelangen. Bis zu einer Folgetagung im Sommer sollen alle die Vorschläge bezüglich der Realisierbarkeit prüfen.
Abgegrenzter Badebereich am Altmühlsee
Dieses Jahr soll im Badebereich in Schlungenhof ein Teil des Altmühlsees durch eine Kunststofffolie abgegrenzt werden. Thomas Keller erklärt, man könne sich den Bereich als eine Art Infinity-Pool vorstellen. "Falls die Blaualgen wieder blühen, kommen die nicht bis zu diesem Bereich", sagt er. So könne man die Blaualgen gezielt abschöpfen. Die Maßnahme könnte bereits diesen Sommer durchgesetzt werden und die Kosten belaufen sich auf rund 200.000 Euro.
In Bezug auf das Badeverbot an den Seen ist es schwierig, eine Prognose abzugeben, so Thomas Keller. Wichtig zu erwähnen ist ihm, dass das Blaualgenproblem sich nicht auf den Altmühlsee beschränkt, sondern ein weltweites Problem ist, das gemeinsam angegangen werden muss.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen