Hotspot in Bayern

Corona-Inzidenz über 200: Nun schreibt Rosenheim gezielt Reiserückkehrer an

29.8.2021, 17:01 Uhr
Mit gezielten Anschreiben sollen in der Stadt Rosenheim Bürgerinnen und Bürger, die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, von einer Corona-Schutzimpfung überzeugt werden. 

© Federico Gambarini/dpa Mit gezielten Anschreiben sollen in der Stadt Rosenheim Bürgerinnen und Bürger, die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, von einer Corona-Schutzimpfung überzeugt werden. 

220,2: Eine höhere Sieben-Tage-Inzidenz als die Stadt Rosenheim findet sich am Sonntag in ganz Bayern nicht. Bundesweit wies das Robert Koch-Institut (RKI) nur für die Städte Wuppertal (249,9) und Leverkusen (221,1) noch höhere Werte aus.

Deshalb greift die Stadt nun zu einem ungewöhnlichen Mittel. Wegen der anhaltend steigenden Corona-Infektionszahlen werden gezielt Einwohner angeschrieben, die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen.

70 Prozent der Neuinfektionen gingen auf Reiserückkehrer aus dieser Region zurück, die in der Heimat Urlaub gemacht oder ihre Familie besucht haben, erklärte eine Sprecherin der Stadt bereits in der vergangenen Woche auf Nachfrage. Auch das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen führt Infektionen bei Reiserückkehrern aus den Balkanstaaten als wesentlichen Grund für steigende Inzidenzzahlen an.

"Mitten in der vierten Welle"

Der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts Rosenheim, Dr. Wolfgang Hierl, teilte ebenfalls bereits vor ein paar Tagen mit, dass man sich "mitten in der vierten Welle" befinde.

"Grund für den rasanten Anstieg des Infektionsgeschehens sind neben einigen Ansteckungen auf zwei Festivals vor allem zahlreiche Reiserückkehrer", so Hierl.

Auffällig sei, dass es sich bei den Reisezielen um Länder Südosteuropas wie Kroatien, Kosovo, Albanien, Slowenien und Nordmazedonien handle. "Hier fanden zum Teil Familienbesuche statt."

Aber auch in anderen Reiseländern, wie der Türkei, Italien und Österreich, kam es zu Ansteckungen.

Zu unvorsichtig

"Unachtsamkeit, Leichtsinn und das bewusste Ignorieren der Hygiene- und Abstandsregeln" seien zusammen mit der hohen Übertragbarkeit der Delta-Variante und einer zu geringen Impfquote "die Zutaten für die Suppe, die wir nun gemeinsam auslöffeln müssen", so Hierl.

Daher wolle sich die Stadt nun mit Briefen in der jeweiligen Landessprache unter anderem an Kroaten, Bosnier und Albaner aus dem Kosovo wenden. Diese stellten in der Stadt die mit Abstand größte ausländische Bevölkerungsgruppe. In den Briefen werden die Einwohner vor allem gebeten, sich impfen zu lassen.

Laut dem zuständigen Gesundheitsamt sind 86 Prozent der gemeldeten Infektionen bei Menschen ohne Impfschutz aufgetreten.

Texte in Abstimmung

Die Texte für die Briefe würden derzeit aber noch mit dem Gesundheitsamt und dem Landkreis abgestimmt, so ein Stadtsprecher. Wann die Briefe versendet werden, hänge auch davon ab, wann diese fertig übersetzt seien.

Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit Sitz in Erlangen unterscheidet sich die Sieben-Tage-Inzidenz zwischen der Gruppe der Ungeimpften und der vollständig Geimpften im Freistaat erheblich.

Erhebliche Unterschiede

Für erstere lag sie mit Stand vom 25. August bei 110,55, für diejenigen, die bereits eine zweite Spritze beziehungswiese den vollständigen Impfschutz erhalten haben, bei 9,18.

Die Sieben-Tage–Inzidenz in Bayern ist auch am gestrigen Sonntag weiter gestiegen und liegt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) nun bei 68,5. Am Freitag lag der Wert noch bei 61,7.

Viele Städte und Kreise über 35

Ein steter Anstieg bei den Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage ist auch vielerorts in der Region zu beobachten. So kletterte beispielsweise die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Neumarkt am Sonntag auf 98,4, Mitte vergangener Woche lag sie dort noch bei 44,6. Nur noch zwölf kreisfreie Städte und Landkreise im Freistaat liegen nun unter der 35er-Marke, ab der die sogenannte 3-G-Regel greift.

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