Böhmermann kommt nicht zur Grimme-Preis-Verleihung

08.04.2016, 14:46 Uhr
"Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe", postete Jan Böhmermann am Freitagmorgen auf Facebook.

© Henning Kaiser (dpa) "Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe", postete Jan Böhmermann am Freitagmorgen auf Facebook.

Das Grimme-Institut bestätigte die Absage auf Anfrage der dpa. "Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe", postete der 35-Jährige am Freitagmorgen auf Facebook. "Mein Team von der Bildundtonfabrik und ich bitten um Verständnis, dass wir heute Abend nicht in Marl feiern können."

Böhmermann sollte den Preis für seine Satire rund um den Mittelfinger des griechischen Ex-Finanzministers Yanis Varoufakis bekommen. Derzeit hat er jedoch Ärger: Die Mainzer Staatsanwaltschaft ermittelt, weil er sich in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" in einem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit Begrifflichkeiten unterhalb der Gürtellinie ausgelassen hatte. Am Donnerstag gingen bei der Mainzer Staatsanwaltschaft auch Anzeigen gegen Verantwortliche des ZDF ein.

 

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4 Kommentare

Don't worry, be happy

Nun, was mich auch noch interessieren würde:
Waren Herr Böhmermann und Herr Erdogan mal intim miteinander?
Oder woher will er sonst etwas von Größe und Geruch von Erdogans "bestem Stück" wissen?
;-)

BiB

Hallo Daniel,
auch ich schätze politische Satire sehr und ich finde das Lied über Erdogan (extra 3) sehr passend.
Das Gedicht von Herrn Böhmermann hat für mich jedoch eine andere "Qualität". Ich bin noch nicht so ganz schlau darüber geworden, was er tatsächlich damit erreichen wollte. So, wie ich ihn verstanden habe, wollte er den Unterschied deutlich machen zwischen Satire und Schmähkritik. Letzteres sei, wie er selbst betonte, nicht erlaubt.
Nun muss er ja gewusst oder zumindest geahnt haben, was er damit auslöst, vielleicht wollte er dies ja auch provozieren. Im besten Fall eine Debatte darüber, ob Satire wirklich alles darf, oder ob sie auch Grenzen hat und wo diese liegen.

Im Artikel 5, den Sie unten zitieren, steht unter Punkt (2), wo das Recht auf freie Meinungsäußerung seine Grenze hat. Gilt dies (nicht) auch für Satire ?
Wenn es ihm darum ging, auszuloten, wo die Grenzen von Satire liegen, musste er dann nicht auch damit rechnen, dass sich der Staatsanwalt darum kümmert ?
Oder ging es ihm darum, Erdogan klarzumachen, dass das Lied vergleichsweise harmlos und kein Grund sei, sich darüber zu empören ?

Auf jeden Fall hat er es geschafft, dass alle darüber reden. Ob auch alle darüber nachdenken, ist die andere Frage.

Daniel0908

Ich habe eigentlich gerade keine Zeit, hier einen Kommentar zu posten, und es ist allgemein Bekannt, was für ein Grauen sich immer in den Kommentar-Spalten jeglicher Zeitungen abspielt.
Aber als gebildetet Mensch, der in der Schule Geschichte-Leistungskurs hatte und der sowohl weiss, was Satire ist, als auch den Artikel 5 meines, ihres und unseres Grundgesetztes kennt, das zum Glück (noch) gilt, werde ich hier einfach einmal den Artikel 5 und die Wikipdia-Definition des Begriffs "Satire" einfügen, um den infamen Unsinn meines Vor-Kommentators zu berichtigen.
Im übrigen ist es einfach nur verlogen von unserer Gesellschaft, Jan Böhmermann, den ich über alle Maßen als großartigen Unterhalter und legitimen Nachfolger Harald Schmidt’s schätze, heute in Marl den Grimme-Preis für seine Leistungen zu überreichen und ihn andererseits so fertigzumachen.
Es braucht mehr Leute wie ihn, die sich mit Mut und ihren eigenen persönlichen Möglichkeiten (er ist Satiriker, deswegen benutzt er z.B. Satire als Mittel) trauen, gravierende Missstände anzusprechen.
Wenn wir wirklich zu unserer Demokratie, unserer Freiheit und zu unserem Grundgesetz stehen und dies auch für die Zukunft bewahren wollen, dann sollten wir Leute wie Jan Böhmermann unterstützen und nicht öffentlich difarmieren.

Schöne Grüße eines freien Bürgers der Bundesrepublik Deutschland
Ihr Daniel Röger

Satire

Satire ist in der älteren Bedeutung des Begriffs eine Spottdichtung, die Zustände oder Missstände in sprachlich überspitzter und verspottender Form thematisiert. Im heutigen Sprachgebrauch versteht man darunter aber meist einen künstlerisch gestalteten Prosatext, in dem Personen, Ereignisse oder Zustände verspottet oder angeprangert werden. Historische Bezeichnungen sind auch Spottschrift, Stachelschrift und Pasquill(gegen Personen gerichtete satirische Schmähschrift).

Artikel 5, Grundgesetz:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.





Balios

Bei aller Meinungsfreiheit: Es ist und bleibt ein Unterschied zwischen Satire bzw. jemanden auf die Schippe nehmen und einer Beleidigung. Das ist keine Frage der freien Meinungsäußerung mehr, sondern einfach eine Frage des schlechten Geschmacks und vielleicht auch einer entsprechenden Erziehung. Man muss nicht alles machen und verlauten lassen, was hierzulande erlaubt ist. Herrn Böhmermann für die Stinkefingergeschichte den Grimme-Preis zu verleihen, empfinde ich ebenso als absolut unmöglich und für die vorherigen Preisträger gelinde gesagt als Zumutung.