Ein amerikanischer Manga?
Studio Ghibli umgekehrt? „Yumi and the Nightmare Painter“ - Buchtipp
10.04.2025, 11:16 Uhr
Einige Filme, die die Animelegende Hayao Miyazaki schuf, hatten ihre Inspiration in der westlichen Kultur. Nicht nur „Das wandelnde Schloss“ hat seine Kulisse in den Alpen, noch viel bekannter beim deutschen Publikum dürfte Heidi sein, die Miyazaki gemeinsam mit Isao Takahata in den 70ern geschaffen hatte. Einige Jahre nach Heidi gründeten die beiden das Studio Ghibli.
Aber zurück zu Brandon Sanderson. Während Miyazaki sich also auch bei der westlichen Welt als Kulisse bedient, macht Sanderson es mit „Yumi and the Nightmare Painter“ genau umgekehrt. Die Inspiration dazu kam unter anderem durch „Your Name“ von Makoto Shinkai und das Computerspiel „Final Fantasy X“. Allerdings ist „Yumi and the Nightmare Painter“ keinesfalls ein Abklatsch.
„Yumi and the Nightmare Painter“: Interdimensionale Reisen?
Im Zentrum der Geschichte stehen Yumi und Nikaro, genannt Maler. Nikaro ist erst 19, aber in seinem Job ist er schon an einer Art Nullpunkt angelangt. Nikaro ist Albtraummaler, eigentlich definiert er sich so sehr mit seinem Beruf, dass er sich selbst lieber mit „Maler“ vorstellt als mit seinem Namen. Dennoch übt er seinen Job nur mit dem absolut notwendigen Minimum aus. Albtraummaler sind für die Gesellschaft, in der Maler lebt, absolut notwendig, denn sie bannen mit ihren Gemälden die Albträume, die jede Nacht versuchen, seine Heimatstadt heimzusuchen. Doch für Maler wurde aus der Berufung nur ein Job.
Yumi ist dagegen eine Auserwählte, die dafür lebt, ihrem Volk zu dienen. Ihre Kunst besteht darin, Steine aufeinander zu stapeln. Diese Steinstapel gefallen den Geistern so sehr, dass sie den Menschen Dienste erweisen. Nach einem besonders erfolgreichen Tag der Meditation und des Dienstes an den Geistern und ihrem Volk erreicht Yumi ein Hilferuf: Ein Geist ist gefangen und muss befreit werden. Als Hilfe für ihre neue Aufgabe schicken die Geister ausgerechnet Maler.
Dieser wacht am nächsten Morgen auf, aber nicht in seinem Zimmer, sondern in Yumis. Und damit nicht genug, auch noch in ihrem Körper. Yumi schwebt wie ein Geist neben ihm, nur er kann sie sehen und hören. Irgendwie muss Maler es schaffen, jetzt Yumis Leben zu leben. Der Tag der Auserwählten ist streng reguliert, jeder Moment scheint ein festes Ritual zu sein.
Der nächste Schock am nächsten Morgen: Diesmal wacht Yumi in Malers Zimmer auf und er ist ein Geist. Anders als Maler konnte Yumi ihren eigenen Körper aber behalten und muss sich nun irgendwie in Malers Welt zurechtfinden.
Gleichzeitig dürfen die beiden ihre wichtigsten Aufträge nicht vergessen: Yumi hat einen Geist zu befreien und Maler fand ausgerechnet kurz vor seinem ersten Ausflug in Yumis Welt einen gefestigten Albtraum, das Gefährlichste, was es in seiner Welt gibt. Welches Geheimnis verbindet die Welten der beiden?
Wie funktioniert der Körpertausch? Die beiden glauben zunächst, dass sie von unterschiedlichen Planeten stammen, auch eine Zeitreise scheint zeitweise wahrscheinlich (schließlich ist Yumis Welt vom historischen Korea inspiriert, Malers Welt dagegen vom modernen Japan). So einfach ist die Geschichte aber natürlich nicht.

Yumi und Maler: Eine romantische Geschichte mit Hindernissen
„Yumi and the Nightmare Painter“ ist nicht nur ein Buch für Manga-Fans, es ist auch eine herrlich romantische Geschichte zwischen zwei Menschen, die sich unterschiedlicher nicht sein könnten. Wider aller Umstände finden die beiden zueinander, doch bedeutet das Ende ihres gemeinsamen Abenteuers nicht auch das Ende ihrer gemeinsamen Zeit?
Im Nachwort erklärt Brandon Sanderson, dass „Your Name“ zwar Inspiration für sein Buch war, ihm aber die Interaktion zwischen den Charakteren wichtig war. Denn in „Your Name“ können die beiden Hauptfiguren nur über Nachrichten kommunizieren, die sie sich gegenseitig hinterlassen. Yumi und Maler dagegen sind während der Geschichte die ganze Zeit in Kontakt, ein unsichtbares Band verbindet die beiden, wodurch sie sich kaum voneinander entfernen können.
Für „Yumi and the Nightmare Painter“ können wir reinen Gewissens eine Leseempfehlung herausgeben. Auch der Autor nennt es im Nachwort seinen „persönlichen Favorit unter den Geheimprojekten“. Ein gelungener Roman, inspiriert von Mangas und hervorragend umgesetzt. Die Illustrationen von Aliya Chen verleihen dieser Ausgabe zusätzlichen Charakter.
"Yumi and the Nightmare Painter"
von Brandon Sanderson
- Illustrationen von Aliya Chen
- übersetzt von Paula Telge
- 480 Seiten
- Kanur HC
- ISBN: 978-3-426-56284-0
- 26 Euro
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