Neue US-Studie

Schneller als in 50.000 Jahren zuvor: CO₂-Konzentration der Erdatmosphäre steigt in Rekordtempo

Georgios Tsakiridis

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19.6.2024, 12:54 Uhr
Ein Eisblock mit eingeschlossenen Luftblasen. (Symbolbild)

© Astrid08 via imago-images.de/PantherMedia / Astrid Gast Ein Eisblock mit eingeschlossenen Luftblasen. (Symbolbild)

Der Ausstoß an Treibhausgasen muss verringert werden, um den Klimawandel aufzuhalten, darin sind sich Experten und Regierungen weltweit einig. Doch statt weniger bläst die Menschheit immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre. "Wir brechen nicht nur Rekorde bei der CO₂-Konzentration, sondern auch bei der Geschwindigkeit des Anstiegs", sagte Ralph Keeling, Direktor des CO₂-Programms des Ozeanologie-Instituts der Universität San Diego, kürzlich dem "Guardian". Die Klimaziele des Pariser Abkommens von 2015 sind längst in Gefahr. Eine Studie an der Oregon State University zeigt jetzt, dass die Rate des Anstiegs von Kohlendioxid in der Atmosphäre sich heute, verglichen mit den letzten 50.000 Jahren, verzehnfacht hat.

CO₂ - auch als Kohlenstoffdioxid oder Kohlendioxid bekannt - ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff, die natürlich auf der Erde und in ihrer Atmosphäre vorkommt. Das Gas fängt die von der Erdoberfläche reflektierte Wärmestrahlung ab und erwärmt so die Luft. Es löst damit den sogenannten Treibhauseffekt aus und trägt zur Erderwärmung bei. In den Epochen der Erdgeschichte unterlag die CO₂-Konzentration starken Schwankungen - heutzutage sind diese vor allem durch den Menschen ausgelöst.

Forscher der Oregon State University (OSU) um Professorin Kathleen Wendt haben nun untersucht, wie sich die historische Zuwachsrate der CO₂-Konzentration verändert hat. Dazu lieferten sowohl zurückliegende Studien als auch neue Bohrungen im Antarktis-Eis Daten. Ergebnis: die Kohlendioxidwerte während der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren, nahmen in mehreren Perioden besonders stark zu. "Man würde wahrscheinlich nicht erwarten, das mitten in der letzten Eiszeit zu sehen. Aber unser Interesse war geweckt, und wir wollten zu diesen Perioden zurückkehren und detailliertere Messungen durchführen, um herauszufinden, was geschah", wird Wendt in der Publikation in einem Fachmagazin zitiert.

Zeugnisse aus den Tiefen der Antarktis

Bis zu 3,2 Kilometer tief wurde ins Eis gebohrt, das sich über mehrere hunderttausend Jahre gebildet und dabei atmosphärische Gase in Luftblasen eingeschlossen hat. Die Forscher haben die Proben aus dem Eisschild der Antarktis untersucht, mit denen sie rekonstruieren konnten, wie sich die Kohlendioxidwerte während der letzten Eiszeit verändert haben. Dabei haben sie offenbar ein Muster entdeckt, laut dem globale Klimaveränderungen mit großen CO2-Sprüngen und nordatlantische Kälteperioden - in der Wissenschaft als Heinrich-Ereignisse bekannt - parallel auftreten.

"Diese Heinrich-Ereignisse sind wirklich bemerkenswert. Wir denken, dass sie durch einen dramatischen Zusammenbruch des nordamerikanischen Eisschildes verursacht werden. Dies setzt eine Kettenreaktion in Gang, die Änderungen der tropischen Monsune, der südlichen Westwinde und dieser großen CO₂-Ausbrüche aus den Ozeanen umfasst", so Co-Autor Christo Buizert.

Die Analyse der Eiskerne zeige zudem, dass der CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre während der letzten Eiszeit um etwa 14 Teile pro Million (ppm) in einem Zeitraum von 55 Jahren zugenommen hätte. Besorgniserregend: Derzeit nimmt die CO₂-Konzentration laut den Forschern durch die hohen Emissionen der Erdbevölkerung etwa alle fünf bis sechs Jahre um diese Menge zu. "Unsere Forschung hat die schnellsten Raten des natürlichen CO₂-Anstiegs in der Vergangenheit identifiziert, und die heutige Rate, die weitgehend durch menschliche Emissionen verursacht wird, ist zehnmal höher", so das Fazit der Studie.